Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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des Krieges, sondern weil man den Leuten, den 
Führern dpr Lotterie Spionage vorgeworfen hat. 
Die- Lotterivgebäude sind beschlagnahmt worden. 
Da habe ich dann den Leuten gesagt, ob sie sich 
nicht lieber für die Erteilung einer neuen Kon 
zession entschließen könnten. 
Präsident: So hat Ihr Geschäft begonnen? 
. Wälfer: Ich bin dann aus Rumänien zurück 
gekehrt ttiriö es hat eigentlich Bauer die Finan 
zierung der Sache durchführen wollen in Deutsch 
land. Natürlich konnte man nicht so offen operie 
ren, weil in dem Momente, wo man mit der Mög 
lichkeit des Erteilens einer Konzession auftrat, 
auch zugleich manche Konkurrenten die Tür ge 
zeigt hätten, wenn eben eine solche Möglichkeit 
vorhanden war. Das Klassenlotteriegeschäft ist, 
aber nur, wenn es gut betrieben wird, als das 
beste Geschäft bekannt, das existiert. Es war so 
an>und für sich schwer,.Finanzleute für dieses pro- 
iekt zu interessieren, ohne Gefahr zu lausen, daß 
man hier durch eine Hintertüre hinausgeschoben 
Nnrd. Ich habe sondiert, Bauer hat sbno m, und 
so kam es, daß dann Bauer sich neuerdings mit 
Hinzberg in Verbindung gesetzt hat und über den 
Hinzberg mit dem Barmer Bankverein. Diese 
Leute kamen dann eines schönen Tages zu mir. 
Präsident: Das war am 28. November 1926. 
Walser: Ja. Ich habe von den ersten Verhand 
lungen mit dem Barmer Bankverein nichts ge 
wußt. Das geht aus dem Telegramme hervor, das 
der den Akten liegen mutz, wonach Bauer mich aus 
telegraphischem Woge verständigt hat, daß die 
Leute kommen. Hinzberg'kannte ich von. der Zen- 
trosag her, aber vom Barmer Bankverein habe 
ich nichts gewußt. 
Ich war auch nicht im Bilde, in welcher Form 
er mit dem Barmer Bankverein verhandelt hat. 
Das geht auch aus dem Telegramme hervor, worin 
er mich ersucht hat, ich möchte trachten, daß ich 
zuerst mit dem Baron Grünau spreche, bevor 
die anderen Herren ankommen, weil er eine Ko 
pie hätte von 'dem Exposee, das er dem Barmer 
Bankverein gemacht hat. 
Er hat noch gesagt, ich möchte mit den Her 
ren nicht sprechen, bevor er komme. 
Präsident: Sie haben doch mit Hinzberg schon vor 
her einen Vertrag abgeschlossen. Am 28. November fanden 
die Verhandlungen mit Dr. Rasche statt. Am 29. Novem 
ber wurde auch die Bürgschaft ausgestellt. Am 29. Novem 
ber haben Sie auch in Düsseldorf unterzeichnet, aber vor 
her haben Sie mit Hinzberg einen Vertrag abgeschlossen 
und die Gewinnbeteiligung festgelegt. 
Walser: Das war zur gleichen Zeit, am gleichen 
Morgen, wo der Herr Dr. Rasche hier war. 
Präsident: Bauer hat mit Hinzberg Vorbesprechungen 
gepflogen? 
Walser: Ja. ' . . 
Präsident: Wie haben. Sie. sich mit Hinzberg ver 
ständigt über die Durchführung,, des Geschäftes, Rechte 
und Pflichten beider Seile; 
Walser: Ich glaube, es liegt ein Vertrag hier. . 
Präsident: Den werden wir bei Verlesung der Akten 
extenso zur Verlesung bringen. ES interessieren mich aber 
einige Punkte, die Ihnen sicherlich noch bekannt sind. 
Vor allem, wie haben sie den Vertrag mit Hinzberg 
abgeschlossen: 
Walser: Ich glaube zu gleichen Teilen. 
päsident: Dann war die Gewinnbeteiligung 50 zu 50. 
Walser: Ich weiß nicht mehr 40 zu 60 oder 50 zu 50. 
Präsident: Es war 50 zu 50. Dagegen waren die 
Spesen vorher ausgeschaltet worden? 
Walser: Ja. Dann die Entschädigung-für den Ver 
trieb der Wechsel. Es war auch noch der Vertrieb der 
Lose zugesichert worden. 
1 Präsident: Ist das km Vertrag mit Hinzberg gestanden? 
Walser: Ich glaube es, ich weiß es aber nicht. Das. 
könnte ein Separatvertrag zwischen Wechsler und mir ge 
wesen sein. 
Präsident: .Aber auch ein Vertrag zwischen Hinzberg- 
einersekt und dem Barmer Bankverein. Sie haben sich 
mit Hinzberg verständigt' 50 zu 50 nach Abzug der 
Deckung sämtlicher Spesen, der Kosten, der Abführung 
der 15% an die Untergruppe Bauer und Wechsler. Da 
neben bestund ein Vertrag Walser mit Wechsler mit dem 
Grundsatz: Hälfteteilung des Gewinnes? 
Walser: Das weiß ich nicht, ob Häfteteilung oder 
40 zu 60. .3 
Präsident: Hier ist Hälfteteilung angegeben. Es wird 
wird dann noch verlesen. ' Nun wozu brauchten Sie 
eigentlich die Person Hinzbergs? 
Walser: Bauer hat Hinzberg und Hinzberg. hat den 
Barmer Bankverein gebracht. 
Präsident: Welche Aufgaben stunden Hinzberg zu? 
Nach seinem Ausgange mußte er für den Kredit..mit 
Barmer Bankverein mithaften. Hinzberg war Teilhaber 
des Barmer Bankvereines. Er figuriert auch im Namms- 
register. 
Walser: Früher war er Geschäftsinhaber, nicht Teil 
haber. 
Präsident:, Wollte nicht Hinzberg auf diese Weise 
die zweihunderttausend Franken, die er verloren hat, aus 
der Zentrofag wieder herausholen? War das der eigent 
liche Grund? 
Walser: Ich glaube, ja. 
Präsident: Er hat aber auch , gesagt, daß er auch mit 
haften werde für zu gebenden Kredit des Barmer Bank 
vereines.. Dgnn kam der Vertrag mit dem Barmer 
Bankverein zustande. ' Am 28. November, war Vorbe 
sprechung. Was ist mit dem Barmer Bankverein und 
Dr. Rasche besprochen worden? 
Walser: Ja das waren lediglich Vorbesprechungen 
und Dr. Rasche sollte dann nach Düsseldorf fahren und 
sollte diese Vorbesprechungen dem Barmer Bankverein 
vorlegen und dann die Geneigtheit der Mitmachüng:bei 
diesem Geschäfe oder die Nichtgeneigtheit- hieher mitteilen. 
Im Laufe des Gespräches hat Dr. Rasche gesagt, es wäre 
besser, wenn ich mitkäme, um eine raschere Erledigung zu 
erzielen und eine bessere Ausgleichnng der Meinungsver 
schiedenheiten in den einzelnen Punkten zu erreichen. - 
Präsident: Was ist da speziell hinsichtlich der Landes 
bank in dieser Konferenz gegangen? 
Walser: Die Vorkonferenz war am Abend. Dann 
kamen Dr. Rasche und Hinzberg. Die haben.von'einer
	        

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