Diese telegrafische Mitteilung beruhte nicht auf
Richtigkeit, denn in Wahrheit war die Lotteriekon-
zession noch gar nicht- erteilt. Walser behauptet, daß
er nicht selbst dieses Telegramm abgesandt Habe, son
dern Georg Bauer, und daß er erst nach ÄbsendunA
des' Telegramms hievon Kenntnis erhalten, habe.
Bauer.habe-ihm aber erklärt, die Konzession sei tat-
ächlich bewilligt worden, sodaß er habe annehmen müs-
en, das Telegramm beruhe auf Wahrheit. 2m Zuge
)er Schlußverhandlung habe Walser aber selbst gugege-
,en, daß er deswegen, weil nach seiner Meinung das
Telegramm verstümmelt angekommen.sei, am 3. Fe
bruar 1927 dasselbe wieder richtig mit seiner Namens
unterschrift an den Barmer Bankverein abgesandt ha
be. Walser erklärte, daß d.er Barmer Bankverein in
der Folge darüber, daß der Konzessionsvertrag mit
der Rumänischen Regierung nicht perfekt wurde, sich
nicht im Unklaren .... *
Hiefür beruft er sich auf ein Telegramm des Bar
mer Bankvereins vom 1. März 1927, worin jener um
sofortige Zusendung einer Abschrift' des abgeschlos
senen Regierungsvertrages ersuchte, worauf er- am 7.
März daraufhin an den Barmer Bankverein folgenden
Brief gerichtet, habe: .
Bukarest, den 7. März 1927.
Herrn Diriktor tzarney, Barmer Bankverein
Düsseldorf
Ich bestätige Ihnen Ihr Wertes an mei
ne Abschrift nach Vaduz gerichtetes Schreiben
' , und habe daraus ersehen, daß die Ihnen te
legrafisch mitgeteilte Adresse verstümmelt bei
Ihnen eingelangt ist. Meine Adreße lautet:
Strada Lascar Catargiu Nr. 8.
Ihrem Ersuchen, Ihnen eine Vertrags
kopie einzusenden, kann ich heute leider nicht
nachkommen, da die Unterzeichnung des Ver
trages durch die seit längerer Zeit bestehende
Ministerkrise nicht hat stattfinden können.
Durch eine früher stattgefundene Sitzung wur
de mir die Konzession schon zugesprochen.
Ich hoffe bestimmt, daß die entgiltige Erle
digung nächster Feit erfolgen wird und werde
Ihnen dann sofort Bescheid geben.
Mit vorzüglicher Hochachtung zeichnet
Walser
NB. Innenminister der den Vertrag zeichnet,
ist auf Urlaub.
Aus diesem Schreiben Walsers sei vom Barmer
Bankverein zu entnehmen gewesen, daß ein Konzes
sionsvertrag tatsächlich noch nicht existiere. Diese Mit-
iteilung erhielt aber der Barmer Bankverein erst nach
Freigabe des Geldes, welcher schon mit Telegramm
vom 2. Februar 1927 das Depot bei der Banca Ita-
liana Eommerziale freigegeben hatte. Mit Telegramm
vom 14. März 1927 verlangte der Barmer Bankverein
die Zusendung der Vertragsabschrist ohne Unterzeich
nung. worauf Walser mit Begleitschreiben vom 22.
März 1927 die Vertragskopie an Harney, Geschäfts
inhaber des Barmer Bankvereins sandte und gleich
zeitig die Hoffnung ausdrückte, daß die Unterfertigung
des Vertrages noch im Laufe der Woche erfolgen wer
de, da die Ministerkrise erledigt sei. Zu dieser Ber-
tragsünterzeichnug durch die Rumänische Regierung
kam es aber nicht.
Als Walser mit Schreiben vom 25.' Mai 1927
dem Barmer Bankverein mitgeteilt hatte, daß sich die
Konzessionserteilüng durch die Rumänische Regierung
immer wieder herauszögere, hat zwar- der Barmer-
Bankverein die Freigabe des Depots über RM.
300.000 nicht widerrufen, jedoch auf baldige Rückzah
lung des Kredites, spätestens auf Ende 1927 gedrängt.
Die Verlängerung der Rückzahlungsfrist knüpfte der
Barmer Bankverein an die Bedingung, daß die rück
ständigen Zinsen bezahlt werden und die Landesbank
erkläre, daß ihre Bürgschaft auch bei dieser Frist
verlängerung in voller Wirksamkeit bleiben solle. '
Die Landesbank hat-diese Erklärung in der Folge
abgegeben und Walser bezahlte an den Barmer Bank
verein, am 15. August 1927 an Zinsen RM. 18610.—
u. zw. durch die Liechtensteinische Landesbank, welcher
er zuvor diesen Geldbetrag aus Bukarest überwiesen
hatte, u. zw. offenbar, um beim Barmer Bankverein
nicht den Anschein zu erwecken, daß er das Zins
betreffnis aus dem Depotbetrage, den er bei der Ban-
ca Eommerziale Itälianä zur Verfügung gestellt er
hielt, bezahle.
Anfangs 1928 verlangte der Barmer Bankverein
die Rückzahlung des Kredites. Thöny, der dadurch
in Verlegenheit kam, weil- ihm keme Mittel zur Ab
deckung des Bettages zur Verfügung standen, er
suchte den Walser^ zwecks Verlängerung des Kredites
mit dem Barmer Bankverein persönlich zu verhandeln.
Walser hielt es nicht für opportun, selbst beim Barmer
Bankverein zu verhandeln, wohl aber sandte er Niko
Beck mit seiner Vollmacht ausgestattet, nach Düssel
dorf, um an feiner Statt eine Abmachung mit dem
Barmer Bankverein dahin zu treffen, daß der Kredit
bis auf Weiteres verlängert werde.
Beck.erreichte in Düsseldorf, gegen eine Zubilli
gung einer Erhöhung des Zinsfußes auf 10 o/„ ,
bis auf Weiteres eine Stundung des Kredites.
Am 9. Februar 1928 ist noch eine weitere Zins
zahlung an den Barmer Bankverein in der Höhe von
RM. 21.000 geleistet worden, nachdem verschiedene
Mahnungen seitens des Barmer Bankvereins vor
ausgegangen waren. Dieser Betrag wurde auf Ver
anlassung Walsers durch Niko Beck auf dem Konto
bei der Bussebank dem Bankverein Düsseldorf über
wiesen.
Infolge der aufgelaufenen Zinsen, Spesen und
Provisionen belief sich der Saldo, zugunsten des Bar-