oder ein europäisches Problem handelt, sowie der unbestimmte Eindruck, dass sich hier lange
angestaute Emotionen entladen hatten. Emotionen aus der seit längerem in Deutschland
geführten „Arm-Reich-Diskussion“ wie auch Emotionen staatlicher Vertreter eines Landes
gegenüber dem System eines (Fast-)Nachbarlandes.
Die seit sechs Jahren konsequent durchgeführten, teilweise ungewöhnlichen Maßnahmen in
der Kommunikation für das Fürstentum Liechtenstein — enge Zusammenarbeit mit den
nationalen Stakeholdern im Bereich Kommunikation nach auBen in der Public-Private-
Partnerschaft Stiftung Image Liechtenstein, Schaffung der Marke Liechtenstein, Maßnahmen
im Bereich der Public Diplomacy und des Nation Branding, Aufarbeitung von geeigneten
Informationsmaterialien etc. — waren im gegenständlichen Fall hilfreich, haben Liechtenstein
aber nicht auf die gegenwärtige Krise vorbereitet. Der Blickwinkel war zu einseitig inside-out
(von Liechtenstein in die Welt hinaus) gerichtet und hat schwache Warnsignale nicht
genügend ernst genommen.
In der vorliegenden Master’s Thesis wird daher der Fall „Liechtenstein und die deutsche
Steueraffáre" auf Grundlage der deutschen Medienberichterstattung aus Sicht der in engem
Zusammenhang stehenden Konzepte von Agenda Setting und Issues Management analysiert,
um die dahinter stehenden Strukturen und Prozesse aus Kommunikationssicht aufzuzeigen.
Diese Analyse erscheint der Verfasserin eine sinnvolle Basis, um darauf ein neues
umfassendes Kommunikationskonzept für das Fürstentum Liechtenstein zu erstellen. Darüber
hinaus sind die Fragen zu beantworten , Worauf müsste ein Frühwarnsystem in Zukunft
achten?“ und „Welche verschiedenen Ebenen bzw. Óffentlichkeiten müssen berücksichtigt
werden?"
Die vorliegende Arbeit hat demnach genau genommen zwei Ziele bzw. Aufgabenbereiche, die
sie untersuchen und klären will:
Erstens die Analyse, was tatsächlich geschehen ist, mit Hilfe des Modells von Wolfgang
Eichhorn ,gesellschaftlicher Themenstrukturierungsprozesse^ im Rahmen der Agenda
Setiing-Theorie und zweitens die Überprüfung, ob das Eichhorn-Modell auch auf
zwischenstaatliche Kommunikation anwendbar ist, oder anders ausgedrückt, ob es zu einem
Modell ,transnationaler Themenstrukturierungsprozesse" erweitert werden kann. Damit dient
der Fall „Liechtenstein und die deutsche Steueraffire als konkretes Beispiel, um zu
überprüfen, ob die Theorie von Eichhorn (Eichhorn als Vertreter der Agenda Setting-
Theorie), die er für gesellschaftliche Themen und Themenstrukturierungsprozesse innerhalb
einer Gesellschaft bzw. eines Staates verwendet hat, sich auch für die zwischenstaatliche
Kommunikation eignet und auch auf transnationale Themen und Themenstrukturierungs-
prozesse anwendbar ist.
In Kapitel 2 werden dazu die Konzepte von Agenda Setting und Issues Management - und
damit im Zusammenhang auch das Thema Krisenkommunikation - vorgestellt und wird auf
das Modell „Gesellschaftlicher Themenstrukturierungsprozess“ von Wolfgang Eichhorn
näher eingegangen.
Kapitel 3 fasst die übergeordnete Fragestellung, die These, die dieser Master’s Thesis
zugrunde liegt, und das Ziel der Arbeit zusammen. Die These wird hinterlegt mit einem
kurzen Abriss über die Entwicklung der Kommunikation zwischen Staaten im Laufe der