Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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mer Bankvereins gemäß dem zu den Requisitions 
akten Düsseldorf gelegten Kontoauszug bei Berück 
sichtigung der oberwähnten Zinszahlungen auf RM. 
317.160— per 31. März 1928. 
Dr. Rasche. behauptet in seiner Vernehmung, 
.daß weder er ° noch die Teilhaber des Barmer Bank 
vereins erkannt haben, daß es sich bei der Bürgschafts- 
ängelegenheit um eine heimliche und unerlaubte 
Transaktion des Verwalters Thöny und der Mit 
beschuldigten gehandelt habe. Aus dem Bankgeseh u. 
dem Geschüftsreglement sowie aus den bei Schwei 
zerischen Großbanken eingeholten Informationen habe 
sich ergeben, daß der Verwalter das vollziehende Or 
gan der Anstalt sei und einzig die für die Anstalt ver 
bindliche Unterschrift führe. 
In welcher Form Thöny sich intern die Geneh- 
Migug zu seinem Handeln verschafft habe, sei dem Bar 
mer Bankverein nicht' bekannt geworden, wohl aber 
hatte Thöny Dr. Rasche gegenüber wiederholt erklärt, 
daß er, Thöny, alle erforderlichen Zustimmungen des 
Perwaltungsrates habe. 
Zunächst hatte Walser bei seiner Ankunft in Ru 
mänien in Erfahrung bringen können, daß bereits ein 
mal in Rumänien eine Klassenlotterie bestanden habe, 
die aber durch die folgenden Kriegswirren aufgelöst 
worden - sei, daß ferner für die Konzessionswerbung 
die Zuständigkeit des Innenministeriums gegeben sei. 
Auch soll es nach der Darstellung Walsers in Ru 
mänien nicht umzugehen sein, spezielle „private Ent? 
schädigungen,, an einflußreiche und maßgebende Per 
sönlichkeiten auszufolgen, wenn man. etwas erreichen 
wolle. Es PflegL dies gewöhnlich in Anteilrechten zu 
geschehen, nicht in Barbeträgen. Er habe deshalb 2 
Gesellschaften gegründet und zwar eine Banca Agricola 
di Romania und eine Firma Cömmerziale als Re 
klamebüro, um Anteile davon an gewisse Persönlich-' 
leiten auszuteilen. Barbeträge hätte er lediglich als 
Vorschuß für Provisionen ein gewisser Cirtano, Ka- 
birietsdirektor beim Innenministerium in der Höhe von 
Lei 300.000 und ein gewisser Lupescu, damals Di 
rektor'der Versicherungsgesellschaft Anker, welch Letzte 
rer den Zutritt zu den maßgebenden Kreisen des In 
nenministerium vermittelt habe, erhalten. 
Nach den Darstellungen Walsers ^og sich jedoch die 
definitive Konzessionserteilung immer und immer wie 
der hinaus, offenbar, weil von einer Gegengruppe der 
Finänzminister gewonnen worden sei, der sich die Be 
gutachtung des Walser'schen Lötterieprojektes ausbe 
dungen habe. Schließlich habe der Sturz des Mini 
steriums Avarescu wiederum einen Strich durch die 
Rechnung gemacht, sodann habe der Tod des Königs 
und abermaliger Ministerwechsel Verzögerung gebracht 
bis schließlich seine Verhaftung der unmittelbar be 
vorstehenden erfolgverheißenden Konzessionserteilung 
ein jähes Ende bereitet habe. 
Walser will aus dem Grunde, weil sich die Kon 
zessionserteilung stark in die Länge gezogen habe und 
er nicht monatelang in Rumänien untätig aufhalten 
wollte, in Bukarest eine Filmgesellschaft gegründet ha 
ben, er habe mit seinem Begleiter abgemacht, daß 
jeder die Hälfte des auf 600.000 Lei veranschlagten 
Gründungskapitals einzulegen habe. Bauer habe ihm 
das Filmprojekt verheißungsvoll geschildert, habe in 
Aussicht gestellt, daß seine Freundin, die Schauspie 
lerin Lilli Floohr als Star gratis spiele und daß auch 
andere Schauspieler ohne Entschädigung sich zur Ver-. 
fügung stellen würden, was eine erhebliche Kosten- 
reduktion bedeuten würde. Der gleiche Film, der in 
Rumänien nur auf - RM. 15.000 zu stehen -komme, 
würde in Deutschland mindestens RM. 50.000 Ko 
sten bedingen. , 
Die angeblich großen Gewinnmöglichkeiten ver 
anlaßten Walser zur Gründung des Filmunterneh-. 
Mens, betitelt Industria- Romana de Filme, an der * 
Strada Lascar Catargiu Nr.8. Es sei der Film Lya! 
Cerstellt worden mit einem Kostenaufwand von rund ' 
Frs. 100.000.—. Derselbe behandle ein breit angelegtes 
Rumänisches Sujet mit Aufnahmen bis zu hundert. 
Personen auf weite Entfernungen. Der Meter des 
Negativs habe durchschnittlich 50 . Rappen gekostet. 
Das Laboratorium, die Apparate; die Rohmaterialien 
haben ebenfalls große Auslagen gebracht, fodaß.ins 
gesamt in das. Filmunternehmen rund Fr. 180.000 hi- \ 
neingesteckt worden seien. Schließlich sei dem Filmuntcr-, 
nehmen noch eine Filmverleihung-angegliedert wor 
den und mit ca. 50 der ersten Kinos in Rumänien 
eine Abmachung getroffen worden, wornach sie ihren 
Filmbedarf nur bei der genannten Firma decken dür- ! 
fen. ! 
Ebenfalls um sich nicht untätig in Rumänien aus 
halten zu müssen, also zwecks Zeitausnuhung will 
Walser zwei- -Fischereipachten in der -Gegend zwischen 
Giurgiü und Zimnicia übernommen haben, woraus 
ebenfalls Verlust namentlich bei der .Weiterveräu 
ßerung entstanden seien. 
Ueber die Geldbeträge, welche Walser nach Rumä 
nien zugeflossen waren, sowie über die Verwendung 
derselben durch Walser geben wenigstens annähernd 
folgende Darstellungen Auskunft: 
Außer den RM. '300.000, gestützt aus die Garantie 
der Landesbank "vom Barmer Bankverein zur Verfü 
gung gestellt, erhielt Walser später sukzessive weitere 
Beträge nach Bukarest übermittelt, nämlich: 
Frs. 12.000 vom Schweizerischen Bankverein Zürich 
überwiesen, wurden Anton Walser 
durch die Banca Cömmerziale Italia- 
na in Bukarest am 20. September1927 
ausbezahlt. 
RM. 8.000 wurden Walser am 18. Oktober 1927 
überwiesen. Die Einzahlung war durch 
die Dresdener. Bank in Berlin erfolgt. 
Die Auszahlung nahm wiederum die 
. Banca Cömmerziale Italiana. vor.
	        

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