Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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Präsident: Wir wollen beim 8000er bleiben. Der 
Schwarzwald, hat von Ihnen Unterschriften verlangt? 
.. sWalser: Ja. 
Präsident: Bon der Existenz des Wechsels haben 
Sie vorher nichts gewußt? 
Walser: Nein. 
Präsident: Sie haben dem Schwarzwald gesagt, er 
dürfe das Geld nicht dem Tarbone, sondern/nur Ihnen 
auHahlen. Und das hat er dann getan? 
Walser: Ja. 
Präsident: Erinnern Sie sich nicht mehr über die 
Berteilung? =- 
Walser: Nein. 
Präsident: Tarbone hatte vorgezogen bei Schwarz- 
wald 1000 Schilling - und dann hat Tarbone noch er 
halten an bar 500, Justus 1000 Schilling, tapfe 
rer 1200 Schilling und Sie 2300 Schilling, das sind 
ca. 6000 Franken. Sie haben den Schwarzwald eigent 
lich nicht zur Wechseldiskonti:reng in erster Unte auf 
gesucht. Es interessiert mich noch, zu wissen, welche son 
stige Stellung Schwarzwald einnahm.. In dieser Zeit 
waren die Verbindungen mit dem Barmer Bankverein 
stark erschüttert und Sie suchten in Wien eine neue Fi 
nanzgruppe für das -Rumänische Klassenlotteriegeschäft. 
Dieser Schwarzwald hätte Ihnen um die nötige Ver 
bindung schauen sollen, wie es in der Prozedur darge 
legt wird. 
Walser: Ls ist nicht so. Schwarzwald habe ich 
kennen gelernt, weil er der Vermittler des tapferer 
Wechsels war. 
Präsident: Damals bestanden noch die Beziehun 
gen mit dem Barmer Bankverein, nicht wahr? 
Walser: Nein. Barmen hat schon Ende Juli 1927 
das Darlehen nicht mehr verlängern wollen. 
Präsident: Und Ende Dezember 1927 auch wieder 
nicht. 
Walser: Davon weiß ich nichts. 
Präsident: Hat es dann schließlich aus Interven 
tion des Nico Weck getan gegen einen bedeutend hö 
heren Zinsfuß. Dann haben Sie mit der Wank kor 
respondiert darüber. Sie haben sich aus den Stand 
punkt gestellt, wenn sie die Rüctzahlung des Geldes 
verlange, falle auch der übrige Vertrag dahin. Bar 
men hat sich auf den Standpunkt gestellt: Nein, wir 
verlangen das Geld, trotzdem bleiben wir an dem 
allenfollsigen Zustandekommen an der Konzession des 
Lotteriegefchäftes für Rumänien beteiligt. Wozu das? 
' Nun wird behauptet in der Prozedur, Sie hätten tap 
ferer gesagt, daß man mit neuen Finanzkreisen in 
Wien anknüpfen will durch diesen Schwarzwald, um 
Geld aufzunehmen für die Durchführung des Lotte 
riegeschäftes. 
Walser: Der tapferer hat den Schwarzwald ge 
bracht und gesagt, der Schwarzwald habe Verbindun 
gen in de» Finanzwelt und er würde sich interessieren 
.für die rumänische Sache. 
. Präsident: Wenn die Beziehungen nach Ihrer Auf 
fassung mit Barmen nicht erschüttert waren, warum 
haben Sie trotzdem in Wien mit Finanzkreisen ver 
handelt ?■ . 
Walser: Ich habe 50 Prozent gehabt vom Rein 
gewinn der rumänischen Klassenlotterie. 
Präsident: Welchen Zweck hatte es, - eine Interessen 
gemeinschaft unter Vorschüssen? 
Walser: Das weiß ich nicht. Ich habe keine Vor 
schüsse verlangt. 
Präsident: Sie haben doch keine Veranlassung, 
eine Interessengemeinschaft mit einem andern abzuma 
chen, mit einer Bank zu verhandeln, nur um den Ge 
winn dieser Bank zu teilen. Sie haben offensichtlich 
finanzielle Hilfe haben wollen. 
Walser: Wenn das Geschäft zustande gekommen 
und 'das Unternehmen .gegründet werden sollte selbst 
verständlich. Aber ich habe für mich Geld verlangt, 
für das Geschäft unten. Ich meine, das ist meine größte 
Privatangelegenheit, wenn -ich meinen Teil eventuell ver 
kaufe oder jemand gebe, aus dem ich Nutzen ziehe. 
Präsident: In was hätte dieser Nutzen Ihrerseits 
bestehen sollen? 
Walser: Erstens wäre nicht wahr die Uebernahme 
dieser Barmerschuld aus dem Konsortium und dann 
die Ablösung meines Gewinnanteiles. 
Präsident: Nun bei diesem Schwarzwald? Haben 
Sie weitere Wechsel .gegeben? - 
Walser: 8000 hat er von Tarbone und dann von 
den andern Abschnitten habe ich ihm 2' gegeben zur Dis 
kontierung und Id er Diskonterlös hätte auf das'Konto 
des Schweizerischen Bankvereins geschickt werden sollen. 
Präsident: Wie hoch waren diese Beträge? 
Walser: Das weiß ich nicht mehr, 15 und 30,000. 
Präsident: 100,000 und 30,000. 
Präsident: Welche Diskontierungsoereinbarungen 
sind mit ihm getroffen worden? . 
Walser: Ich weiß das nicht mehr. 
Präsident: Sie haben im Verhör angegeben, 
Schwarzwald hätte nur eine Vermittlerprovision er 
halten und der Diskonterlös wäre auf das Konto 
Beck beim Schweizerischen Bankverein einzuzahlen ge 
wesen. Diese beiden Wechsel von 100,000 und 30,0.00 
sind dann nicht diskontiert worden. Sie haben ferner 
angegeben, daß Sie dem Schwarzwald vor Ihrer Ver 
haftung geschrieben hätten, er solle- die Diskontierung 
unterlassen. 
Walser: Telephoniert und telegraphiert. 
- Präsident: Der Wechsel mit 100,000 ist dann von 
Wien nach Buchs gewandert unh. offenbar bei-der Kan 
tonalbank - gelandet, wo Informationen eingeholt wur 
den. 
Thöny: Das war anfangs Juni. 
Präsident: Der 30,000er ist auch mcht, wenigstens 
bis jetzt nicht wahrnehmbar, diskontiert worden. Sie 
haben also 8000 Franken Schwarzwald diskontiert, 
100,000 Schwarzwald und 30,000 Franken Schwarz 
wald. Dann haben. wir ' Kapferer 20,000, 1000 «und 
Kapferer ein Darlehen von 5000. 
Walser: Wieviel? 
Präsident: Von diesen 20,000 Schwarzwald, ken 
nen Sie das. weitere Schicksal dieser Akzepte nicht? 
.Walser: (antwortet nicht) 
Präsident: Für das Akzept von 20,000 will 
Schwarzwald dem.Kapferer 27,000 Schilling in größern 
Teilbeträgen übergeben haben. Kapferer sagte, er habe 
von Schwarzwald in Summa 25,140 Schilling erhal 
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