men. Schon im Dezember 1925 und anfangs 26
ist die Rede davon, daß der Vertrieb der Lose
am Balkan erfolgen solle. Das hat wahrscheinlich
die Untersuchung nicht gewußt, sonst hätte sie
jedenfalls jenes Fädlein genommen. In diesem
Bericht heißt es: daß als Inhalt von weiteren
Verhandlungen, die im Dezember 1925 stattfin
den, in Aussicht genommen sei, in Bulgarien die
Berechtigung für den Vertrieb für Lose fü!r 7
Jahve zu erwerben. Das war der erste Gedanke,
daß man im Balkan Absatz finden solle, nachdem
man es hier im Lande und in den Nachbarstaaten
nicht gesunden hat. Am 2-9. 1. 1926 sieht sich die
Regierung schon gezwungen, alle Aktiven mit Ar
rest zu belegen, sie verhandelt gleich wieder, an
statt radikale Ordnung zu machen mit einem neuen
Interessenten, mit einem Herrn Grüsser, welcher
als Geheimrat aus Amsterdam sich bezeichnete.
Am 11. 2. 1926 wird ein zweiter Lotterievertrag
abgeschlossen. Am 17. Mai wird gemeldet, daß
die Rechte aus diesem Vertrag an die Zentrofag
abgetreten seien und über diese Zentrofag gibt
das Landgericht dann eine Auskunft, die wieder
um verhängnisvoll für das Land gewesen ist.
Selbstverständlich auch an die Regierung schrieb
das Fürst!. Landgericht: Betrifft Kapitalseinzah-;
lung Zentrofag. Bei der Gründungsversammlung
am 6. März 1926 zeichnete Joses Paul Grüsser
als Dertr. des Dr. John von Glahn Fr. 400:000
Heinrich Hackenitz) Haarlem, Cleverpark 300.000
Franz Grönebaum, Vaduz . 300.000
Es wurde von den Gründern Bareinzahlung
beschlossen und von den Gründern festgestellt, daß
dieselbe geleistet sei und zwar durch Schecks wie
folgt:
Fr. 300.000 auf Zprich, Schweiz. Bankgesellsch.
Dollar 80.000 aus Nec.-Jork, Mechanics and Me-
tals-National-Bank,
Mark 245.000 auf Berlin, Mitteldeutsche Kre
ditbank.
In der Generalversammlung vom 12. Mai 26
wurde beschlossen, das Aktienkapital auf 2 Mil
lionen zu erhöhen; der Verwaltungsrat wurde
ermächtigt, die neuen Aktien gegen Barzahlung
abzugeben und den Zeitpunkt und die Art dev
Ausgabe zu bestimmen.
Also ist durch die amtliche Mitteilung des
Landgerichts an die Regierung festgestellt wor-
den<^natürlich in guten Treuen, betrogen wie
man war, daß eine Gründung mit einer Million
Aktienkapital nicht nur beschlossen, sondern auch
vollzogen sei, dabei ist kein Rappen einbezahlt
worden. Man hat erst Geld bekommen, als man
einen Teil dieser Aktien verkaufte und einzelne
haben Geld bekommen, als sie dann den Thönh
auch noch daran bekamen, der einen Teil dieser
Aktien ja belehnt hat, im Vertrauen, das ist voll
einbezahltes Aktienkapital. Da hat es auch bald
wieder angefangen zu kranken und in einem Be
richt vom 20.. Dez. 1926, den sie abgedruckt fin
den, auch in dem Bericht des Regierungsrates
schreibt die Treühandgesellschaft beispielsweise auf!
Seite 89: Aus der Gründung ergibt sich unzwei- ]
deutig, daß es s ich bei der „Zentrofag" um eine
Bargründung handeln mußte, mit einem vorerst
verantwortlichen Aktienkapital von Fr. 1000.008.
Und aus Seite 91: Nach Eingang dieser Auskunft,
nach welcher die Volleinbezahlung von Fr. eine
Million Aktienkapital und die Bargrünoung in
diesem Betrag unzweifelhaft hervorgeht, mußte
sich die fürstliche Regierung nach unserer Auffas
sung beruhigt fühlen, und dann endlich gegen
den Schluß die Feststellung, daß es sich um eine
eigentlich unzweifelhafte Schwindelgründung ge
handelt hat. Das war am 20. Dezember 1926.
Bevor dieser Bericht eingegangen ist, fand in Ber
lin am 30. Oktober eine Generalversammlung
statt, aus welche bereits hingewiesen worden ist
und in dieser Generalversammlung hören wir nun
wieder von den Plänen, die Lose zu platzieren im
Balkan unten. Da machte Herr Walser jene merk
würdigen Mitteilungen, die durch den Herrn pri-
vatbeteiligten oder vom Herrn Staatsanwalt, ich
weiß es nicht mehr, verlesen worden sind, daß er
in der Lage sein werde, ein Kapital von 250.000
Franken zur Verfügung zu stellen. Wir erfahren,
daß der Herr Kommerzienrat Hinsberg. einstim
mig als Mitglied des Aussichtsrates bestätigt wor
den ist. Er ist auch mit Geld hineingegangen und
wir erfahren in diesem Bericht weiter, daß Herr
Walser damals schon sagte, in 14 Tagen wird er
die Konzession in Rumänien unten haben. Jeden
falls ist sicher, daß nun schon seit Monaten davon
die Rede war, unten im Balkan ein Absatzgebiet
für die hiesigen Lose zu finden, evtl, dort unten
selbst eine Konzession zu erwirken. Ich weiß, es
sind verschiedene Leute vorher hinuntergereist. Ich
erinnere Sie da an Wechsler, an Bauer. Wir
haben das Telegramm, das vom Oktober datiert,
gelesen. Nun kommen neue Hoffnungen. Nun ist
Herr Walser begeistert, gestützt auf die Berichte,
die von dort gekommen sind. Er reist dort hinun
ter und bekommt nun das Geld. Besonders in
teressant ist, daß auch der Herr Dr. Rasche hinun
ter reist. Auch er kontrolliert die Schritte des
Herrn Walser und er findet keinen Anlaß zu Be
denken. Er bleibt bei seiner Kreditgewährung.
Nun kommt Walser im Dezember heim. Aus
Weihnachten 1926 kommen diese Fanfaren von
Bauer, dieser treue, ehrliche Freund, der das
vollkommene Gelingen des Geschäftes ineldet. Herr
Walser reist zum dritten Mal voll Optimismus,
14 Tagen ist die Sache in Ordnung.. Er bestätigt
fatalerweise jene Falschmeldungen des Herrn
Bauer. Damit habe ich mich nicht zu besassen. Herr
Thönh hat das alles geglaubt, ehrlich geglaubt,
Er war mit in diesem Fieber auch
drin. Es war wie eine Krankheit, wenn sie
alle maßgebenden Stellen erfaßt hat und was in
der Presse dagegen geschrieben wurde, das galt
nichts. Ich habe heute noch die Abschrift eines
Artikels vom Februar. 1927 bekommen,' der den
Herrn Walser als den Retter fast anpreist, der