--- 303 -
eine große Tat da unten begehen will, zweifellos
es auch wollte. Da will man dem Herrn Thöny
den Vorwurf daraus machen, daß er vertraute.
Er hat an die Zentrosag gelaubt, warum sollte
er es nicht tun, wenn das Landesgericht diese Bar-
einzahlung. in 'aller offiziellsten Form festgestellt
hat. Er vertraute aus Walser, dem alle Welt
Maut hat. Walser war ja Mitglied der Kon
trollstelle. Er war sein persönlicher Freund. Es
ist sicher die ehrliche Ueberzeugung des Thönh,
wenn er sagt, ich hätte nie gedacht, daß Walser
das Land oder>die .Bank, ober mich schädigen
wollte. Ich glaube es auch heute nicht. Ich' bin
überzeugt, daß der Walser es auch nicht wollte.
Wer hat Herrn Walser nicht getraut? Herrn Wal
ser hat man den Diplomatenpaß ausgehändigt.
Der Herr Sekretär der Regierung sagt, daß das
geschehen ist, damit er unten für die Lotterie
tätig sein könne. Und nehmen Sie die Auskünfte,
die erteilt worden sind in bezug auf den Herrn
Walser, die erteilt worden sind von der Regie
rung aus die Anfragen hin, die von verschiedenen
Seiten gekommen sind. Wir haben sie jedenfalls
auch vorgelesen, aber es ist absolut durchaus ge
rechtfertigt, nochmals aus sie hinzuweisen, das
eine oder andere daraus zu zitieren.' An die
Schweizerische Volksbank St. Gallen wird am 5.
Dezember 1926, eben gerade in dieser Zeit ge
sagt, erstens einmal finanziell gute Auskünfte
und dann, Herr Walser genießt hier großes An
sehen. Er ist der. Obmann der Volkspartei und
wohl eine der bedeutendsten Persönlichkeiten in
unserem politischen und wirtschaftlichen Leben,
ein klarer und praktischer Kopf, mit tadellosen
i Charaktereigenschaften, eine gute wirtschaftliche
Weitsicht usw. (siehe Anlagen). Also die Regie
rung gibt Auskunft über eine gute finanzielle
Situation des Herrn Walser, sagt, er sei an einem
gut prosperierenden Likörgeschäft beteiligt. Da
bei wußte doch die Regierung aus den Berichten
der Kontrollstelle, wie tief der Herr Walser ge
rade bei der eigenen Bank in der Kreide stand.
Das steht ja in den Berichten, wenn man sie ge
lesen hat. Ich glaube, man hat sie nicht gelesen.
Sie kennen den Bericht, der nach Bukarest abge
gangen ist am 14. Jan. 1927 (siehe Anlagen).
Er lebt in sehr guten finanziellen Verhältnissen
und bietet alle Garantie dafür, daß er von ihm
gemachte Vorschläge auch richtig ausführt. Der
Bericht, der auf Anfrage des Herrn Dr. Beck
nach Bern gegangen ist, bestätigt, das alles in
gleicher Weise, es ist der Bericht vom 29. Jan.
Ich sage, kann man dem Herrn Thönh einen Vor
wurf daraus machen, wenn er an diesen Herrn
Walser geglaubt hat, an den alle maßgebenden
Persönlichkeiten geglaubt haben. Er hat doch Licht
und Sonne verteilt hier in Vaduz, in ganz Liech
tenstein. Der Herr Thönh hat auch an Beck ge
glaubt. Warum durfte er nicht an Beck glauben.
Er machte, einen vorzüglichen Eindruck, verstand
außerordentlich geschickt seine Gedanken darzu
legen. Das sind die glänzendsten plaidoyer, die
die hier gehalten worden sind, die der Herr Beck
geholten hat. Er war der Vertrauensmann der
Regierung. Wir haben dann festgestellt, daß die
Regierung ihn ins. Vertrauen gezogen hat, aus
gerechnet bei der Beschaffung von Geld. Warum
soll der Herr Thönh nicht glauben, daß der Herr
Beck es verstehe, eine Anleihe unterzubringen,
Geld zu beschaffen, wenn die hohe Regierung
diesen Herrn Beck als ihren Vertrauensmann aus
gewählt hat. Er glaubte auch an Carbone, aus
den Gründen, die ich bereits dargetan habe. Car
bone, ein Blender, an den auch andere geglaubt
haben, denken wir nur an Künzig, Krüger, Wal
lerstein, Walser, Beck, alle sind von ihm einge
nommen gewesen. So hat Thöny geglaubt und
getraut, wo auch andere glaubten und vertrauten.
Und wenn schließlich alles anders gekommen ist,
als e"r erwartet hat, dann konnte er fast mit den
gleichen Worten wie die Regierung ihre Ent
täuschung darlegen. Es heißt aus Seite 105 des
regierungsrätlichen Berichtes; Wer sich bemüht,
übn: diejenigen Personen, welche am Abschluß
des Konzessionsvertrages mitgewirkt haben, ein
gerechtes Urteil zu fällen, darf nicht nur von den
Tatsachen ausgehen, die heute bekannt sind. - Er
wird sich vielmehr in die damaligen Verhältnisse
zurückversetzen und billigerweise berücksichtigen
müssen, daß man damals vieles nicht wuß-
t e und nicht wissen konnte, was heute feststehende
Tatsachen sind. Denn, nachdem der Erfolg bekannt
ist, ist es ungleich viel leichter zu sagen, wie man
sich hätte verhalten sollen, wie auch z. B. die
einfache Frage, ob man gestern den Regenschirm
hätte mitnehmen sollen, heute viel sicherer beant
wortet werden kann als gestern früh.
Das kann der Herr Thönh in gleicher Weise
für sich sagen, wie die Regierung das für sich in
Anspruch nimmt. Aus Seite 108 heißt es: Hätte
das Unternehmen floriert, so hätten vorerst ein
Betrag von einer.Million Franken als Staats
abgabe an das Land abgeliefert und außerdem
die sämtlichen Marken bezahlt werden müssen, be
vor von einer Dividendenauszahlung an die Ak
tionäre überhaupt die Rede hätte sein können.
Ueberdies hatte sich der Staat einen Gewinnan
teil gesichert.
Es ist ohne weiteres zuzugeben, daß die Lot
terie viele und große Hoffnungen schwer ent
täuscht hat, obschon die beim Abschluß tätigen
Personen nicht , daran geglaubt haben, daß alle
an die Unternehmung geknüpften Erwartungen
sich erfüllen werden. Wenn eine Regierung, der
ein ganz großer Apparat zur Verfügung steht,
die solche Informationen sich beschaffen konnte,
wie sie es getan, wenn die so ihre gute Treue
anrufen darf vor dem ganzen Volk, dann darf
der kleine Thönh sicher auch für sich das bean
spruchen. Er hat geirrt, gefehlt, aber es war keine
böse Absicht, keine Schadensabsicht. Es war Leicht
gläubigkeit, Vertrauensseligkeit gewesen. Run,
meine Herren, Thönh hat bei der ganzen Sache
für sich doch nicht einen Rappen profitiert. Herr
Carbone hat seine gewohnte Lebensweise fortge-.