Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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werden sollen. Tr hat niemand getäuscht, niemand betro 
gen, aber er ist entweder betrogen worden,, wenn mon an 
nimmt, datz Carbone die Absicht hatte, das Geld nicht 
abzuliefern: oder das Geld ist veruntreut worden seitens 
Carbone. Aber eine strafbare Handlung des Thöny liegt 
nicht vor. Er ist höchstens das Objekt eines Betruges ge 
worden, aber nicht das Subjekt. 
Nun die Serie der Wechsel-Diskontierungen in Ber 
lin, Wien, Prag usw. Ich gehe auf diese im Detail 
nicht .mehr ein. Diese Geldbeschaffung diente verschie 
denen Zwecken. Ein Teil wurde jeweils verwendet zur Dek- 
kung fälliger Verbindlichkeiten. So ist der Wechsel Zwicky - 
Rhätische Bank auf diesem Wege bezahlt worden. Das 
konnte nicht als 'Schädigungsabsicht in Betracht kom 
men Wenn Thöny anderweitig sich um Mittel umsah, 
um' die Bank vor den Zugriffen Zwicky's zu schützen, 
so geschah dies, um Zeit zu gewinnen, damit der Gold 
strom aus Rumänien den Weg hieher fände. So liegt auch 
hier nicht die Absicht der Schädigung vor..Zum Teil wur 
den sie verwendet zur Finanzierung der Arbeit des Wal 
ser in Rumänien und sie wurden verwendet zum Teil zu 
Darlehen an Carbone, gestützt auf seine Angaben über seine 
Rechte an Patenten, über seine Angaben Wer ein Offert 
die ihm angeblich V/2 Millionen Dollars sicherten, aber 
noch zu klein waren. Gestützt auf Erklärungen des Beck, der 
Carbone von Anfang an bei Thöny eingeführt hatte als 
einen Krösus, äls Sohn einer schwerreichen Familie, die 
immer in den teuersten Hotels wohnte und im grötzten 
Lurus gelebt hat, einen Menschen, der immense! Einkünfte 
hat und der eine enorme Anwartschaft hat. Wenn nun 
heute Herr Carbone ziemlich reduziert vor uns sitzt — 
zwischen dem Erandhotel Dolder in Zürich dem Adlon- 
Hotel Berlin und dann dem ungarischen Untersuchungsge 
fängnis bis hieher ist ein etwas weiter und harter Weg — 
so können Sie sich heute vorstellen, wenn ein Carbone 
mit seiner Gewandtheit, mit seinem gesellschaftlichen Schliff 
äutzerlich ist alles tipp-topp, vom Coiffeur angefangen 
bis zum Schneider und Schuster nichts auszusetzen — 
wenn der kommt, freundschaftlich sich hier erkundigt und 
nicht ein Wort spricht, datz er eine Provision will, sondern 
sagt, er sei gerne bereit, behilflich zu sein; er habe so 
wertvolle Beziehungen, dann ist es eine Kleinigkeit, wenn 
auch Thöny — wie es vielen Leuten Unter diesen Umstän 
den auch so gegangen wäre — auf derartige glänzende 
Nummern hereinzufallen. .Man ist bis an die oberste Spitze 
der Liechtensteinischen Regierung vor solchen Leuten nicht 
geschützt gewesen. Es sind noch ganz andere Leute 
auf solche Menschen' hereingefallen, als der kleine Herr 
Thöny. Ebenfalls geht aus dem Geständnis des Carbone 
unzweifelhaft hervor, bestätigt durch Beck, datz Herr' Thö 
ny glauben konnte und auch sicher geglaubt hat, datz die 
ses Geld, welches Carbone zur Verfügung gestellt wür 
de, ausschlietzlich verwendet wird, um die Patentverwer- 
tung, die in sicherer Aussicht stand, zu; ermöglichen und 
datz es sich nur darum gehandelt hatte, möglichst viel 
Geld herauszuholen, weshalb man dem Carbone ein 
gewisses Zuwarten zugestand. Ein Beweis dafür liegt,(da 
rin, datz, als Thöny davon Kenntnis erhielt, datz Car 
bone das Geld nicht so verwendet hatte, das sofort ener 
gisch betrieb. Das Koburggeschäft spielt heute keine prak- 
tische Rolle mehr, das Geschäft ist nicht zustandegekom- 
l men. Die Wechsel, die dort gegeben wurden, sollten nur 
deponiert werden. Wir haben uns lang und breit darüber, 
unterhalten. Herr Staatsanwalt wollte einfach nicht be 
greifen, datz man Wechsel in Depot geben könne, und 
so ein 'Darlehen erhalte. Er brauchte nur in den Büchern 
von Licchtenstein nachzusehen und in den Berichten' der 
Kontrollstelle und er konnte sehen, datz man das auch 
hier gemacht hat in den kleinlichen Verhältnissen.. Ein 
Schaden ist dadurch nicht entstanden. 
Ich übergehe die Einzelheiten dieser verschiedenen 
Wechselgeschäste und mache nur wiederholt darauf auf 
merksam, datz es unrichtig ist, wenn die Anklage so vor 
geht, datz sie alle Wechsel summiert. Sie hat das zum 
Teil getan. In dieser schriftlichen Anklage waren aus 
drücklich die Wechselbeträge addiert ohne Rücksicht darauf, 
datz gewisse Posten, vier Wechselbeträge nur dazu ver 
wendet worden sind, um andere Posten zu decken. So ist 
die Post A 7 der Anklageschrift verwendet worden, um 
die Post 5 und 6 zu decken. Von der Post A 9, Wechsel 
Dr. Eisler ist nicht mehr gesprochen worden. Ich nehme 
an, datz die Anklageschrift damit einverstanden ist, datz dort 
weder Betrug noch Veruntreuung in Betracht tonnr.t. Die 
ser Wechsel ist,' wie der Hlerr Präsident mitgeteilt hat 
und wie ich richtig verstanden habe, unbelastet zurückgekom 
men. Immerhin wird es wichtig sein, wenn die Anklage 
das ausdrücklich feststellt. 
Unmittelbar vor der Katastrophe Geschäfte mit Gold 
finger, Alexander Justus, Nitrogengefchäft, Manipula 
tionen, bei denen Thöny wenig Mehr zu sagen hatte:, 
wenig mehr wutzte. Tr hatte diese Wechsel zur Verfü 
gung gestellt. Walser und Beck haben unterhandelt. Ob 
und inwieweit Schaden verursacht worden ist, ist heute 
kaum festzustellen, steht auch noch gar nicht fest. Das 
aber steht für mich fest, datz Thöny keinen Schaden verur--- 
fachen wollte, datz er auch dort in muten Treuen gehandelt 
hat. Er hatte nirgends die Absicht und das Bewußtsein 
einer Schädigung und hat .keinen Irrtum bei irgend 
welchem Organ der Bank verursacht. 
Hier wieder die gleiche Frage: Wen hat Thöny 
getäuscht und durch seine Täuschung zu einer schädigenden 
Handlung verursacht? Bezüglich der Veruntreuungssra- 
ge habe ich bereits alles angeführt. Aber'ich will im 
merhin noch erinnern an die Zahlung von 21,000 Mark 
an Almag, 18,000 Mark an Barmen, die der Privat- 
beteiligten-Vertreter mit Recht nicht weiter geltend ge 
macht hat. Es ist mir nicht gaiy llar; wieso die An 
klage hier Veruntreuung annimmt. Die Sache ist doch 
juristisch ganz klar. Die Bank in Barmen hatte diese Wechsel 
und diese Wechsel mutzten nun eingelöst oder prolon 
giert werden. Die Ve^insung dieser Wechsel war nur die 
Erfüllung einer Rechtspflicht. Da ist nichts Neues ent 
standen. Also es hat Thöny nur bezahlt, wofür ein 
Recht an sich bereits bestand. Gr hätte es natürlich auch 
anders machen, können, anderswo ein Darlehen aufnehmen, 
u. diese Schuld bezahlen können. Aber er mutzte die Schuld 
bezahlen, - entweder in diesem Moment oder in einem spä 
tern Momente mit entsprechenden. Zwischensätzen und so 
sage ich noch einmal, Thöny hat nicht strafbar gehandelt,, 
aber.unglaublich leichtgläubig, leichtsinnig gehandelt, ge 
messen am Matzstab eines seriösen, orientierten, geschulten, 
erfahrenen Dankverwalters. Die rechtliche Konstruktion 
ist aber vollständig unrichtig. Die Anklage wirft Herrn 
i Thöny vor. er habe in.der Zeit von, 1926 bis 8. Juni
	        

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