Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

;„e§ tauchte mir nun der Gedanke auf, die Be 
ziehungen zu- Carboue zu diesem Zwecke auszu 
nützen". Dann kamen Vollmachten von Thönh und 
Walser an Beck, wie sie umfassender nicht mehr- 
gedacht werden können. Sie sind ja niedergelegt, 
Aktenmappe X., Fasz. 1, Akt. 44, Aktenmappe 
VIII, Akt. 29, Pag. 10. Und nun kam die Bear 
beitung meines Klienten. Beck hatte es in seiner- 
plastisch anschaulichen Art geschildert, in Akten 
mappe II., Fasz. 2, Akt. 66, Pag. 160 — 2. Der 
Untersuch hat mit vollem Recht die Art, wie man 
an meinen Klienten herangetreten ist, mit -den 
Worten bezeichnet: Carbone wurde „hineingiezo- 
Jch darf hinzufügen, er wurde in dieser Sache 
hineingezerrt. Sie wissen die Schilderung aus 
jener Zeit, wie Walser in den Vordergrund trat, 
den Avalkredit der Bank im Rücken, wie alles 
andere für Carbone verschwand und Beck fügte 
hinzu, weil ich von Walser und Thönh beauftragt 
war, große Beträge flüssig zu machen. Meine Her 
ren, daß ist nün recht typisch für meinen Klien 
ten. Mit seinen jungen Jahren hat er ohne wei 
teres dieser ganzen Transaktion zugestimmt. Er 
sah in dieser Tätigkeit für sich einen redlichen 
Endzweck und er freute sich, hier arbeiten zu kön 
nen, war er doch das Kind eines Vaters mit Welt- 
beziehungen in glänzender Weise und deshalb er 
griff er auch das Engagement, das Beck ihm 
gegenüber machte. Hier von einer mala fides, von 
betrügerischer Absicht zu sprechen, geht wahrhaf 
tig nicht an, nachdem Ihnen die Genesis^ die Ent 
wicklung gezeigt, in welch' bestem Glauben mein 
Klient an die Erfassung und die Erfüllung die 
ser seiner Pflicht herantrat. Und zu diesem einen 
Moment, diesem einen Gedanken der Geldbe-» 
schassung, kam das zweite, daß er seine Patente 
hatte, sein eigenes Geschäft, die Realisierung die 
ser Bogenlampenpatente, denen leider in der Un 
tersuchung, es trifft den Herrn Untersuchungsrich 
ter kein Vorwurf deswegen, nicht die genügende 
Aufmerksamkeit geschenkt war und wurde, aus 
Gründen, die wir sehen werden. Ich bitte Sie nun 
aber, gerade wegen dieser Bogenlampengeschichte 
lesen Sie doch die Schilderung des Herrn Beck, 
selbst in der Mappe II., Fasz. 2, Akt. 66, Pag. 2. 
Wie treuherzig, wie offen hatte er dem Beck die 
Situation geschildert, wie sein Vater gestorben, 
wie er bei der Erbschaft beteiligt, wie er die Ver 
wertung inszenieren wolle, um sein Patent, bei 
dem er Miterbe sei, verwerten zu können. Restlos 
ist d asjenige, was Carbone dem Beck erzählte und 
was er hier niedergelegt hat, wahr und durch die 
Akten auszuweisen und restlos und offenherzig 
hat er sich hier dem Beck gegenüber ausgespro 
chen. Die Geldbeschaffung aus der einen Seite 
und dann der Gedanke, noch seine eigenen Ge 
schäfte besorgen zu können, auf der andern Seite, 
das waren diese Leitmotive. Und nun mutz im 
Interesse- der Wahrheit auch festgestellt werden, 
meine Herren, was noch nicht genügend geschehen 
ist, daß Carbone noch offenherziger war. Er hat, 
obwohl num sagt, wie glänzend er im Dolder 
wohnte, seine Geldknappheit dem Herrn Beck nicht 
verheimlicht, er hat die wahren Verhältnisse nicht 
verschwiegen, nicht unterdrückt. Er ging weiter 
und hat ihn um Darlehen angepumpt, und Herr 
Beck gab ihm das Darlehen. Meine Herren, Car 
bone konnte und durste damals glauben, daß er 
es hier, mit finanziell und sozial gut gestellten 
Leuten zu tun habe. Und ich sage Ihnen das eine, 
wenn in jenem kritischen Momente, ich möchte 
sagen, in der Geburtsstunde dieses Dramas, Beck 
so offen mit meinem Klienten gesprochen hätte, 
wie Carbone mit ihm, die Leute wären nie zu 
sammengekommen. Nehmen Sie an, man hätte zu 
Ihnen gesagt, wir haben nicht für die Geschäfte 
Walsers in Rumänien Geld aufzunehmen, son 
dern nur zur Schuldenzahlung, glauben Sie, wenn 
man ihm gesagt hätte, es sind schon so viele Lö 
cher offen, schon so viele Schuldpositionen geschaf 
fen, glauben Sie, er wäre in dieses Chaos, in 
dieses trostlose Nichts eingetreten? Ich glaube es 
nicht. Das sind Momente, die nicht zu übersehen 
sind und zu beachten ist dabei, daß Beck an Car 
bone herangetreten ist und daß dort die Initia 
tive war, nicht bei meinem Klienten. Wenn ich so 
von dritter Seite begrüßt werde und derart in 
eine Geschichte hineingerate, bin ich sicher nicht 
der Betrüger. Die Staatsanwaltschaft hat schon 
hier die allgemeine Bemerkung gemacht, ungefähr 
in diesem Zusammenhange, es hätte meinem 
Klienten ausfallen sollen, daß hier eine Bank 
Garantin sei und als Garantin cmftrete. Meine 
Herren, daraus kann man antworten, die Liech 
tensteinische Landesbank hatte damals schon längst 
bei anderen schweizerischen Stellen und Banken 
Gelder gegen Pfandbriefe ausgenommen. Allen 
diesen Instituten ist dies nicht aufgefallen und 
die Liechtensteinische Landesbank hatte schon da 
mals sogar persönlich durch Herrn Verwalter 
Thönh Kredite für Drittpersonen bei andern Ban 
ken nachgesucht und unterstützt. Das ist all diesen 
Leuten nicht aufgefallen, den gescheiten Herten in 
den Großbanken, aber meinem Klienten hätte das 
aufsallen sollen! Das geht zu weit. Ihm schwebte 
nur der allgemeine Zweck der Geldbeschaffung 
der Verwertung der Patente vor. 
Nun, meine Herren, kommt die Abfolge der 
Ereignisse. Es hätte nahe gelegen, das erste Ge 
schäft von Wallerstein, von dem mein Klient Fr. 
25.000 — als Darlehen erhielt — Herr Wallerstein 
sagt in den Akten, aus purer Gefälligkeit Herrn 
Carbone gegenüber, dessen Familie er im Ho 
tel Dolder kennen gelernt hatte — es hätte nahe 
gelegen, dieses Geschäft, ich möchte sagen, fast zu 
sezieren, nachdem mit einem ungeheuren Aufwand 
und Apparat der Herr Untersuchungsrichter sich 
dieser einen Sache gewidmet hat. Aber mein ver 
ehrter Herr Kollege, Dr. Rittmeher, hat mir die 
Arbeit bereits abgenommen, speziell die recht 
lichen Argumente angeführt, derart gründlich und 
detailliert, daß ich mich diesen wirklich anschlies- 
seu darf. Mein Klient hat Fr. 25.000.—.erhal 
ten im Mai oder Juni 1927-. !Ich mache nun dar
	        

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