Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

Staatsanwalt: Sie gaben an. daß Sie den jeweiligen 
Geldbedarf dem Beck', schriftlich, telegraphisch oder tele 
phonisch bekannt gegeben haben; konnten Sie ohne wei- 
. teres annehmen, daß Beck Ihnen Mittel-zur Verfügung 
stellen könnte, die Sie zur Finanzierung und zum Auf- 
' bau der Filmgesellschaft und zur Gründung von Unter 
nehmungen benötigten? - Wieso konnten Sie von Beck 
annehmen, daß er Ihnen die geforderten Beträge sende? 
Walser: Ich habe nachher gewußt, daß diese Beträge 
aus diesen Wechseln sind; mittlerweile bin ich auch nach 
Vaduz gekommen. 
Staatsanwalt: Aus was für einer Ursache haben Sie 
Beck nach Rumänien kommen lassen? 
■ y ■ Walser: Weil Beck geschrieben hat, daß er in Berlin 
mit einem Holz-Konsumenten aus Amerika zusammen ge- 
. troffen sei und daß er gedenke, große Einkäufe zu mu 
chen. Ich habe ihm dann geschrieben, daß Rumänien dur 
Land der großen Holzproduktion sei; er wolle hiehe, 
kommen; das war die Ursache. 
Staatsanwalt: Da sollte also das Holz von Rumänin, 
-chis nach Amerika gebracht werden? 
Walser: Jawohl; das ist schon möglich, weil die Frach» 
- nach Amerika sehr billig ist; sie beträgt nicht mehr als 
nach Frankreich. 
Staatsanwalt: Die Sache mit dem Telegramm vom 
1. Februar an den Bankverein; Sie geben an, es seien 
■ zwei Telegramme an den Barmer Bankverein geschickt 
.worden. So weit ich mich erinnere, ist in einem Tele 
gramm vom 1. Februar schon das bereits gemacht wor- 
■ ■ den, was Sie nachträglich sagten. Das Telegramm vom 
1.. Februar lautete „Geschäft perfekt" und dann wird in 
‘ bet weiteren Folge gesagt, daß das Geld in eine bestimmte 
.Bank geschickt werden müsse, weil nur die mit Chifsre- 
- Schlüssel arbeiten könne. Waren das zwei oder war das 
ein. Telegramm? . 
‘ Walser: Das zweite Telegramm war die Antwort auf 
ein Telegramm aus Barmen. Das zweite Telegramm.hat 
° sich lediglich um die- Ueberweisungsart über eine Frank 
furter Bank gehandelt. 
Staatsanwalt: Nun über die Verwendung der Gel 
der: Haben Sie ziemlich lange Auskunft gegeben. Mir 
'"'ist in dieser Sache Eines unklar geblieben,' wie sich die 
. .Gründung dieser Aktiengesellschaften vollzogen hatten. 
"Sie haben gestern angegeben, daß diese Gelder von Ihnen 
. eingelegt wurden und daß Sie dann einen Depot-Schein 
.darüber erhielten und daß Sie auf Grund dieses Depot- 
Scheines einen Nachweis für die Leistungen bes einzu- 
'. zahlenden Aktien-Kapitales erbringen konnten. Daß dann 
- dieses Geld, einer treuhänderischen Verwaltung überge 
ben wurde und daß Sie es später wieder zurückgenommen 
.haben. Ist. das richtig? 
y .-y Walser: Ja. 
. . ." Staatsanwalt: Wieso konnten Sie da unten eine Ak 
tiengesellschaft der Form nach gründen und dann dieses 
eingezahlte Kapital der Aktiengesellschaft - wieder ent 
ziehen und für sich behalten? 
... Walser: Weil ich auch zugleich die Aktien zurückge- 
V nommen habe. 
Staatsanwalt: Also waren Sie der Allein - Inhaber 
der gesamten Aktien? 
Walser: Zuerst waren die Aktien deponiert und bei 
der Zurücknahme des. Geldes wurden auch die Aktien 
zurückgenommen von allen anderen Aktionären. 
Staatsanwalt: Von allen diesen Leuten haben Sie 
die Aktien zurückgenommen? 
Walser: Ja. 
Staatsanwalt: Sie waren also der Inhaber der ge 
samten Aktien? 
Walser: Ja. 
Staatsanwalt: Was ist mit dem von Ihnen häufig be 
stellten amtlichen Vertreter? 
Walser: Das war der Buchhalter, der von Gesetzes, 
wegen ein anderer sein mußte, der die Sache machte. 
Staatsanwalt: Hatte der Kenntnis von diesem Han 
del? . ' 
.Walser: Selbstverständlich. 
Staatsanwalt: Hatte er auch Kenntnis, daß das ge 
samte Aktien-Kapital in Ihre Privattasche geflossen ist? 
Walser: Das ist doch nicht in meine Privattasche ge- , 
flössen. 
Staatsanwalt: Sondern von dort wieder hinaus? 
Walser: Das gebe ich zu. 
Staatsanwalt: Zuerst haben Sie es für sich selbst ge 
nommen. 
Walser: Die Gesellschaft hat keine weiteren Ver- j 
pflichtungen gehabt. 
Staatsanwalt: Haben sämtliche Inhaber ihre Sachen : 
bei Herrn Walser angelegt, aber nicht sehr vorteilhaft. ! 
Walser: Es waren keine Inhaber. j 
Staatsanwalt: Ich will auf die Fischereipachtung usw. 
nicht zu sprechen kommen, obwohl es außerordentlich in-. . 
tereffant wäre, sich auch damit zu beschäftigen. Wieso ; 
konnten Sie denn, wenn Sie erst ein Jahr in Rumänien . 
waren, dort neue Industrien gründen? Sie gaben als 
Grund an, weil ich die Verluste, die ich bereits erlitten- 
hatte, aus diesem Geschäften decken wollte". Ist das rich 
tig? 
Walser: Ja. i 
Staatsanwalt: Sie haben ein Likörgeschäft gegrün 
det um andere Verluste zu decken? 
Walser: Nein. > 
Staatsanwalt: Sie haben eine Klassenlotterie in 
Aussicht genommen, um die Löcher bei der Sparkasse zu . 
stopfen; Sie haben dem Beck Wechsel übergeben, um Lö 
cher zu stopfen und die zu diesem Zwecke erhaltenen Be 
träge haben Sie unter Ihren Händen zerrinnen lassen! 
Und jetzt gründen Sie wieder Geschäfte, damit Sie wieder 
ein Loch zustopfen können und nachdem das nicht geht,. 
beschaffen Sie sich Geld zum Wiederaufbau; und nun pach 
ten Sie eine Fischerei, damit Sie dort wieder ein Loch 
stopfen können und so geht es immer weiter. Das Co- 
burger-Geschäst wurde auch nur gemacht — um wie ge 
sagt — Verluste zu decken. Ist Ihnen bei diesen ganzen 
Geschäften nicht einmal im stillen Kämmerlein doch der 
Gedanke gekommen, daß möglicherweise die gesamten; 
Spekulationen nichts sein werden, zusammenbrechen, und i 
daß der Verlust noch ein größerer sein wird? 
Walser: Ich kann mich nicht an alle meine, Gedankens 
erinnern, die ich gehabt habe. - \ 
Staatsanwalt: Aber ich glaube, daß es sie manches-, 
mal geplagt hat. Sie befaßten sich dann in Berlin mitl 
den Verhandlungen des Ankaufs der Coburger-Gütert
	        

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