Vaduz, Samstag, den 8. August
1925 >* 59. Jahrgang - No. 63
Gutenberger Burgenspiel. Unterland. (Ein
gesandt.) Verflossene Woche ging von der Frei-
licht-Burgenspielgesellschaft Gutenberg an sämt
liche Schulen Liechtensteins eine freundliche
Einladung, es werde kommenden Samstag den
1. August für die Schulkinder Liechtensteins
eine Extra-Aufführung des „Letzten Gutenber
ger" gegeben. Diese Einladung war nur zu be
grüßen und als selbstverständlich war zu erwar
ten, daß womöglich alle Schulen derselben \
Folge leisten werden. Bei Schülerausflügen ist
i bekanntlich darauf zu achten, daß das Ange
nehme mit dem 'Nützlichen und das Schöne mit
dem Belehrenden verbunden werde. Um dies
zu erreichen, war sicherlich kein anderer
Spaziergang geeigneter, als der Besuch des
Burgenspiels vom letzten Samstag. Vom Hü
gel Gutenberg, einem der allerschönsten Punkte
unseres schönen Vaterlandes, aus ist es der >
Lehrperson ein Leichtes, infolge der herrlichen
Nundficht den Schülern so vieles aus Heimat
kunde, aus Geographie und Geschichte Zu zei
gen. Ein idealer Anschauungsunterricht! In
gleicher Weise wirkte der Besuch und die Be
sichtigung der Burg Gutenberg und des auf
geführten Freilichtspieles. Dieses behandelt
bekanntlich einen Stofs aus stürmischer Zeit
unserer heimatlichen Geschichte. Trotz des klei
nen Publikums wurde das Stück von den
Spielern so prächtig gegeben, daß die Herzen
aller Besucher, der Kinder und ihrer Beglei
ter, mit Freude und Dank erfüllt wurden.
Ueberraschend und geradezu bemühend war
die Tatsache, daß die freundliche Einladungen
von den meisten Schulen ignoriert wurden.
Aus dem Unterland waren zwar zwei Schulen
erschienen. Vom Oberland aber haben außer
den Schulkindern von Balzers alle mit Abwe
senheit geglänzt, was in Anbetracht ihrer ge
ringen Entfernung und teilweiser moralischer
Verpflichtung kaum begreiflich war. Haben
diese Schulen etwa ihren diesjährigen Spa-
ziergaang schon ins Ausland gemacht oder zur
angekündigten feenhaften Beleuchtung?