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Burgmeier: Bleibt da, Lerr Ritter, habt keine Sorge!
Das, was Ihr da hört, ist bloß die neueste Kriegslist
des Welti Wolfinger, damit die Belagerer meinen sollen,
wir könnten uns noch jeden Tag frischen Schweine
braten leisten.
(Nach und nach treten alle Bewohner der Burg auf.)
Burgvogt: Laha, das ist ja ausgezeichnet! (wieder ernst)
Burgmeier, wie lange reichen unsre Vorräte noch?
Burgmeier: (nach kurzem Nachdenken im Brusttöne der Ueber
zeugung) In vier Wochen sind wir mit Mann und Maus
verhungert.
Burgvogt: Du, Freund Wolfinger, weißt du keinen
guten Rat?
Wolfinger: Ja — Lerr Burgvogt, halten zu Gnaden,
aber verhungern tät ich nicht gern. And da tät ich
meinen, wir wollen lieber einen ehrlichen Soldatentod
sterben.
Burgvogt: Brav, Welti, das habe ich ja gewußt, daß
du so denkst.
Wolfinger: Ja und, Lerr Burgvogt, da tät ich halt
meinen, wir warten nicht mehr vier Wochen, bis wir
verhungert sind, sondern nur noch so lange, bis wir
sauber aufgegessen haben und dann machen wir einen
Ausfall und (begeistert) sterben bis auf den letzten Mann!
Alle Männer: Bis auf den letzten Mann!
(Die Frauen treten auf.)
Burgvogt: (gerührt) Ihr seid Leiden! Ja, so sei es.
Wir wollen sterben bis auf den letzten Mann. So
w-.hr uns Gott helfe!
Alle Männer: So wahr uns Gott helfe!
Kaplan: Amen! Gott segne euern Entschluß. And ich
ich sterbe mit euch. Meinen Talar werde ich mit
dem Larni(ch und das Kreuz des Gottmenschen mit
dem Kreuze des Schwertes vertauschen. Wie oft
hat es mir bitter weh getan, daß ich die Waffe in
meinen geweihten Länden nicht führen darf. Aber in
jener äußersten, bittersten Rot gelt, lieber Leiland,
wir handeln nach deinem Lerzen, wenn wir diesen Weg
gehen!