Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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nicht hastet, so haften wenigstens die andern drei. 
Sie haben Wechsel platziert, zivilrechtlich sind sie 
zweifellos Verantwortlich dafür. Ich möchte aber 
erklären, daß wenigstens für jenen Betrag, den 
Carbone ausdrücklich anerkennt, nämlich für die 
37.000 Alk, die anderen zwei Thönh und Rico 
Beck unbedingt hasten, weil dieser Betrag wirk 
lich zu nichts anderem verbraucht wurde, als zur 
Bestreitung des Persönlichen Aufwandes des Car 
bone und weil Carbone selbst zugibt, diesen Be 
trag von 97.000 Mk. auf jeden Fall der Landes 
bank zu schulden. 
Ich komme zur.8. Position Rathe Steinsörde. 
mit 250.000 Fr. Ein gewisser Rathe, Inhaber 
eines großen Gartenbaugeschästes in Steinsörde 
benötigte für ungefähr 3 Monate bis zur Errich 
tung einer Hypothek auf seinem Gute flüssige 
Gelder. Da von Rathe selbst ein Wechsel über 
200.000 Reichsmark nicht untergebracht werden 
konnte, Platzierte über Vorschlag des Direktor 
Schäler von der Bussebank Thönh, der von Rico 
Beck in die Sache eingeweiht worden ist, einen 
Wechsel über 250.000 Fr., welchen die Bussebank 
diskontierte. Daraus erhielt die Landesbank durch 
Nico Beck mit Ausnahme eines Betrages von 
6000 Fr., welchen Nico Beck nach Rumänien an 
Walser schicken mußte, -Pie Hälfte. Die andere 
Hälfte, von 125.000 Fr. wurde der Landesbank 
werkwürdigerweise gutgeschrieben. Das Geschäft 
mit Rathe zerschlug sich, eine Prolongation war 
nicht zu erreichen und so blieb dem Thönh nichts 
anderes übrig als den Wechsel, der inzwischen 
bei der Basler Handelsbank in Zürich gelandet 
war, einzulösen, was Thöinh auch am 26. Januar 
1928 besorgte. Diese Einlösung stellte Thönh vor 
eine besonders schwere Aufgabe. Durch die Ein 
lösung des Wechsels war die Bussebank gegen 
über der Landesbank eigentlich Schuldnerin ge 
worden. Beck verlangte daher die Rückzahlung 
des Disserenzbetrages von 125.000 Fr. von der 
Bnsfebank. Die Bussebank verweigerte die Rück 
zahlung und zwar mit der merkwürdigen Be 
gründung, es habe sich um ein Darlehen gehan 
delt und eine Verpflichtung zur Rückzahlung be 
stehe zur Zeit überhaupt nicht. Zu Neujahr 28 
war Direktor Schäler nach Vaduz gekommen und 
damals soll der von allen Angeklagten bestritte 
ne Ankauf von 100.000 RM. Bussebankaktien 
zum Kurse von 107 erfolgt sein. Der von .Dr. 
Bollert in Berlin bisher nicht zurückgegebene 
Wechsel über 125.000 Fr. ist nun interessanter 
weise gerade jener Wechsel, den Dr. Bollert, nun 
mehr als Treuhänder der Bussebank in den Hän 
den hat. Die Bussebank droht mit dev Einkla 
gung dieses Wechsels von 125.000 Fr. Die Busse- 
bonkaktien sind wortloser geworden. Sie sind viel 
leicht 20 bis 30.000 Mark wert. Die Bussebank 
berechnet heute noch einen Saldo zu ihren' Gun 
sten von 102.500 Reichsmark. Als Gegenwert 
blieb nur übrig die fraglichen Werte der Busse 
bankaktien. Die Bussebank hat einen Vergleichs 
dorschlag aus Zahlung von 40.000 Reichsmark 
gemacht. Es ist aber ausgeschlossen, daß die Lan 
desbank von der Bussebank noch etwas erhält, 
selbst wenn der Aktienkauf als zustande gekommen 
angesehen werden könnte. Die Angeklagten hasten 
zweifellos auch für diesen Schaden, der erwach 
sen ist. Der Schadensbetrag von 250.000 Fr. 
wurde an die Basler Handelsbank bezahlt. Er 
wurde aus Beständen der Kassa entnommen, ganz 
zweifellos. Ich überlasse es der Beurteilung des 
Gerichtes, ob Walser hierfür auch zur Solidar 
haftung herangezogen werden kann. Ich komme 
nun zur 9. Position, Zwicki Malans, zweite Dis 
kontierung von 120.000 Fr. Eugen Brugger. 
Der Teilhaber Walsers wollte das in Wolfzen 
nen bei Friedrichshasen früher von ihm beses 
sene, aber wegen staatlicher Konfiskation in Ver 
lust geratene Gut Wolfzennen aus dem Konkurs 
seines Nachfolgers, eines gewissen Rothenberger 
wieder erwerben. Der Kaufpreis betrug 112.000 
Mark. Als Käufer sollte pro Forma der Vater 
des Eugen Brugger figurieren. Gegen erste Hy 
pothek auf dem Gut Wolfzennen erhielt er auch 
bei Drehfuß in Zürich einen Betrag von 70.000 
Mark. Nun fehlten dem Brugger. aber noch die 
Mittel für die Bezahlung des Differenzbetrages 
von 70.000 auf 112.000 Mark, somit der Betrag 
von 42.000 Mark, sowie das Geld zur Bezahlung 
dar Handänderungs- und Notariatskosten. Brug 
ger ersuchte den Thönh, die Landesbank möchte 
ihm die nötigen Barmittel vorzustrecken, bis es 
ihm gelinge, die zweite Hypothek zu platzieren. 
Thönh entsprach über Drängen Walsers aus den 
uns bekannten Gründen, damit er sich hätte spä 
ter vom Brugger Geld holen können, diesem Ge 
such. Er überwies aus Mitteln der Landesbank 
dm Betrag von 42.000 Mark nach Friedrichsha 
fen, 12000 Reichsmark an den Notar, der die 
Verschreibung der Liegenschaften vorgenommen 
hatte und wertere 3000 Franken an einen.gewis 
sen Gührer als Entschädigung dafür, daß dieser 
bei der Zwangsversteigerung ein höheres Ange 
bot unterließ. 
Zur Sicherung der vorgeschossenen Gelder 
wurden der Landesbank von Brugger im zwei 
ten Range drei Titel von 30.000, 30.000 und 
40.000 zusammen 100.000 Mark lastend auf der 
Liegenschaft Wolfzennen in Deckung gegeben. Als 
psandgläubiger und Titelinhaber figurierte Thö 
nh an Stelle der Landesbank. Durch Zahlung die 
ser 42.000 Mark, der 12.000 Mark Notariats-« 
gebühren und durch die Zahlung der dreitausend 
Franken war natürlich in den Beständen der Lan 
desbank ein großes Atanko entstanden. Daher ge 
langten Walser und Thönh im April 1928 wie 
derum zu Zwicki und ersuchten ihn um ein Dar 
lehen von 120.000 Franken. Zwicki gewährte zwei 
Darlehen von je 60.000 Franken, zusammen Fr. 
120.000 einerseits gegen Hinterlage bezw. Weiter- 
verpsändung der früher erwähnten drei Hypothek- 
titel auf der Liegenschaft Wolfzennen und zwei 
tens gegen Aussolgung von zwei Akzepten: 1. 
Akzept von 60.000 Fr. Aussteller Thönh, Akzep-
	        

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