Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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Klarheit der- Situation und in voller Klarheit 
der Dinge hat man formuliert einerseits Zah 
lungserlös aus den Patenten, andererseits die 
Einnahmequellen, wie das in Zukunft verwirk 
licht werden solle. Es ist nichts anderes. Herr 
Kollege Huber hat gesagt, das fehlte gerade noch, 
daß man die Sache so darstellt, als sei der Herr 
Carböne in diese Geschichte hineingezogen wor 
den. Und als ob man es so darstellen wollte, als 
sei man nach Zürich gegangen, um meinen Kli 
enten in diese Affäre zu ziehen. Verehrter Herr 
Kollege Huber, es war ja nicht mein Wort: 
hineinzogen, sondern das war das Wort des 
Mannes, von dem Herr Dr. Rittmeher mit Recht 
gesagt hat, er hat den Untersuch geleitet, er nimmt 
die Dinge en-fond, er hat dann diesen Ausdruck, 
daß er hineingezogen worden fei, in den Akten 
niedergelegt. Nicht mein Wort war es, ich habe 
ein anderes Wort gebraucht: hineingezerrt und ich 
wäre in der Lage gewesen, aber ich wollte die 
gleiche Rücksicht walten lassen wie auch die ande 
ren Herren, ich wäre in der Lage gewesen, noch 
vieles zu zitieren, das in drastischer Weise die 
Richtigkeit des Ausdrucks hineinzerren bestätigte. 
Ich erinnere nur an das eine Aktenstück in der 
zweiten Aktenmappe 160, wo Sie unaufhörlich 
gehäuft finden: ich habe Carbone verschwiegen, 
ich habe Carbone nicht angegeben und' so geht das 
fort. Dort ist die Genesis der Dinge geschildert 
von einem Kundigen. Also trifft mich hier sicher 
kein Vorwurf. Ich betone das deshalb, gerade vom 
Standpunkt Carbones, das ungeheuere Unrecht, 
das ihm angeboten wurde, ist, daß man in jener 
Stunde der Situation ihn aus sicherer Stellung 
herausriß und in die Geschichte hineingezogen 
hat. Es wäre nicht notwendig gewesen und es 
wäre ihm ' viel Bitteres erspart geblieben. Der 
Herr Staatsanwalt hat die Frage der Zustän 
digkeit berührt. In dieser Richtung vindiziere 
ich nach wie vor meinem Klienten diese Einrede 
für die vielen Begangenschaften in Ungarn, die 
jenigen in der Schweiz, so es Begangenschaften 
sind. Er darf nicht auf den Par. 36 hinweisen, 
sondern ganz ruhig den Par. 39 zitieren, dann 
weiß er, wie ich die Geschichte ansehe. Zu sei 
nen Ausführungen habe ich nicht viel beizutra 
gen, nachdem wiederum 3 treffliche Redner vor 
mir gesprochen haben. Aber auch ich war, nach 
dem man soviel von Täuschung gesprochen hat, 
über diese Täuschung doch etwas entäuscht. Wenn 
ich die Anklageschrift durchgehe und an das plai- 
her des Herrn Staatanwaltes erinnere, so hat 
er gerade bei diesen Wechseldiskontierungen be 
züglich meines Klienten immer nur das eine Ar 
gument vorzubringen gewußt, er hat getäuscht 
durch falsche Vorgaben bezüglich dieser Patente 
und getäuscht bezüglich dieser festen Offerte. Ich 
habe nun erwartet, nachdem er so aktenmäßig ein 
gehend Stück für Stück vorgelegt bekommen hat, 
daß Kr mir gesagt hätte, hier ist wirklich etwas 
zu korrigieren und ein Unrecht gut zu machen. 
Man kann über die ganze Verwertung denken wie 
man will heute nach Jahren, das eine bleibt be 
stehen, daß in d er entscheidenden Stunde nicht 
mitbestimmend war irgendwie eine sogenannte feste 
Offerte und daß in dieser Richtung, von einer 
Täuschung seitens meines Klienten mit dem be 
sten Willen keine Rede, sein kann und daß es im 
mer bestehen bleibt, daß im Anfang, wo mein 
Klient von dieser Patentgeschichte erzählte, man 
ihm mißtrauisch gegenüberstand, wie Beck sagte 
und als es zur zweiten Diskontierung, kam, der 
gleiche Herr wieder erwähnte, es ist in diesem 
Aktenstück beurkundet: nicht die Lampenfache, auf 
die man nicht viel gab, war bestimmend, sondern 
man gab das Geld bei diesen Diskontierungen, 
warum, weil Thönh unbedingt Geld haben mußte. 
Ich rede im weiteren von diesen Dingen; ich will 
den Schein vermeiden, als ob ich in letzter Minute 
noch einen Stein auf den anderen werfen wollte. 
Ich bin es doch meinem Klienten schuldig, nachdem 
er noch in letzter Minute angegriffen wurde, hier 
nochmal seine richtig« Stellung zu veranlassen 
und dem Gedanken Ausdruck zu geben, daß ich 
effektiv seitens'den Herrn Staatsanwaltes in die 
ser Richtung einen Rückzug erwartet hätte. Mei 
ne Herren: ich muh noch erwähnen, es ist mir von 
Herrn Dr. Lenzlinger ein Zettel hingelegt wor 
den. Sie erwähnten, es sei Carbone Gelegenheit 
zur Flucht offeriert worden, sie meinten Vaduz, 
er wägte das aber nicht. Um Mißverständnissen 
vorzubeugen, will ich erklären, daß dies in Buda 
pest war. Meine Herren, etwas anderes kam mir 
doch sicher nicht in den Sinn. 
Präsident: Ich habe auch nichts anderes ver 
standen. 
Dr. Ditscher: Sie haben auch nichts anderes 
verstanden, Gott sei Dank. Denn so tugendhaft 
habe ich die Leute von Vaduz immer eingeschätzt, 
daß keiner die Hand bieten würde, daß unsere 
4 Klienten aus diesem wunderbaren Gefängnis 
entfliehen könnten. Zum Schluß, meine Herren. 
Die Herren Verteidiger, meine verehrten Her 
ren Kollegen haben auch in der zweiten Ausfüh 
rung wiederum den Apell an heimatliche Ak 
zente ergehen lassen. Ich muß Ihnen nochmals 
erklären, ich bin leider nicht in dieser glücklichen 
Lage, mich da anschließen zu können, es fehlt 
mir jeder Anknüpfungspunkt dazu. Ich mutz nnch 
mit dem begnügen, daß Justitia alle gleich be 
handeln wird und dann glaube ich, daß die Hand 
des Richters hier und namentlich auch bezüglich 
meines Klienten keine harte sein kann, wenn sie 
überhaupt ausgestreckt wird und das ist das Tröst 
liche in dieser sonst so trostlosen Angelegenheit. 
Präsident: Zum Schlußwort der Angeklagten. 
Wollen Bemerkungen gemacht werden? 
Thönh: Ich habe den Ausführungen meines 
Verteidigers nichts beizufügen. Ich möchte nur 
noch erwähnen, daß ich es sehr bedaure, daß dem 
Lande durch diese Aianipulation ein so großer
	        

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