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werden sollen. Tr hat niemand getäuscht, niemand betro
gen, aber er ist entweder betrogen worden,, wenn mon an
nimmt, datz Carbone die Absicht hatte, das Geld nicht
abzuliefern: oder das Geld ist veruntreut worden seitens
Carbone. Aber eine strafbare Handlung des Thöny liegt
nicht vor. Er ist höchstens das Objekt eines Betruges ge
worden, aber nicht das Subjekt.
Nun die Serie der Wechsel-Diskontierungen in Ber
lin, Wien, Prag usw. Ich gehe auf diese im Detail
nicht .mehr ein. Diese Geldbeschaffung diente verschie
denen Zwecken. Ein Teil wurde jeweils verwendet zur Dek-
kung fälliger Verbindlichkeiten. So ist der Wechsel Zwicky -
Rhätische Bank auf diesem Wege bezahlt worden. Das
konnte nicht als 'Schädigungsabsicht in Betracht kom
men Wenn Thöny anderweitig sich um Mittel umsah,
um' die Bank vor den Zugriffen Zwicky's zu schützen,
so geschah dies, um Zeit zu gewinnen, damit der Gold
strom aus Rumänien den Weg hieher fände. So liegt auch
hier nicht die Absicht der Schädigung vor..Zum Teil wur
den sie verwendet zur Finanzierung der Arbeit des Wal
ser in Rumänien und sie wurden verwendet zum Teil zu
Darlehen an Carbone, gestützt auf seine Angaben über seine
Rechte an Patenten, über seine Angaben Wer ein Offert
die ihm angeblich V/2 Millionen Dollars sicherten, aber
noch zu klein waren. Gestützt auf Erklärungen des Beck, der
Carbone von Anfang an bei Thöny eingeführt hatte als
einen Krösus, äls Sohn einer schwerreichen Familie, die
immer in den teuersten Hotels wohnte und im grötzten
Lurus gelebt hat, einen Menschen, der immense! Einkünfte
hat und der eine enorme Anwartschaft hat. Wenn nun
heute Herr Carbone ziemlich reduziert vor uns sitzt —
zwischen dem Erandhotel Dolder in Zürich dem Adlon-
Hotel Berlin und dann dem ungarischen Untersuchungsge
fängnis bis hieher ist ein etwas weiter und harter Weg —
so können Sie sich heute vorstellen, wenn ein Carbone
mit seiner Gewandtheit, mit seinem gesellschaftlichen Schliff
äutzerlich ist alles tipp-topp, vom Coiffeur angefangen
bis zum Schneider und Schuster nichts auszusetzen —
wenn der kommt, freundschaftlich sich hier erkundigt und
nicht ein Wort spricht, datz er eine Provision will, sondern
sagt, er sei gerne bereit, behilflich zu sein; er habe so
wertvolle Beziehungen, dann ist es eine Kleinigkeit, wenn
auch Thöny — wie es vielen Leuten Unter diesen Umstän
den auch so gegangen wäre — auf derartige glänzende
Nummern hereinzufallen. .Man ist bis an die oberste Spitze
der Liechtensteinischen Regierung vor solchen Leuten nicht
geschützt gewesen. Es sind noch ganz andere Leute
auf solche Menschen' hereingefallen, als der kleine Herr
Thöny. Ebenfalls geht aus dem Geständnis des Carbone
unzweifelhaft hervor, bestätigt durch Beck, datz Herr' Thö
ny glauben konnte und auch sicher geglaubt hat, datz die
ses Geld, welches Carbone zur Verfügung gestellt wür
de, ausschlietzlich verwendet wird, um die Patentverwer-
tung, die in sicherer Aussicht stand, zu; ermöglichen und
datz es sich nur darum gehandelt hatte, möglichst viel
Geld herauszuholen, weshalb man dem Carbone ein
gewisses Zuwarten zugestand. Ein Beweis dafür liegt,(da
rin, datz, als Thöny davon Kenntnis erhielt, datz Car
bone das Geld nicht so verwendet hatte, das sofort ener
gisch betrieb. Das Koburggeschäft spielt heute keine prak-
tische Rolle mehr, das Geschäft ist nicht zustandegekom-
l men. Die Wechsel, die dort gegeben wurden, sollten nur
deponiert werden. Wir haben uns lang und breit darüber,
unterhalten. Herr Staatsanwalt wollte einfach nicht be
greifen, datz man Wechsel in Depot geben könne, und
so ein 'Darlehen erhalte. Er brauchte nur in den Büchern
von Licchtenstein nachzusehen und in den Berichten' der
Kontrollstelle und er konnte sehen, datz man das auch
hier gemacht hat in den kleinlichen Verhältnissen.. Ein
Schaden ist dadurch nicht entstanden.
Ich übergehe die Einzelheiten dieser verschiedenen
Wechselgeschäste und mache nur wiederholt darauf auf
merksam, datz es unrichtig ist, wenn die Anklage so vor
geht, datz sie alle Wechsel summiert. Sie hat das zum
Teil getan. In dieser schriftlichen Anklage waren aus
drücklich die Wechselbeträge addiert ohne Rücksicht darauf,
datz gewisse Posten, vier Wechselbeträge nur dazu ver
wendet worden sind, um andere Posten zu decken. So ist
die Post A 7 der Anklageschrift verwendet worden, um
die Post 5 und 6 zu decken. Von der Post A 9, Wechsel
Dr. Eisler ist nicht mehr gesprochen worden. Ich nehme
an, datz die Anklageschrift damit einverstanden ist, datz dort
weder Betrug noch Veruntreuung in Betracht tonnr.t. Die
ser Wechsel ist,' wie der Hlerr Präsident mitgeteilt hat
und wie ich richtig verstanden habe, unbelastet zurückgekom
men. Immerhin wird es wichtig sein, wenn die Anklage
das ausdrücklich feststellt.
Unmittelbar vor der Katastrophe Geschäfte mit Gold
finger, Alexander Justus, Nitrogengefchäft, Manipula
tionen, bei denen Thöny wenig Mehr zu sagen hatte:,
wenig mehr wutzte. Tr hatte diese Wechsel zur Verfü
gung gestellt. Walser und Beck haben unterhandelt. Ob
und inwieweit Schaden verursacht worden ist, ist heute
kaum festzustellen, steht auch noch gar nicht fest. Das
aber steht für mich fest, datz Thöny keinen Schaden verur---
fachen wollte, datz er auch dort in muten Treuen gehandelt
hat. Er hatte nirgends die Absicht und das Bewußtsein
einer Schädigung und hat .keinen Irrtum bei irgend
welchem Organ der Bank verursacht.
Hier wieder die gleiche Frage: Wen hat Thöny
getäuscht und durch seine Täuschung zu einer schädigenden
Handlung verursacht? Bezüglich der Veruntreuungssra-
ge habe ich bereits alles angeführt. Aber'ich will im
merhin noch erinnern an die Zahlung von 21,000 Mark
an Almag, 18,000 Mark an Barmen, die der Privat-
beteiligten-Vertreter mit Recht nicht weiter geltend ge
macht hat. Es ist mir nicht gaiy llar; wieso die An
klage hier Veruntreuung annimmt. Die Sache ist doch
juristisch ganz klar. Die Bank in Barmen hatte diese Wechsel
und diese Wechsel mutzten nun eingelöst oder prolon
giert werden. Die Ve^insung dieser Wechsel war nur die
Erfüllung einer Rechtspflicht. Da ist nichts Neues ent
standen. Also es hat Thöny nur bezahlt, wofür ein
Recht an sich bereits bestand. Gr hätte es natürlich auch
anders machen, können, anderswo ein Darlehen aufnehmen,
u. diese Schuld bezahlen können. Aber er mutzte die Schuld
bezahlen, - entweder in diesem Moment oder in einem spä
tern Momente mit entsprechenden. Zwischensätzen und so
sage ich noch einmal, Thöny hat nicht strafbar gehandelt,,
aber.unglaublich leichtgläubig, leichtsinnig gehandelt, ge
messen am Matzstab eines seriösen, orientierten, geschulten,
erfahrenen Dankverwalters. Die rechtliche Konstruktion
ist aber vollständig unrichtig. Die Anklage wirft Herrn
i Thöny vor. er habe in.der Zeit von, 1926 bis 8. Juni