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über die damaligen Verhältnisse aufgellärt wurde, wenn
er "auch heute diese Sache abzuschwächen versucht hat.
' So geht doch klar daraus hervor, daß Thöny und Beck
zusammen mit Waldemar Millner und Carbone vollkommen
aufgeklärt waren über die Verhältnisse der Landesbank; daß
sie alles ohne Vorwisseu des Verwaltungsrates taten. Wie
wäre sonst die Aeußerung erklärlich, es dürfen die Wechsel un
ter keinen Umständen in der Schweiz oder in der Nähe von
Liechtenstein Placiert werden? Wieso iväre dann sonst die
Aeußerung möglich, daß man vorsichtig sein müsse mit An
fragen wegen der Bonität der Sparkasse? Offenbar ilur ans
dem Grunde, weil Thöny und Beck in der Erkenntnis, daß
derartige Anfragen vielleicht vorzeitig die Aufdeckung ihrer
Machinationen herbei führen würden. Das darf nicht gesche
hen, weil uns dazu jedes Rocht fehlt und wir diese Geschäfte
zu Unrecht — und wie Thöny ja selbst angibt — wider Ge
setz und Reglement gemacht haben. Carbone bezog ungeachtet
dessen, der vorausgegangenen Vereinbarung gemäß Vorteile
aus dem Geschäft. Dann aber schrieb er, daß es vielleicht doch
vorteilhaft wäre — ich verweise in dieser Richtung ans den
von Carbone an Thöny geschriebenen Brief über die feste
Offerte von P/2 Mill. Dollars — mit größeren Beträgen
zu arbeiten, zumal er das Lampengeschäft verwerten köilne.
Daraus vereinbarte Beck bei seiner darauffolgenden Anwesen
heit in Berlin, daß nun zweimal 186 000 Mark bei Busse
diskonftert werden sollen, uinlcgbar ans neun Monate und den
Diskont zu Lasten Carbones. Tatsächlich bezog die Landes
dank von dem gesamten Erlös nach Abzug der 120 000
Franken für die früheren Akzepte ausschließlich einen Be
trag von 50 000 Mark, also von etwas über 60 000 Fran
ken, während der Mehrbetrag von rund 60 000 Mark in
die Taschen Carbones floß, angeblich zur Verwertung des
Lampenpatentes.- Und da hatte er zuvor ebenfalls mitgeteilt,
daß er mit Amerikanern in Verhandlungen stehe, daß er
eine feste Offerte von P/o Millionen Dollars bereits in Hän
den habe, daß er aber mit diesem Betrag nicht zufrieden sei,
weil andere mehr geben wollen.
Ich stehe auf dem Standpunkt, daß Carbone durch diese
Mitteilung Thöny und die Sparkasse in Irrtum geführt hat,
damit durch diese Handlung die Sparkasse Schaden litt. 8lbge-
,sehen davon, daß er durch diese Handlung Thöny betrogen
hat, hat er die Sparkasse auch noch um den Diskont-Erlös
betrogen. Bis in das drifte Quartal 1927 waren nun wohl
die hauptsächlichsten geschäftlichen Transaktionen erledigt. Um
.diese Zeit törichten andere Projekte arrf und die Sparkasse
litt natürlich immer an Geldnot. Es trat auf das Projekt
Mathe-Steinförde; 125 000 Franken sollten einem Gar
tenbaubesitzer in Steinförde gegeben werden. Ein absolut
sicheres, risikoloses, höchst gewinnbringendes Geschäft war in
Aussicht. Ich habe mich bemüht, mich um diese Steinförde zu
erkundigen bei den einzelnen Angeklagten. Keiner von ihnen
wußte zu sagen, wo auch nur der Ort sei. Das ist ein klein-
. winziges Nestlein in Mecklenburg-Strelitz. Der Ort ist
mich auf einer großen Landkarte nicht zu finden. Dorthin
.'sollte das Geld der Landesbank fließen, für Geschäfte,
die nach deni Gesetze streng verboten waren. 250 000 Farn-
ken würden gegeben, die Hälfte — 125 000 Franken — flö
ßen der Sparkassa zu, dex Restbetrag wurde bei Busse ange
legt. So wurde gearbeitet. Einerseits im Teilbetrag fest ange
legt, andererseits wieder behoben und dann am Schlüsse noch
sogar Aktienkauf. Direktor Schäler war hier. Beck sagte in
' der Voruntersuchung, daß dieses Geschäft abgeschlossen war-
den sei. Schon die Tatsache, daß man mit solchen Gedanken
überhaupt operieren konnte, zeugt von der außerordent
lichen Leichtsinnigkeit und der außerordentlichen Verantwör-
tilngslosigkcit aller Angeklagten. Dieses Rathe-Steinfördege-
schäft brachte für die Sparkasse einen Verlust von 250 000
Franken, weil dieser Wechsel durch die Basler Handelsbank
in Zürich vorgewiesen wurde und gedeckt werden mußte. Man
stelle sich die Notlage von Thöny vor, wenn er bei allen
Banken die verfügbaren Mittel zusammenraffen mußte, um
diesen Wechsel decken zu können, denn was hieße es, einen
solchen Wechsel nicht sofort zu decken? Damit wäre der Kredit
der Sparkasse zur Gänze ruiniert worden. Was hieße es,
auch nur um eine Stundung anzusuchen? Dvs würde be>
deuten, daß die finanzielle Lage dieser Bank ringsherum
bekannt geworden wäre und damit ein soforftges Ruchbar
werden der ganzen Machenschaften. Daher mußte mit allen
Mitteln getrachtet tverden, diesen. Wechsel zu decken. Wir
sahen, welcher Art diese Mittel waren.
Ende 1927 gefährlicher Zeitpunkt. Der Basler Bank
verein hatte den Kredit von 300 000 Franken ursprünglich
auf ein halbes Jahr gegeben und dann bis Ende 1927 ver-
längert. Nuu bestand er auf Zahlung und warum? Ich darf
wohl ein kleinwenig hier die runiänische Klassenlotterie her
einziehen. Walser war nach Rumänien gefahren bereits im
Herbst 1926 und ein zweitesmal im Frühjahr 1927 und
blieb unten bis Ende des Jahres 1927. Die Konzession für
die Klassenlotteric war, wie er schon in der Generalver-
sammlung in Berlin gesagt hat, so gut wie sicher; glänzend,
risikolos, gewinnbringend. Als er das zweitemal nach Vaduz
kam, war das Geschäft fast ganz sicher; es konnte nur Tage
dauern, bis die Konzession kam. Bauer gratulierte ihm schon
zum wunderschönsten Weihnachtsgeschenk, das dem Walser
gegeben worden sei. Walser muß anfangs Jänner 1928
wieder hinunter und die Konzession ist noch nicht da, aber das
Geld war ausgegangen; 250 000 Franken stellte er nach
feiner Angabe bei der Generalversammlung selbst zur Ver
fügung. Nun waren van den 300 000 Mark schon bereits
150 000 Mark verpulvert, was jetzt? Ich brauche Geld!
(Fortsetzung folgt.)
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Im Auftrage der fürstl. Regierung.
Buchdruckerei Gutenberg, off. Handelsgesellschaft,
— Schaan. —