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Bdrte der Bank eine Provision von RM 5832.—
angeboten, also eine Provision von mehr als
6o/o der Gesamtsumme, wodurch sich der Diskont
satz, nicht eingerechnet Spesen und Stempel aus
die Summe von frs. 2691.50 und RM 5832.—
= 22.867% für 95 Tage. Insgesamt verblieb aus
dem Diskonterlös nach Abzug der Zinsen, Pro
vision, Stempel und Spesen RM 88.402.60 oder
frs. 109.760.—. Von RM 88.402.60 wurden an
Finkelstein RM 10.000.— an Provision bezahlt,
13.390 — behielt Carbone für sich, also vom Ge
samterlös heute 15%.
Es liegt also auf der Hand, daß bei einem
Satz von annähernd 23%' der Angeklagte sich
dessen vollkommen bewußt sein mutzte, daß es
sich in diesem Fall um gesetzwidrige Diskontie
rung handle, weil keine Bank mit einem Satz von
23% Geld aufnimmt. Dies umsomehr, als der
Angeklagte sich, kaufmännischer Kenntnisse in größ
tem Umfange rühmt.
Am 17. August 1927 kam Carbone nach Va
duz. Dort wurde er mit den tatsächlichen Ver
hältnissen und Zusammenhängen vertraut ge
macht. Mit aller.„Unmißverständlichkeit" wurde
ihm deutlich gemacht, um welche Operationen es
sich handle, daß es die Geldbeschaffung, erforder
lich zum Zwecke der Regulierung der gegen Wal
ser und wegen Walser eingegangenen. Verbindlich
keiten erfolgte: Bei dieser Besprechung im August
1927 erhielten Carbone und Millner das Spar
kasse-Gesetz,' aus dem die beschränkte Kompetenz
Thönhs ersichtlich war. Er wurde auch daraus,
aufmerksam gemacht, von dieser Bestimmung nir
gends Mitteilung zu machen und es nirgends zu
verwerten, damit die Verkorrektheiten Thönhs
nicht zum Vorschein.kommen.
Wenn also Carbone sich auf guten Glauben
hinausreden will und' jeden bösen Vorsatz leug
net, so ist dem entgegenzuhalten, daß er selbst
zugibt, daß ihm ans Herz gelegt wurde, die Wech
sel nicht in der Nähe von Liechtenstein zu platzie
ren, er hatte die Räume der Sparkasse gesehen
und es war ihn, ausgefallen, daß eine so kleine
Bant sich in Geschäfte, so großen Umfanges ein
lasse und daß die Bank nicht einmal im Banken-
almanach ausscheine. Die Kleinheit der Bank und
die Größe der Engagements gegenüber Walser
mache ihn stutzig. Besonders siel ihm aus, daß für
seine Vermittlertätigkeit ihm solche Bonifikatio
nen zukamen. Dagegen will er aus dem — frei
lich viel späteren Umstande, daß die österr.
Creditanstalt die Wechsel aufnahnr, sich beruhigt-
haben. Hätte er wirklich aus den: Bankgesetz ge
sehen, welch enge Grenzen der Tätigkeit des Thö
nh gesetzt waren und wäre es wahr, daß. er sich
mit leeren Worten darüber trösten ließ, hätte
ihm dann nicht ausfallen müssen, daß auch die
Tätigkeit des Verwaltungsrates ebenso eng be
grenzt war? Zu solchen Geschäften besaß ja nicht
einmal .der Verwaltungsrat Kompetenz.
IX.
Ungeachtet dessen übergab' er der deutsch-öster
reichischen Wirtschastsbank zwei Blankoakzepte der
Liechtensteinischen Bank zu treuen Handen und
am 26. August, nachdem er sich in Vaduz alle
dortigen Kenntnisse über, das Ganze erworben
.hakte und.Thönh bestimmt hatte, ihm Kredit zu
gewähren, brachte er sie zum Diskont. Zuvor hat
te er der Anglo Deutsche Commerce Company
15000.— RM Provision zugestanden, woraus Zin
sen und Spesen zu tragen waren. Es verblieben
also von RM 150.000.— in zwei Akzepten RM
135.000.—, diese Diskontierung erfolgte in der
zweiten Hälfte, des August..
Aus diesem Gesamtbeträge erhielt Beck RM
90.000.— über deren Verwendungder Deckkonto
beim Schweizerischen Bankverein in Zürich Aus
kunft gibt. v
RM 43.000.— rund erhielt Carbone für sich,
woraus an Millner Provision RM 6.000—, den
Rest hatte er unter falschen Vorspiegelungen von
Thönh für sein Lampenpatent, das angeblich un
mittelbar vor der Verwertung, stand, erhallen.
- -X. . '
Carbone hatte aber mit diesen Geldern noch-
nicht genug. So verleitet er Thönh zu weiteren
Diskontierungen. Zu diesem Zwecke stellt Thönh
zwei weitere Wechsel über je frs. 186.000.— aus,
die Beck beim Bankhause A. Busse diskontiert.
-Der Diskont wurde auf 9 Monate im voraus ab
gerechnet zum Satz von 9%, der wohl unter Pri
vaten, nicht aber unter Banken üblich war. Ueber-'
dies sicherte Carbone noch 1% Provision zu, so-
daß der Satz eigentlich für-9 Monate 15% be
trug.' :
Wird überdies noch die Provision von rns-
gesamt 24.000:— RM dazu gerechnet, so ergibt
sich ein Zinssatz tiott 25.874%. Dazu kommt noch,
daß tatsächlich 59.000.- (neunuydsünfzigtausend)
RM Carbone selbst für sich in Anspruch nahm;
der der Bank, Walser und Beck zusammengenom
men, zufließende Betrag von RM 60.000.— be
trägt nur V 9 oder wenn der Betrag zur Deckung
der ersten Diskontierung auch noch mit einge
rechnet wurde, etwas über 50%.. Die bloße. Be
trachtung der Zahlen schließe es vollkommen aus,
daß der Behauptung Carbones, er sei in gutem
Glauben gewesen, irgend noch ein Glaube bei
gemessen werden kann.
In Wirklichkeit hat Carbone aber nicht, wie'
vorgegeben, die Beträge- für sein Lampenpatent
verwendet, sondern zur Deckung- eigene'rEerbind-
lichkeiten. Er hat also Thönh und durch Thönh
die Sparkasse in Irrtum geführt, wodurch diese
Schaden leiden sollte.
Daß das Lampenpatent bei dieser Diskontie
rung nur eine Finte wär, ergibt sich auch aus -dem
einen Umstand, daß Carbone an Millner übertrie
ben hohe Provisionen zu zahlen verpflichtet war,'
weil Millner ihm"'durch die Blume zu verstehen