Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

Walser: Nein, das Auto war dem Bauer. 
Präsident: So, der Angestellte besaß ein Auto? Und 
dann Haben Sie auch noch große Aufwendungen für die Fa- 
° milie gehabt. Ich erinnere Sie daran, daß die Familie bei 
Ihnen wohnte vom 8. Juli 1927 bis 1. Dezember 1927, 
also ein volles halbes Jahr. Dann haben Sie auch für die 
Erziehungskosten Ihrer Tochter Aufwendungen gehabt. Wenn 
Sie auswärts waren, in Berlin, in Prag, in Budapest und 
Wien,.Vaduz, Zürich, bei Würzweiler, oder auf Reisen wa 
ren. . 
Walser: Ich war nur einmal in Wien. . 
Präsident: Sie sind anfangs Jänner 1928 von Vaduz 
über Berlin nach Wien und Rumänien gereist. 
Walser: Die 16 000 Franken haben sich beim Untersuch 
ungsrichter aber lediglich auf Rumänien bezogen. 
Präsident: Es heißt Lebenshaltungskosten und Reise- 
spesen. 
Walser: Das war vom Dezember 1926 bis Mai 1927. 
Präsident: Hier ist keine Einschränkung gemacht worden. 
Es erscheint' von vornherein unglaubwürdig, daß sic- mit 
16 000 Franken auskommen konnten. 
Walser: In Rumänien ja.. - - 
Präsident: Nach Ihren Ausschreibungen sind verbliebeil 
200 000 Schweizerfranken. Sie haben allerdings gesagt, daß 
-Trinkgelder und Spesen nicht genau allgegeben werden kön 
nen. Das ist auch klar, wenn Seine Buchhaltung geführt wird, 
dann kann man darüber keinen absoluten Nachweis geben. 
Wieviel hat Vasilesku als Treuhänder und Vertreter bekom 
men?. 
Walser: Gar nichts. 
Präsident: Keinen Vorschuß, nichts? 
Walser: Nein. 
- Präsident: Warum nicht? 
Walser: Weil er nichts verlangt hat. Er hat Aktien be 
kommen von der Banka Agricola. Da wäre er mitbeteiligt ge 
wesen. Aber er hat nichts bekommen. 
Präsident: Wieviel hat Atanasiu für seine Txeuhänder- 
schaft bekommen? 
Walser: Der hat auch nichts bekommen,. lediglich seine 
Auslagen. ' ' '- 
Präsident: Nun haben Sie die Reserven von 200 000 
Franken wie folgt verwendet: Dem Barmer Bankverein ha- 
ben Sie Zinsen bezahlt. Thönh hat gestern darüber gesprochen, 
18 620 Mark. Das behaupten Sie. Haben Sie das selber ver 
fügt? 
Walser: Nein, das habe ich nicht verfügt. 
Präsident: Nun die Industrie de Filme Romana. Er- 
zählm Sie. uns über, diese Gründung. Da sollen 180.000 
Schweizerfranken aufgebracht worden fein.' Erzählen Sw uns 
hierüber. 
Walser : Das war so. Die Gesellschaft wurde im Sommer 
192.7 gegründet, nachdem bereits die Kursverluste vorhanden 
warm. Und so habe' ich Bauer Vorstellungen gemacht, das sei 
unhaltbar. Die Konzession sei noch nicht da, es müsse etwas 
geschehen. Die Verluste könne ich nicht decken, er solle schauen,' 
wie er sie "decken'könne. Also ein hin und her. schließlich 
und endlich kommt er eines Tages mit der Idee für -einen 
Film. Ich habe mich zuerst nicht entschlossen. Nach '10 oder 
14 Tagen hat'er neuerdings von diesem Projekte gesprochen 
und hat mir gesagt, wenn ich das Geld dazu hergebe, würde 
er dafür sorgen, daß innerhalb drei oder vier Monaten die 
Sache liquidiert werden könne. Er habe Erfahrung auf dem 
Gebiete, er hat mir Photographien gezeigt,' wo er'schon ähn- 
liche Sachen gemacht habe und schließlich und endlich hchbe ich 
unter dem Drucke des Verlustes und unter der Voraussetzung, 
daß man vielleicht doch auf diese Weise die Berufte decken 
sonnte, nachgegeben. Er hat es übernommen, die Sache später 
eventuell zu finanzieren oder aber für den Absatz an sorgen. 
Vorausschicken möchte ich noch, daß er bereits.einen Anfang 
gemacht hatte, bevor ich meine Einwilligung gegeben habe. 
Er hatte bereits einen Operateur engagiert, bereits mit einem 
Regisseur einen Vertrag abgeschlossen, hatte.bereits ein Sujet 
von einem Schriftsteller gehabt^ mit dem er, glaube ich^auch - 
einen Vertrag hattä Dst: Sache war, kurz und gut, bereits 
im Gange. Die Summe, die er genannt Hatte für die Aus-- 
führung des Filmes, ist mir nicht genau präsent. Auf' jeden 
fzall keinen Teil von dem was er später kostete. 
Präsident: Hat er nicht auch seine finanzielle Beteili 
gung zugesagt? 
Walser: Ja. ^ • 
Walser: In welchem Maße? 
Walser: Halb lind halb. - 
. Präsident: So haben Sie auch in der Untersuchung ge 
sprochen. 
Walser: Es hat sich dann herausgestellt, daß man mit. 
diesen primitiven Mitteln und gegenüber der Annahme, daß, 
man mehr Sonnenaufnahmeii machen kann als interieur, daß 
entweder mehr investiert werden muß, oder aber' daß die be- 
reits investierten Werte verloren sind. So kam der Stein' 
ins Rollen, und es ging immer weiter und weiter, bis schließ 
lich und endlich im Herbst Bauer mach Deutschland, wie.abge,- 
macht fuhr, um die Sache zn verkaufen und in Deutschland 
die Kopien Herstellen zu lassen. Die Originale hat er mit 
nach Deutschland, um Kopien herstellen zu lassen, weil in 
Rumänien nicht eine so gute Anstalt ist, und von Deutschland 
aus sollte er die Kopien-nach der Schweiz, nach Oesterreich, 
nach Frankreich etc. verkaufen und den Erlös an mich über 
weisen^ Er war eine Zeitläng in Deutschland und hat gesagt, 
er brauche noch so und. so viel Geld zum Kopien herstellen 
lassen. Kurz und gut. wir sind dadurch, daß er nicht fähig 
war, die Sache in so rascher Zeit abzustoßen-und dadurch, 
daß er wieder Geld von mir verlangte, auseinander gekom 
men. Ich habe ihm dann geschrieben, daß'er von mir-Geld 
verlangen würde,' wo er'doch versprochen hatte,'die Sache 
.zu finanzieren. Das war der. Schluß des Liedes. ■ : ' 
Präsident: Bauer hat Ihnen gesagt, daß man in Rü- 
'mänien vorteilhafter köpiere als in Deutschland,' er hätte 
gratis Leute zur Verfügung. 
Walser: Ja. die ständen auch zur Verfügung. 
Präsident: Seine Freundin Lilli Floor würde mitarbei 
ten und es würde, was in Deutschland aus 50 000 Franken 
zu stehen käme, mit 15 000 Franken abgewickelt werden kön-' 
nen? ' > - 
Walser: Ja. 
Präsident: Aber hören Sie, Sie waren doch nicht Fach 
mann, Sie sind- doch wiederholt von diesem Bauer mit un- 
' richtigen Angaben, um nicht m e h r zu sagen, bedient worden.. 
Sie wußten,'.daß er kein vertrauter Gaul, wie man sagt, 
war? 
Walser: Wissen Sie, Herr Präsident, unter dein Drucke' 
'der Verluste, die entstanden wären, kann ich nicht mehr den 
Gefühlen Ausdruck geben, die mich, verleiteten, die Sache mit 
ihm zu inachen. Andere Menschen kannte ich' unten nichts
	        

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