Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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Sie sie zu Gunsten der Prinzen Cyrill und Josias und zu 
diesem Zweck mutzte man Gelder bereit stellen. Aus all den 
Angaben der Angeklagten ist es unmöglich, Klarheit dari'iber, 
welcher Art die Geschäfte hätten sein sollen, zìi gewinnen, und 
auch das, was Dr. Eysler und was Bollert sagen und was 
wir von der Investing Corporation wissen, das alles reicht 
nicht hin, uin zu sagen, daß man es mit einem seriösen Ge 
schäfte zu tun gehabt hätte. In die Investing Corporation 
waren lediglich die Rechtsansprüche des Justus und Schmidt 
als Apport gegen die Prinzen Cyrill und Josias eingebracht, 
sonst war sie geldlos, es war eine fiktive Gesellschaft, die 
Gegenstand der Einlage mar. Rechte sind nicht beschriebe», 
nicht umschrieben, daher unklar. Und dann geben Sie wieder 
mi, nicht wir wollten kaufen, sondern wir hätten Leute vor 
geschoben, hätten Tschechen vorgeschoben, die gekauft hätten, 
auf den Vorwurf hin, daß es nach dem tschechischen Gesetze 
ausgeschlossen ist, daß Ausländer solche Güter erwerben 
können. 
Das tschochische Gesetz voin Fahre 1920 bestimmt, datz die 
Verteilung derart durchzuführen ist, datz entweder eine Zu 
teilung mit gleichseitiger Beschränkung des Eigentums er 
folgt, oder datz eine Zuteilung ins freie Eigentum oder eine 
Zuteilung im Wege der Verpachtung erfolgen könne, bei Zu 
teilung könne der Genossenschaft nur soviel gegeben werden, 
als es jedem einzelnen Genossenschafter sonst träfe, nämlich 
nur soviel, als er zur Erhaltung seines eigenen Hausstandes 
benötigt, es sollten kleine Bauernanwesen gegründet werden, 
man denke nur an die Entstehiingszeit dieses Euteigiiungs- 
gesetzes zurück. Einmal der große Ruf der Menge nach Ent 
eignung, Aufteilung, Verteilung, dann die Rückkunft der 
Legionäre, die nach Annahme der Tschechen gleichfalls 
draußen den tschechischen Staat hatten gründen helfen. Diese 
kamen zurück mit tausendfachen Lorbeeren bekränzt und wur 
de» in jeder Gemeinde mit unbeschreiblichem Enthusiasmus 
empfangen, sie verlangten vom Staate für ihre Leistung eine 
Entschädigung in der Weise, daß mau ihnen Boden gebe, 
damit sie bodenständig. werden konnten. In der Tschechoslo 
wakei gab es damals nichts anderes als Nationalisinns, 
llebernationalismiis, chauvinistischen Nationalismus, und wie 
sollte da die Möglichkeit bestanden haben, daß ein-Deutscher, 
und möchte er auch vielleicht „Vadiiz-Suisse" als seine Ad 
resse angeben, diese Güter erwerben könne, das war ganz 
unmöglich, llnd wenn es aufgeteilt werden mußte, dann 
konnte es eben nicht anders als in der vorbeschriebenen Weise 
geschehen. Nur diese Angeklagten hier wollten die Sache für 
sich erwerben, um Waldbestände exploitieren zu können, doch 
bestand auch hiefür keinerlei rechtlich begründete Grundlage. 
Dazu brauchte man zwei Millionen Reichsmark Wechsel. Die 
sollten diskontiert werden in London auf eine geradezu er 
staunlich naive Art. Man geht mit unausgcfüllten Wechseln 
nach London und bietet sie dort zum Diskont an. Das gelang 
natürlich nicht. Von diesem Diskonterlös sollte der Sparkasse 
ein Betrag von 600 000 Mark zur Verfügung gestellt wer 
den, um die Liquidität zu erreichen. Das war aber nicht mög 
lich, das Koburggeschäft zerschlug sich, sie hatten getan, was 
möglich war, wenn es nicht gelang, lag es vollkommen außer 
halb der Kraft dieser Angeklagten, nur durch das Dazwischen 
treten fremder Hindernisse unterblieb die Durchführung 
des Geschäftes. Der Wechsel war begeben, die Gefahr auf 
Schädigung der Sparkasse war bereits eingetreten. Zerschlug 
sich dieses Geschäft, blieb nichts anderes übrig, als etwas 
anderes zu machen. Justus hatte sofort wieder Mittel und 
Wege, um etwas anderes zir machen, eS bot sich das Nitrogen- 
geschäft. 
Er gab vor, es fei gewinnbringend, risikolos und ge 
eignet, sämtliche bisher von der Sparkasse genommenen Gel- 
der sofort wieder zurückfließen zu lassen. Dann verhandelte 
man mit Dr. Goldfinger, der von der ] /4 Million Aktien 
dl 500 hatte, selbstverständlich nur unter der Voraussetzung, 
daß man sie sofort wieder verkaufen könnte mit sehr erheb 
lichein Gewinn. Der Mann hiezn war gefunden. In der 
Voruntersuchung war er nicht genannt. Hier ist er zuerst als 
Sümegyi, dann ist er Soniogyi genannt worden. Was er 
ist und wer er ist, wissen wir nicht, und die Angeklagten 
können es nicht genau sagen. Nicht einer konnte den Namen 
des neuen Käufers angeben. Es ist übrigens, wie ich dar 
stellen werde, so unwahrscheinlich als irgend etwas. Dann Ver 
handelte man auf Basis dieser 41 600 Aktien, kaiiste sie um 
3,5 Dollars Per Stück und zwar deswegen, weil diese Aktien 
einen inneren Wert von wenigstens 7 oder 8 Dollars haben. 
Woher wußte Walser, daß die Aktien einen so großen Wert 
hatten? Er hatte es von Goldfinger gehört, ec hatte eine 
interne Bilanz verlangt und nie erhalten. Woher sollte er 
wissen, daß der innere Wert so groß ist? Aber er wußte 
es doch und da war es ein Vergnügen, bei diesem Kauf zu- 
zugreifen. Es ergaben sich jedoch Schwierigkeiten und weil 
die Zahlung des Kaufpreises ein klein wenig gefährdet war, 
gab man ihm 30 und 30 und 60 Tausend und noch einmal 
50 Tausend in Wechseln, damit er die Hälfte, davon als An 
zahlung auf das Nitrogengeschäft verwenden sollte. Deswegen, 
weil infolge des Konkurses Schmidt die von ihm gegebenen 
Papiere notleidend waren und Goldfinger illiquid geworden 
war, mußte auch ihm unter die Arme gegriffen werden. Dann 
gab man weitere zweimal Fr. 300 000, damit er über das 
Vermögen seiner Frau, das gesperrt war, verfügen könne. 
Dadurch, daß er gegenwärtig knapp geworden fei, fei es ihm, 
Dr. Goldfinger unmöglich, über das Vermögen der Frau 
zu verfügen, sobald er aber jetzt Papiere in Hinterlage gebe, 
könnte er über das Vermögen der Frau verfügen und wäre 
in der Lage, die ganze Sache vollkommen in Ordnung zu 
bringen. Das wird gemacht. Ein Hintermann bietet vier 
Dollars für die Aktien. Walser aber sägt, unter'der Vor- 
anssetzung schließe ich ab, wenn Dn die gesamten Unterlagen 
für die Bewertung der Aktien gibst. Wieso sorgt Walser für 
seinen Hintermann, der U Dollar mehr bietet, offenbar in 
genauer Kenntnis des inneren Wertes der Aktien. Wozu 
war es notwendig, datz man sich sträubt, wenn wirklich die 
ganze Sache schon derart fest war und der Gewinü von 
20 000 Dollars einzuheimsen so leicht möglich war? Warum 
schließt mau den Vertrag nicht ab, warum wartet man, warum 
sträubt man sichs den Gegenbrief zu unterschreiben? Aber 
das andere war ja sicher, die 20 000 Dollars lagen auf dem 
Tisch, sie waren nur abzustreifen. Einzig und- allein- än die 
sem unglücklichen Goldfinger spießte sich die Vertvirklichung 
des Geschäftes, weil drei Papiere, eine innere Bilanz, Rech- 
nungsabschliiß u. der Nachweis über das.Privatkonto,' bei der 
Ungarischen Kommerzialbank nicht gereicht hatten. Oh, dieser 
schlechte Goldfinger, der diese 20 000 Dollars so zurückgehal 
ten hat! Das Geschäft ging wieder nicht, weil man nicht über 
Gelder verfügen konnte, die man hätte haben sollen, denn der 
Diskont von 600 000 Franken -bei der Fabank ging nicht, ob 
wohl die Fabank Thöny fragte, ob die Wechsel in Ordnung 
waren und Thöny dies bestätigt hat. 10 000-Schilling, gleich
	        

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