Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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der Sparkasse unterblieb ausschließlich deshalb, weil übergab er Blanco- Wechsel an Niko Beck und sandte 
sich ein Geldgeber bei der.Höye dieses Betrages nicht diesen damit zu Carbone nach Berlin, 
fand. Es haben aber die Angeklagten zur- wirklichen - ' 
Ausübung führende Handlungen unternommen und Carbone hatte dort durch Vermittlung eines ge- 
die Vollbringung des Verbrechens ist nur wegen Un- wissen Waldemar Millner, eines heimatlosen Russen 
Vermögenheit unterblieben. Die Angeklagten mußten ohne Paß und eines gewissen Herrn Finkelstein die 
daher in diesem Punkte dos: versuchten-Betruges fchul- Hintertüren zur.Bußebank A. G. in Berlin zu öffnen 
dig erkannt werden. verstanden. Dort wurden nun zwei Wechsel zu je Frs. 
60.000.— untergebracht. 
Carbone hatte in seiner übergoßen Freude darüber 
nun eine Beschäftigung mit großem Ertrage gefunden Angeklagter' Thöny hatte die Wechsel blanco ak- 
zu haben, und.auch zum Teil wegen persönlichen Dif- zeptiert und Niko Beck bevollmächtigt und beauftragt;' 
ferenzen in der Holzhandels A. G. seine dortige Stelle die Wechsel nach Belieben und Gutdünken auszufüllen, 
aufgegeben, und sich ausschließlich mit der .Suche nach Die beiden Wechsel'über je Frs. 60.000.—, zusammen 
Geld befaßt. Frs. 120.000.— gelangten nun bei der Bußebank zur 
Diskontierung. 
Die Unterbringung von Wechseln oder Aufnahme ■ ,' ■ 
von Darlehen gegen Bürgschaft der Sparkassa in der Don dem nach Abzug aller Spesen verbleibenden 
Schweiz erschienen ihm unmöglich einerseits, weil er ja .Diskonterlös von RM. 88.402.60 erhielt Niko. Beck 
bei bekannten Banken nicht anklopfen durfte, anderer- für die Sparkassa RM. 61.000 — Finkelstein an Pro- 
seits zog es ihn auch mehr nach Berlin. Vision RM.. 10.000.— und Waldemar Millner RM. 
. .. ' - - 4.000—. 
So konnte er denn im Juni 1927 berichten, daß er ^ 
dort die Möglichkeit, gegen Wechsel Geld zu bekommen. Den Rest von RM. 13.396— behielt Carbone 
gefunden habe. wieder für sich. 
Thöny vermochte sich aber nicht dazu zu 'verstehen 
die Wechsel direckt Carbone.zuzusenden, andererseits 
aber wollte' er doch auf diefe Angebote eingehen, weil 
seine verschiedentlichen Rufe Nach Geld an den in 
Rumänien- weilenden Angeklagten Walser ungehört 
verhallten, er aber durch die knappen Älittel der Spar 
kassa und die bedeutenden, durch die. unredlichen Ma 
chenschaften verursachten Verpflichtungen der - Sparkas 
sa immer mehr in die Enge geriet. 
Der Geldbedarf der Sparkassa war damit immer 
noch nicht gedeckt. Carbone mußte zwei weitere Wech 
sel' zu RM. 75.000.— bei -der Deutsch-Oesterr. Uirg. 
Anschluß- Bank in Berlin zur Diskontierung bringen. 
Der Diskonterlös von RM. 133.156.25.— ver 
teilte sich auf Beck für- die Sparkassa mit RM. 90.000 . 
Provision an die Anglo- Deutsche- Commerce Com 
panie RM. 12 750.— und Provision an Waldemar 
Millner RM. 6 000.—. 
Als Thöny am-27. April 1927'von seinem unmit 
telbaren Vorgesetztes, Verwaltungsratspräsidenten - Dr. Carbone behielt, auch hier den Rest von 'RM. 
Wilhelm Beck, Luf .Grund von Gerüchten wegen Be- -24,406,25 für sich. 
Ziehungen der Landesbank zum rumänischen Klassen 
lotterieprojekte zur Rede gestellt-wurde, bezw, worden Alle diese Summen genügten aber immer noch 
war., wobei Thöny, der Wahrheit widersprechend, die nicht, um den ganzen dringenden Bedarf der Spar- 
an ihn gestellte Frage verneiend beantwortet hatte,' kassa, der durch die strafwürdige Tätigkeit der vier An 
ersuchte Thöny Walser,- von Rumänien nach Vaduz geklagten bei der Sparkassa" hervorgerufen wurde, 
zu kommen, doch Walser antwortete, er mache dies nur', vollends zu decken. Zudem waren inzwischen bereits 
wenn Thöny die Verantwortung für das Scheitern die beiden-Wechsel zu Frs. 60.900.— der ersten Dis° 
des ganzen Projektes auf sich nehmen wolle. ' kontierung fällig und mußte auch hierfür. Deckung ge- 
. " ' sucht werden. Es kam daher zu einer neuerlichen Dis- 
Die Lage, in der sich Thöny mit seiner Kassa be- kontierung von zwei Wechseln a Frs. 186.000.—. . 
fand, war eine äußerst mißliche und brachte Thöny 
selbstverständlich in fortwährende Beunruhigung und Nach Abzug aller Spesen und Abdeckung der vor- 
Aufregüng, da .ununterbrochen das Gespenst der Auf- erwähnten zwei Wechsel auf die erste Diskontierung 
- deckung der ganzen pflichtwidrigen Machenschaften auf verblieb lediglich ein Diskonterlös von RM. 143.000 
seiner Seite ihm vorschwebte. Hievon gingen an Walser nach Rumänien 15.000.—, 
- ' 45.000.— an Beck für die Sparkassa, 20.000.— an W. 
Der Wechsel der rhätischen Bank per. Frs. 50.000 Millner. als Provision und 4000.— ebenfalls als Pro 
war verfallen und bei Zwicky hatte er nur gegen. Be- Vision an Gräfin Oberstadt, den Rest von RM. 59.000 
Zahlung von" Frs. -20V0 — Verlängerung erhalten. verwendete Carbone wieder, für sich. 
So mußte er, weil auch die von- Walser längst ver 
sprochenen hohen Summen zur Abdeckung aller Un- Aus diesen drei Diskontierungen hat Carbone für 
gehörigkeiten noch, nicht und immer nicht eintrafen, sich RM. 97.000.— bezogen, wovon er aber- auch sehr 
sich wieder anderweitig um Geld umsehen. Deshalb erhebliche Spesen für Telefon, Reisen und dgl. für
	        

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