;„e§ tauchte mir nun der Gedanke auf, die Be
ziehungen zu- Carboue zu diesem Zwecke auszu
nützen". Dann kamen Vollmachten von Thönh und
Walser an Beck, wie sie umfassender nicht mehr-
gedacht werden können. Sie sind ja niedergelegt,
Aktenmappe X., Fasz. 1, Akt. 44, Aktenmappe
VIII, Akt. 29, Pag. 10. Und nun kam die Bear
beitung meines Klienten. Beck hatte es in seiner-
plastisch anschaulichen Art geschildert, in Akten
mappe II., Fasz. 2, Akt. 66, Pag. 160 — 2. Der
Untersuch hat mit vollem Recht die Art, wie man
an meinen Klienten herangetreten ist, mit -den
Worten bezeichnet: Carbone wurde „hineingiezo-
Jch darf hinzufügen, er wurde in dieser Sache
hineingezerrt. Sie wissen die Schilderung aus
jener Zeit, wie Walser in den Vordergrund trat,
den Avalkredit der Bank im Rücken, wie alles
andere für Carbone verschwand und Beck fügte
hinzu, weil ich von Walser und Thönh beauftragt
war, große Beträge flüssig zu machen. Meine Her
ren, daß ist nün recht typisch für meinen Klien
ten. Mit seinen jungen Jahren hat er ohne wei
teres dieser ganzen Transaktion zugestimmt. Er
sah in dieser Tätigkeit für sich einen redlichen
Endzweck und er freute sich, hier arbeiten zu kön
nen, war er doch das Kind eines Vaters mit Welt-
beziehungen in glänzender Weise und deshalb er
griff er auch das Engagement, das Beck ihm
gegenüber machte. Hier von einer mala fides, von
betrügerischer Absicht zu sprechen, geht wahrhaf
tig nicht an, nachdem Ihnen die Genesis^ die Ent
wicklung gezeigt, in welch' bestem Glauben mein
Klient an die Erfassung und die Erfüllung die
ser seiner Pflicht herantrat. Und zu diesem einen
Moment, diesem einen Gedanken der Geldbe-»
schassung, kam das zweite, daß er seine Patente
hatte, sein eigenes Geschäft, die Realisierung die
ser Bogenlampenpatente, denen leider in der Un
tersuchung, es trifft den Herrn Untersuchungsrich
ter kein Vorwurf deswegen, nicht die genügende
Aufmerksamkeit geschenkt war und wurde, aus
Gründen, die wir sehen werden. Ich bitte Sie nun
aber, gerade wegen dieser Bogenlampengeschichte
lesen Sie doch die Schilderung des Herrn Beck,
selbst in der Mappe II., Fasz. 2, Akt. 66, Pag. 2.
Wie treuherzig, wie offen hatte er dem Beck die
Situation geschildert, wie sein Vater gestorben,
wie er bei der Erbschaft beteiligt, wie er die Ver
wertung inszenieren wolle, um sein Patent, bei
dem er Miterbe sei, verwerten zu können. Restlos
ist d asjenige, was Carbone dem Beck erzählte und
was er hier niedergelegt hat, wahr und durch die
Akten auszuweisen und restlos und offenherzig
hat er sich hier dem Beck gegenüber ausgespro
chen. Die Geldbeschaffung aus der einen Seite
und dann der Gedanke, noch seine eigenen Ge
schäfte besorgen zu können, auf der andern Seite,
das waren diese Leitmotive. Und nun mutz im
Interesse- der Wahrheit auch festgestellt werden,
meine Herren, was noch nicht genügend geschehen
ist, daß Carbone noch offenherziger war. Er hat,
obwohl num sagt, wie glänzend er im Dolder
wohnte, seine Geldknappheit dem Herrn Beck nicht
verheimlicht, er hat die wahren Verhältnisse nicht
verschwiegen, nicht unterdrückt. Er ging weiter
und hat ihn um Darlehen angepumpt, und Herr
Beck gab ihm das Darlehen. Meine Herren, Car
bone konnte und durste damals glauben, daß er
es hier, mit finanziell und sozial gut gestellten
Leuten zu tun habe. Und ich sage Ihnen das eine,
wenn in jenem kritischen Momente, ich möchte
sagen, in der Geburtsstunde dieses Dramas, Beck
so offen mit meinem Klienten gesprochen hätte,
wie Carbone mit ihm, die Leute wären nie zu
sammengekommen. Nehmen Sie an, man hätte zu
Ihnen gesagt, wir haben nicht für die Geschäfte
Walsers in Rumänien Geld aufzunehmen, son
dern nur zur Schuldenzahlung, glauben Sie, wenn
man ihm gesagt hätte, es sind schon so viele Lö
cher offen, schon so viele Schuldpositionen geschaf
fen, glauben Sie, er wäre in dieses Chaos, in
dieses trostlose Nichts eingetreten? Ich glaube es
nicht. Das sind Momente, die nicht zu übersehen
sind und zu beachten ist dabei, daß Beck an Car
bone herangetreten ist und daß dort die Initia
tive war, nicht bei meinem Klienten. Wenn ich so
von dritter Seite begrüßt werde und derart in
eine Geschichte hineingerate, bin ich sicher nicht
der Betrüger. Die Staatsanwaltschaft hat schon
hier die allgemeine Bemerkung gemacht, ungefähr
in diesem Zusammenhange, es hätte meinem
Klienten ausfallen sollen, daß hier eine Bank
Garantin sei und als Garantin cmftrete. Meine
Herren, daraus kann man antworten, die Liech
tensteinische Landesbank hatte damals schon längst
bei anderen schweizerischen Stellen und Banken
Gelder gegen Pfandbriefe ausgenommen. Allen
diesen Instituten ist dies nicht aufgefallen und
die Liechtensteinische Landesbank hatte schon da
mals sogar persönlich durch Herrn Verwalter
Thönh Kredite für Drittpersonen bei andern Ban
ken nachgesucht und unterstützt. Das ist all diesen
Leuten nicht aufgefallen, den gescheiten Herten in
den Großbanken, aber meinem Klienten hätte das
aufsallen sollen! Das geht zu weit. Ihm schwebte
nur der allgemeine Zweck der Geldbeschaffung
der Verwertung der Patente vor.
Nun, meine Herren, kommt die Abfolge der
Ereignisse. Es hätte nahe gelegen, das erste Ge
schäft von Wallerstein, von dem mein Klient Fr.
25.000 — als Darlehen erhielt — Herr Wallerstein
sagt in den Akten, aus purer Gefälligkeit Herrn
Carbone gegenüber, dessen Familie er im Ho
tel Dolder kennen gelernt hatte — es hätte nahe
gelegen, dieses Geschäft, ich möchte sagen, fast zu
sezieren, nachdem mit einem ungeheuren Aufwand
und Apparat der Herr Untersuchungsrichter sich
dieser einen Sache gewidmet hat. Aber mein ver
ehrter Herr Kollege, Dr. Rittmeher, hat mir die
Arbeit bereits abgenommen, speziell die recht
lichen Argumente angeführt, derart gründlich und
detailliert, daß ich mich diesen wirklich anschlies-
seu darf. Mein Klient hat Fr. 25.000.—.erhal
ten im Mai oder Juni 1927-. !Ich mache nun dar