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sich^ in den Kalkulationen bezüglich der rumänischen
Klassenlotterie erheblich getäuscht. Nachdem er nun
an Ort und Stelle die Verhältnisse überblickt habe,
zeige sich für ihn die Notwendigkeit über Bargeld
von frs. 300.000 bis frs. 400.00a— verfügen zu
können,- es gelte größere Summen an maßgebende und
einflußreiche Politiker und Bemte zu Schmierzwecken
zu verabfolgen und überdies verlange der rumänische
Staat vor Erteilung der Konzession Sicherheiten.
Walser gab Thöny, wie dieser in seinem Verhöre
vom 20. Juni 1928 angibt, vor, die Lotterie in Rn-
mänien sei sozusagen perfekt; sobald er Geld habe-
könne er. sofort in Bukarest den Vertrag abschließen.
.Franz Thöny ging, nachdem Walser und Niko
Beck ihm mündlich zugesichert hatten, daß von Walser
Mitbürgen gegenüber der Landesbank gestellt werden,
auf das Ansinnen ein und unterschrieb dann im No
vember 1926 im Namen der Landesbank Liechten
steins eine Bürgschaftsurkunde über einen Betrag von
RM. 300.000.—.
'Walser Anton hatte sich im Laufe des Sommers
1926 beim Mitangeklagten Niko Beck darüber erkun
digt, ob er für die Finanzierung des geplanten Ru
mänengeschäftes eine Finanzgruppe wüßte. Durch
Ernst Hauser, Direktor der Holzhandels A. G. in
Zürich wurde dann Niko Beck mit Direktor Schwarz
von der Holzhandels A. G. „ Silvana „ G.m.b.H. in
Mannheim bekannt.
Diesem wurde mitgeteilt, daß Anton Walser die
Konzession für eine rumänische Klassenlotterie zu
erwerben versuche, daß die Konzession bereits vor der
Türe stehe und daß nunmehr deutsche Bankiers gesucht
werden, welche, wie bereits einmal schon vor dem Krie
ge, die Finanzierung der Konzession durchzuführen
bereit' seien.
>
Beck teilte dem Direktor Schwarz auch mit, daß
der Barmer Bankverein bereits einen ersten Anspruch
besitze, die Mitfinanzierung der Konzession zu über
nehmen. Es bedürfe jedoch, so habe ihm Beck mitge
teilt, Girier weiteren Finanzgruppe, um den strengen
Anforderungen, welche der Barmer Bankverein stelle,
genügen zu können.
Direktor Schwarz, dem das Lotterieprojekt von Ni
ko Beck, der Vollmachten Walsers vorwies, unterbrei
tet worden war, setzte sich mit dem ihm bekannten Ban-
Fier Gustav Würzweiler in Mannheim in Verbindung,
der sich für die Sache lebhaft interessierte - und sich
bereit erklärte, zusammen -mit der Deutschen Effekten»
und Wechselbank in Frankfurt a. M. an die Stelle
des Barmer Bankvereins einzutreten, für den Fall,
daß es sich um eine seriöse Sache handle.
Gustav Würzweiler hat daraufhin mit Direktor
Schwarz wegen des Rumänengeschäftes weiterverhan
delt und ließ sich von diesem die Vertragsunterlage
tzeben. ^
Hauser und Niko Beck waren ebenfalls bei Gustav
Würzweiler in Mannheim und es fand in den Büro
räumen der Holzhandels A. G. „ Silvana „ eine
Besprechung .statt. Würzweiler ließ ^sich das Projekt von
Niko Beck ausführlich vortragen und erklärte man nach
dieser Verhandlung, daß er nur unter der Bedingung
an dem Geschäfte ein Intereße habe, daß er dasselbe
seinen Geschäftsfreunden, nämlich der Deutschen Esfek-
ten-und Wechselbank unterbreiten dürfe, damit diese
die Unterlagen als Sachverständige genau prüfe.
Daraufhin.verständigte Würzweiler die Deutsche Es- j
fekten-und Wechselbank, welche den Direktor Bonario!
nach Mannheim entsandte, wo auch diesem das Rumä
nengeschäft von Niko Beck auseinandergesetzt wurde.
Bald darauf berichtete die Deutsche Esfekten-und
Wechselbank, daß sie sich mit dem Bankhause L. Beh-
renz & Söhne in Hamburg in Verbindung setzen werde,,
weil diese letztere Firma bereits vor dem Kriege an j
dem Rumänischen Klassenlotteriegeschäft namhaft be- <
teiligt gewesen sei. Direktor Bonario reiste selbst nach?
Hamburg und zog dort »Erkundigungen über die Rumä-!
nische Klassenlotterie ein. Er brachte in Erfahrung, *
daß bereits zu Friedenszeiten eine rumänische Klas-..
senlotterie existiert habe, an welcher nebst dem Bank- j
haus Behrens & Söhne noch eine andere Firma aus j
Hamburg, sodann die Oesterreichische Länderbank, eine «
Rumänische Bank und angeblich das Bankhaus Hardt, j
& Co. beteiligt war. j
Die deutschen Beteiligten seien aber aus politi- i
schen Gründen zu Anfang des Krieges aus Rumänien !
ausgewiesen worden. Direktor Bonario habe aber auch«
in Erfahrung gebracht, daß die alte deutsche Gruppe «
sich in Rumänien um den Wiedererwerb der Konzession.«
für die Klassenlotterie bemühe. Immerhin seien deren i
Bemühungen ohne Erfolg geblieben. j
Niko Beck habe als Generalbevollmächtigter Walsers j
dem Gustav Würzweiler erklärt, daß Walser die ru-1
mänische Konzession so gut wie gesichert habe und daß j
die Spar-und Leihkasse, Liechtensteinische Landesbank i
in Vaduz bereit sei, für Summen, die zum Erhalt der {
Konzession notwendig wären, Bürgschaft zu überneh- \
men. Beck und Walser hätten sich als befugt hinge»-1
stellt, sofort einen größeren Betrag zur Verfügung ge- ]
stellt gu. erhalten. Würzweiler . ließ sich die „ Statuten „
wie er sich ausdrückte, von der Spar-und Leihkasse in ]
Vaduz übersenden, um überprüfen zu können, ob nach j
diesen die Bank die Berechtigung besitze, Bürgschaften ]
für derartige Zwecke in einer solchen Höhe einzugehen, j
Nach Ueberprüfung sei er zur Ueberzeugung gekom- j
men, daß derartige Geschäfte von der Landesbank nicht j
getätigt werden dürfen und er orientierte in diesem ^
Sinne Direktor Schwarz, der das Geschäft proponiert j
hätte. 1
Auch über die Kreditwürdigkeit der Liechtensteini
schen Landesbank zog Würzweiler Erkundigungen ein.
Eine maßgebende Schweizerische Großbank habe die
Spar-und Leihkasse, so berichtet Würzweiler, als un-!
bedingt kreditwürdig bezeichnet.