Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

interessiert, was nach dem Gesetze Ihre Aufgabe als Mit 
glied der Kontrollstelle gewesen wäre? 
Walser: Das. weiß ich nicht mehr. ' 
Staatsanwalt: Sie waren als Mitglied des Landta 
ges an der Schaffung des Sparkassengesetzes mitbeteiligt? 
Walser: Nur bei der Abstimmung, sonst nie. 
Staatsanwalt: Waren Sie bei der Beratung auch 
dabei? 
Walser: Das war eine Kommissionsberatung, da war 
der ganze Landtag als Kommission dabei. 
Staatsanwalt: Waren Sie dort auch dabei? 
Walser: Geschaffen wurde das Gesetz von Prof. Land 
mann. 
Staatsanwalt: Und so wie es geschaffen wurde, hat 
man es angenommen oder wurde doch einmal im Land 
tag gesprochen, ob diese Bestimmungen alle so geeignet 
waren? 
Walser: Ich kann mich nicht erinnern. 
Staatsanwalt: Nun sagen Sie, Sie hätten die Kon 
trolltätigkeit nur ein- oder zweimal ausgeübr? Sie ga 
ben an, daß Sie sie nur ausübten bis 1926. Warum ha 
ben Sie sie nachher nicht mehr ausgeübt? 
Walser: Ich war nicht mehr hier.' 
Staatsanwalt: Sie waren doch ab und zu einmal 
hier? Warum haben Sie, wenn Sie diese Stelle nicht 
mehr ausgeübt haben, nicht auf das Mandat verzichtet? 
Walser: Ich brauchte nicht auf das Mandat zu ver 
zichten, in dem Momente wo ich weggehe, da haben an 
dere Stellen zu sorgen, einen Ersatz zu schaffen. 'Ich oin 
auch gegen meinen Willen als Kontrollstelle gewählt wor 
den. Ich habe die Mitglieder ersucht, sie sollen mich nicht 
wählen. 
Staatsanwalt: Haben Sie es aber angenommen? 
. Walser: Ich mutzte es annehmen als Mitglied des 
Landtages. 
Staatsanwalt: Und nun kommen wir zum Fall 
Brugger. War Ihnen aus der Vorgeschichte-Bruggers 
etwas bekannt? 
Walser: Ich meine so wie es sich nachträglich heraus 
gestellt hat, nicht. 
Staatsanwalt: Wutzten Sie, Äatz er aus Deutschland 
flüchtig war damals, als Sie mit ihm zusammentrafen? 
Walser: Ja, ich mutzte es. 
Staatsanwalt: Wutzten Sie den Grund, weshalb er 
flüchtig war? 
Walser: Ja, ich wutzte, datz er wegen fiskalischen Grün 
den dort Differenzen m.l der Behörde hatte: ' 
Staatsanwalt: Die Differenzen sind unangenehmer 
Art gewesen, weil er zu über 1 Million Mark verurteilt 
war. Das nennt man keine Differenzen mehr. 
Walser: Solche sind viele im Auslande. 
Staatsanwalt: Also Sie wutzten aus der Borge 
schichte Bruggers, datz er wegen fiskalischer Delikte aus 
Deutschland fort mutzte? Kannten Sie den Weg ded Gu 
tes Wolfszennen irgend ein Interesse Bruggers? 
Walser: Ich weitz nicht, was Sie mich fragen wollen. 
Staatsanwalt: Das lassen wir auf einen späteren Zeit 
punkt. 
Staatsanwalt: Damals schufen Sie zusammen mit 
Brugger Ihre Firma Walser u. Brugger, Sie wutzten, datz 
das Ledergeschäft Ihnen damals Verluste brachte, wenn 
das richtig ist/was Sie angegeben haben ? 
Walser: Die Berluste sind nicht in dem Sinne gedacht, 
datz im Ledergeschäft fortwährend Berluste waren. Ich 
habe protokolliert, datz in dem Geschäfte auch Verluste ent 
standen sind. 
Staatsanwalt: Sie dürften nicht ganz richtig fein. Sie' 
haben angegeben, das Ledergefchäft brachte Verluste. 
Walser: So wie ich es in dem Sinne gesagt habe,-wie 
ich es protokollierte. 
Staatsanwalt: Dann ist das nicht richtig geschrieben. 
. Walser: Das weitz ich nicht. 
^ Staatsanwalt: Das müssen Sie doch wissen, wenn ich 
es vorlas, ob das richtig geschrieben oder nicht richtig ge 
schrieben war? Sie haben damals angegeben, das Le- 
dergeschäst bringe Verluste. 
Walser: Ich habe gesagt, Herr Staatsanwalt, in wel 
chem Sinne ich das auffasse. 
Staatsanwalt: Dann gaben Sie gestern an, datz Sie, 
ohne eiye Bilanz zu sehen, lediglich aus Grund der An 
gaben Bruggers,' sich mit ihm verbunden haben. 
Präsident: Entschuldigen Sie, datz ich Sie unterbreche 
(liest Protokoll vom 22. Juli, Nr. 59, Seite 131). 
Staatsanwalt: Nun konnten Sie dann, wenn Sie 
schon das Lederwarengeschäft Kanuten, wenn Sie sagen,' 
datz es auch Berluste brachte, selbst wenn ich Ihrer heuti 
gen Auslegung folge, konnten Sie dann ohne weiters le 
diglich auf Grund von Angaben von 3 Personen solche Ge 
schäfte machen, sich wieder verbinden ohne eigene Mittel? 
Walser: Brugger hat mir erklärt, datz ich keine Bar 
mittel meinerseits brauche. 
Staatsanwalt: Sie mutzten aber sofort bei Beginn sich 
einen Kredit beschaffen. 
Walser: Nein. „ ' 
Staatsanwalt: Unmittelbar, nach Beginn mutzten.Sie 
sich einen Kredit beschaffen von der Genossenschaftsbank. 
Walser: Das war später. 4)er Kredit bestand schon 
in gewissem Umfange. 
Staatsanwalt: Wann sind Sie eingetreten? 
Walser: Ich weitz es nicht auswendig.' 
Staatsanwalt: Das werden wir dann feststellen. Sie 
haben gestern angegeben, datz Brugger Ihnen dieses Ge 
schäft als sehr gewinnbringend und risikolos bezeichnet 
hat. Haben Sie sich auf Grund dieser Zusicherung mit 
ihm verbunden? Es fällt mir nämlich aus, darum frage 
ich Sie. datz bei allen diesen Geschäften immer von risiko 
losen Geschäften die Rede ist. Nun, als Sie Thöny um 
die Bürgschaft bei der Schweiz. Genossenschaftsbank zu 
Gunsten des von Walser und Brugger aufzunehmenden 
Kredites angingen, wutzten Sie da, ob das gestattet sei 
oder nicht? 
Walser: Ja, das.wutzte ich.' 
Staatsanwalt: Was, was. Datz es von Thöny eine 
Kompetenzüberschreitung ist? Wutzten Sie vielleicht auch, 
datz Sie als Mitglied der Kontrollstelle dafür zu sorgen 
hatten, datz so etwas nicht geschieht? 
Walser: An das habe ich nicht gedacht. 
Staatsanwalt: Haben Sie überhaupt nicht daran ge 
dacht, datz Sie Mitglied der Kontrollstelle waren? 
Walser: Das weitz ich nicht. 
Staatsanwalt: Thöny gab an, datz diese Kredite nur 
für kurze Zeit gedacht waren. Wieso konnten Sie dann
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.