Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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wie früher gesagt und daß.der richtige Name der Ge 
schäftsinhaber roie folgt lautet: 
.Dr. I. von Glahn Potsdam 
Josef Paul Erüsser 54 W93 
Staat New-Pork .Hotel V.anderbilt. 
Grafschaft New-Pork. 
Nachsatz. 
Am 13. April 1925 erschienen vor mir persönlich I. 
von Glahn und Josef Paul Erüsser, uns persönlich be 
kannt und zw. bekannt als die obenbeschriebenen Perso 
nen, die die vorstehenden Unterschriften vor mir gelei 
stet haben und ausdrücklich anerkannt haben, daß die 
ses ihre Unterschriften sind. 
Edward I. Harne." „ 
Dieses Schriftstück ist von Anfang bis' zumLnde von 
Grüsser selbst geschrieben und ist weder mit einem Sie 
gel versehen. noch mit einer notariell beglaubigten Ab 
schrift gezeichnet. Wir lassen nun den Handelsregister- 
Auszug von Grüsser selbst geschrieben folgen: 
Nr. 25457. Staat New-Pork, Grafschaft New-Port. 
Ich Jame Ai Donegan, Beamter der genannten 
Grafschaft und Beamter des höchsten Gerichtshofes der 
selben beurkunde hiedurch^ datz ich diesen Auszug mit 
dem Originaldokument verglichen habe und datz dieser 
Handelsregister-Auszug, der im Original in meiner Re 
gistratur vorhanden ist, mit demselben genau überein 
stimmt. 
13. April 1925. 
Zur Beurkundung unterschreibe ich diesen Auszug 
mit meinem Namen und versehe ihn mit dem offiziel 
len Siegel. 
'13. dlpril 1925. 
Staatssiegel New-Pork. Jean A. Donegan: 
Auch/hier werden die Staatssiegel von New-Pori! nur 
von. Erüsser selbst angedeutet. Der Handelsregister-Aus 
zug . entbehrt ebenfalls jeder Beglaubigung. Darauf ist 
man hineingeflogen. Im Lande selbst liefen verschie 
dene Deckadressen, ebenso wie in der Schweiz vom.Bodem 
see bis. Chur. Wegen Durchführung verbotener Lotte- 
piehandlungen.wurde am 13. März 1926 Anton Wal- 
ser als Lotterie-Vertreter vom Statthalteramt Zürich mii 
1000 Franken gebützt. Ebenso erhielten Geldbutzen am 
2. Juni 1925 Hackenitz und Konsorten und am 4. Juni 
Franz Josef Beck, Chur. 
Die Gründung der Zentrofag am 6. März war 
ein aufgelegter Schwindel. In den Statuten ist in Ar 
tikel 3 eine Million Franken voll cinbezahlt aüsgewjie- 
fen. Das mar alles nicht der Fall. Das' war bein! Lande 
Liechtenstein gegenüber, mit dem die Gesellschaft durch 
bei: Konzessionsvertrag gebunden war, gelinde gesagt. 
ein Schwindel, und es ist vor allem! zu bedauern, datz 
hier Herr Walser seine Hand dazu hielt. Zur- besseren 
Beleuchtung der Tätigkeit Walser's lassen wir einen!'Aus 
zug aus einem in unserem Besitze befindlichen Briese 
von Freiherr von Grüsser folgen: 
Als wir die Konzession übernahmen und in Liechten- 
stein'schen Verhältnissen fremd waren, wandten wir uns 
in fast allen wichtigen Fragen an .Herrn.Walser, mit dem 
Verhandlungen in Vaduz, sowie auch in Ragaz stattge 
funden haben. Ta Herr Walser als Lotterieleiter einen 
monatlichen Bezug von Fr. 1000 hatte und! folgW an dem 
Unternehmen und an seiner guten Entwicklung betei 
ligt war, hatten wir keine Veranlassung den Gedanken 
auskommen zu lassen, datz Herr Walser mii uns ein dop 
peltes Spiel treiben würde. Datz er es getan hat. hat 
sich erst in der allerletzten Zeit herausgestellt, als es 
leider schon zu spät war, uns gegen seinen Einslutz zu 
wehren. Ich möchte deshalb hauptsächlich auf diejenigen 
Momente zurückgreifen, die den Zusammenbruch der Zen 
trofag herbeigeführt haben. Herr Walser hat an verschie 
denen wichtigen Verwaltungsrats-Sitzungen teilgenommen, 
zuletzt an einer Sitzung in Berlin und.an der durch Herrn 
Walser selbst eingerufenen Generalversammlung in Va 
duz am 30. Oktober 1926. 
In dieser Generalversammlung machte Herr Wal 
ser den Vorschlag, die derzeit lausende Lotterie zu li 
quidieren und die Liechtensteinische Lotterie auf Rumä 
nien auszudehnen. 
Es war uns von Herrn Walser unter bestimmten 
Bedingungen zugesagt worden, datz die Zentrofag an 
der rumänischen Konzession beteiligt sein soll. Herr Wal 
ser tat, als ob er die Konzession in Rumänien, wenn 
auch nicht schon ganz fest, so doch,wenigstens absolut sicher ; 
in Aussicht habe und datz ihm schon ein Teil der zu er- ! 
legenden Summe, nämlich' 300,000 Franken, zur Verfü 
gung stünden. Hier heitzt es, datz Walser ein Doppelspiel 
getrieben habe, !dah er es war, der den Plan, die Lot 
terie nach Rumänien auszudehnen, .aufgebracht hat. Er hat 
erklärt, das Geld ist zur Verfügung. Ich habe mich ver 
pflichtet gefühlt, das zu sagen, damit auch in dieser Be 
ziehung nicht eine unrichtige sMeinung über das Land und 
die Bevölkerung dieses Landes verbreitet werde. 
Zu den Einwendungen über die privatrechtlichen An 
sprüche beschränke ich mich, darauf hinzuweisen, was ich 
früher bereits ausgeführt habe. Bei der Bestreitung der 
Schuld der Angeklagten in zivilrechtlicher Hinsicht Mntz.ich 
ermähnen, datz es einigermatzen wenigstens eine wohltuen 
de Wirkung ausgeübt hat, insbesondere , auf mich, datz ei- , 
nige Angeklagte wenigstens zivilrechtlich einen Teil ihrer 
zivilrechtlichen Schuldigkeiten anerkannt haben und ich 
bitte, das auch zu berücksichtigen. 
Was den wiederholten Ruf nach innerem Frieden, 
nach Sanierung und nach Verständigung anlangt, so bin 
ich der Meinung, es mögen diejenigen damit den An 
fang machen, welche zweifellos ein größeres Matz von 
Verantwortlichkeit auf ihre Schultern geladen haben. 
Nationalrat Huber: Herr Präsident! Hohe Herren 
Kriminalrichter! Sie haben den etwas ausführlichen Dar-
	        

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