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- Präsident: Das ist nicht die Beantwortung der Fmge, die
ich gestellt habe. Damit erklären Sie, das; Sic persönlich an
sich gutgläubig gewesen seien, aber damit haben Sie . nicht
mbine Frage beantwortet wonach ich von Ihnen wissen wollte,
ob nicht in Ihrer persönlichen Einstellung zu Thöny schon eine
besondere Beeinflußung gegenüber Thöny bestanden hat.
Walser: Nein, der Auffassung war ich nicht.
' Präsident: Darüber waren Sie n.icht bewußt, daß Sie
an und sür sich schon großen Einfluß gehabt haben?
Walser: Nein, daran habe ich nicht gedacht.
Präsident: Thöny hatte restloses Vertrauen in Sie. Die
ses .Vertrauen hat ihn vielleicht veranlaßt, Ihrer Zuniutung
oder Ihren Bitten zu entsprechen.
Dr. Benzer: Ich möchte zur Aufklärung wissen, ob diese
Posten Kapp und Bauer etc., von denen Herr Walser spricht,
daß er Ihnen hätte helfen wollen diese zu decken, ob Thöny
für diese Posten verantwortlich war und warum? Trugen
Sie oder oder haben Sie die Verantwortung sür diese Posten
getragen, daß man Ihnen hätte helfen müssen? .
Thöny: Die'Landesbank wäre, zu Schaden gekominen.
Benzer: Aber nicht Sie persönlich. '
Präsident: Hat der Verwaltungsrat diese Kredite bewi-
ligt?
Walser: Sie sind bewilligt worden gegen Hinterlegung
von Zentröfagaktien Kapp und Bauer.
Präsident: Ohne Genehmigung des Verwaltungsrates?
Walser: Diese Aktien sind zugrunde gegangen, damit ist
der Kredit ungedeckt gewesen.
Präsident: Aber das waren nicht so große Kredite, daß
man noch einmal 300 000 Reichsmark riskieren konnte. Das
tonnten höchstens untergeordnete. Motive gewesen sein, die
Landesbank wieder zu engagieren. -
Walser: Nein, das waren keine untergeordneten Motive,
das war nicht als. Verausgabung gedacht.
Präsident: Nun, Walser, haben Sie den Bauer dainals
noch nicht gekannt?
Walser:-Bauer war bei der 1. und bei der 2. Lotterie
dabei gewesen. 7
Präsident: Man hat sich Bemerkungen gemacht, man hat
int ganzen Lande die Haltung Bauers unter allen Beteiligten
kritisiert. Trotzdem haben Sie. Bauer als besonderen Ver
trauensmann für' rumänische Sache gewählt. Waren Sie der
Auffassung, daß Bauer unantastbar sei?
- Walser: Ich war nicht der Auffassung, daß Bauer un
antastbar sei, aber der Auffassung, daß er die Verhältnisse un
ten kenne und weil er ein ganz gewiegter Katifmann ist und
weil auch die Klassenlotterielente intern immer besser standen
als nach außen. Ich hatte keiye Veranlassung zii glauben, daß
Bauer nicht selbst in der ehrlichen ?lbsicht die Konzession er
reichen wollte, um zuletzt auch seinen Verpflichtungeil hier
nachzukommen'und uns aus diesc-Art und Weise einen Dienst
erweisen- wollte. Ich, hatte guteil Grund, anzunehnien, daß
Bauer nur darum zu tun war, mich und die Bank in ein
Geschäft hineinzureißen.
Präsident: Wir kommen zur Besprechung über die Dis-
positton.dieser 300 000 Reichsmark. Daß das Geld nicht ver
wendet werden dürfe, bevor die Konzession bewilligt sei,- das
ist doch mit dein Barmer Bankverein und Thöny vereinbart
worden, oder nicht?
Walser: Fa.
Präsident: Ueber das Geld ist trotzdem vor Bewilligung
der Konzession verfügt worden?
. Walser: Ja.
• Präsident: Und zwar über 150 000 Reichsmark schon
gleich ain Ansailg und über den Rest auf das Telegramm vom
1. Februar aus Rumänien an den Barmer Bankvereiil. Wol
len Sie sich nun aussprechen über die Gründe, die sür die
vorzeitige Abhebung des Geldes maßgebend waren.
Walser: Die ersten 140 000 oder 160 000 Franken.
Präsident: Nicht Reichsmark? :
Walser: Ich glaube, es waren Franken, das Konto
lautete auf Franken, nicht auf Mark.,
Präsident: Sie haben das Konto unten umgewandelt in
Franken? ' *
Walser: Das hat der Barmer Bankverein gemacht. Ich
habe das Konto übernonnnen in Schweizerwährung.
Präsident: 300 000 Reichsmark, das sind zirka 369 000
Franken. - .
Walser: Dann wurde ein Betrag von'mir abdisponiert,
aber nur in der Form, daß ein zweites Konto errichtet wurde.
Verfügt wurde nicht über einen Rappen. Es wurde lediglich
das Geld in zwei Konti zerlegt, und mit diese« zweiten
Depotschein wurde den Leuten gezeigt, daß bereits Geld hier
sichergestellt ist, daß man nicht mit leeren Händen um die
Konzession zu werben konune. Weiters verfügt winde dazu-
nial über das Geld noch nicht.
Präsident: Für was hätte das Geld verwendet werden
sollen?
Walser: In Rumänien kostet jede Konzession, ob sie'von
Privaten oder staatlich erworben werdeir will, Geld.
Präsident: Das Geld wurde also zur Deckung von ge
wissen Anslagcn zur Erhaltung der Konzession verwendet?
Walser: Ja.
Präsident: Inwiefern, was für Auslagen waren da zu
decken?
Walser: Die Leute, die sich für eine Konzession bemüht
habeil, wollen bezahlt sein.
Präsident: Daß Sie Valejan bezahlen mußten, war klar.
Walser : Auch diejenigen, die ja oder nein zur Konzes-
sioiiserteiliilig zu sagen haben, müssen bezahlt sein.
Präsident: Sie haben also das Konto von 369 000 Fran-
hen halbiert, 150 000 auf ein zweites Konto überwiesen, um
damit sich Ihren Leuten, ausweisen zu können, daß wirklich
Geld da sei. Dann hätte ein gewisser Bettag noch verwendet
werden sollen als Garantie nach Erteilung der Konzession?
Walser: Ja.
Präsident: Nun, später ist das Geld überhaupt' frei ge-
gegeben worden und von Ihnen deponiert worden. Wie ge
schah das?
Walser: Ja. das war im März 1927. Im März 1927
kam Bauer zu mir unten und hat gesagt, ich meine, es waren
die Tage vorher verschiedentliche Besprechungen und ich habe
gewußt, daß niein Offert über die Konzessions'erteilung bereits
im Miiiisterrat vorgelegen hat, weil ich das Programm ge-
fohen habe und auch bezüglich dieser Vorlage bereits im Jn-
neilministcriiim vorstellig geworden bin, und dann hat man
die Tage vorher gehört, der Auftrag des Ministers an das
Innenministerium, die Konzession kann erteilt werden, sei
stündlich zu erwarten. Dann kam Bauer zu mir und hat ge
sagt, jetzt, ist die Konzession bereits zugesagt. Bauer war im ‘
Ministerium. Ich habe gewußt, daß Bauer im Ministerium
aus- und eingehen kann, wie er will und ich auch. Ich
habe danll sofort einen Bekailllten antelephoniertUnd bin
mit ihm hingegangen und hat man gesagt, die Sache stimme.