6.2 . Phase2(14.2. — 17.2.2008) - Die ,,Zumwinkel-Affáre*
ZDF und ARD senden bereits live seit den Morgenstunden des /4. Februar vom Privathaus
von Klaus Zumwinkel. Die Online-Medien berichten nach Eintreffen der Ermittlungsbehór-
den umgehend von der Durchsuchung und die ersten Bilder des damals noch Vorstandsvorsit-
zenden der Post AG an der Seite von Staatsanwältin Lichtinghagen werden verôffentlicht. Bis
zum Mittag werden weitere Informationen über die Medien verbreitet und die Thematik
,Steuerbetrug / Steuerhinterziehung“ findet Einzug in die Schlagzeilen der Online- und TV-
Medien.
Wáhrend am Freitag, den /5. Februar die FAZ auf Seite 1 noch von einem ,, Verdacht der
Steuerhinterziehung gegen Klaus Zumwinkel^ spricht, titelt die Bild-Zeitung: ,,Eine Million
Steuern hinterzogen!" und ,Der Gipfel der Schein-Heiligkeit" auf Seite 2. Die gesamte
deutschsprachige Berichterstattung ist geprágt von der so genannten ,,Steuerrazzia" bei Klaus
Zumwinkel am Vortag. Darüber hinaus wird der Fall Zumwinkel bereits als Auftakt einer
Reihe weiterer Durchsuchungen gewertet (,,Geheimen Konten droht Enttarnung: Nur der
Auftakt für eine ganze Serie von Ermittlungen", Handelsblatt, 1) und als Musterbeispiel von
Steuerhinterziehung angeführt. Hintergründe zur Beschaffung der geheimen Daten werden
lediglich am Rande diskutiert. Es gibt erste politische Reaktionen.
Im Laufe des Freitags, 15.2., tritt das Fürstentum Liechtenstein auf die Medienagenda und
rückt stündlich immer mehr in den Fokus der Online-Berichterstattung und der TV/Hórfunk-
Medien.
Auch in den Printmedien am Samstag, den /6. Februar, wird dies aufgegriffen (, Darum
schieben alle ihr Geld nach Liechtenstein", Bild, 3). Gleichzeitig dringen über die Medien
immer mehr Informationen über den Umfang der Ermittlungen an die Öffentlichkeit. So rät
laut FAZ am Samstag, den 16.2., Finanzminister Peer Steinbrück ,,zur Selbst-Anzeige" (Seite
1). Handelsblatt Online zitiert in der Überschrift einen Ermittlungsbeamten mit den Worten:
„Nächste Woche knallt es wieder“.
Nun werden auch weitere Hintergründe zur LGT und zur „Datenbeschaffung“ bekannt. So
titelt am Nachmittag SPIEGEL Online mit der Headline: „BND zahlte fünf Millionen für
geheime Steuerdaten".
Allgemein konzentriert sich die Berichterstattung nicht mehr schwerpunktmäBig auf den Fall
Zumwinkel, sondern vielmehr auf das Thema Steuerhinterziehung in Deutschland und
mógliche betroffene Personen. Darüber hinaus bestimmen Hintergründe zur Beschaffung der
Daten und weitere Fálle bzw. Razzien die Berichterstattung. Die Medien konzentrieren sich
nicht mehr schwerpunktmäßig auf die LGT, sondern auf die Regierung und das Fürstentum
Liechtenstein allgemein. Während die Person Zumwinkel am Samstag, den 16.2., bereits in
den Hintergrund gerät, gewinnt die so genannte „Steuermoraldebatte“ an Fahrt.
In den Sonntagsmedien am /7. Februar werden die Überschriften von diesem Thema
dominiert. ,,Die fiesen Tricks der Millionäre“ titelt die Bild am Sonntag oder „Das Versagen
der Elite“ schreibt die Welt am Sonntag. Die Welt am Sonntag bezeichnet
Steuerhinterziehung als ,Volkssport". Gleichzeitig greifen die Medien politische For-
derungen nach hárteren Strafen für Steuervergehen auf. Die Thematik wird am Sonntag, den
17.2., von diversen Medien bereits als ,,der gróBte Finanzskandal der Geschichte bezeichnet.
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