Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

Bauer märe eine solche Bürgschaftserklärung dermaßen \ 
aufgefallen, daß ' er sie nie und nimmer unterschrieben i 
hätte; keiner, der mit Geldgeschäften zu tun hatte, hätte j 
sie unterschrieben und daraus Geld gegeben. Jhm'jsollte „es ' 
nicht aufgefallen sein, das ist doch vollkommen unglaub- 1 
würdig. Tine derartige Verantwortung leidet an einem! sol- I 
chen innern Widerspruch, bei dem ganzen Gehaben, das ! 
ihm unbedingt jeder Glaube versagt werden muß. Es be 
gannen sodann die Wanderungen und Wallfahüen nicht 
in den Orient, sondern gegen Westen hin,..nach Paris hin, 
um. Geld zu belommen. Deyu langten die 4000 Franken 
Darlehen nicht mehr und Carbone bedurfte weitere Vor 
schüsse für die Reisekosten, die ihm auch bereitwillig ge 
geben und von Vaduz direkt überwiesen wurden. Mit 
100,000 bis 200,000 Franken ist nach den Angaben Car- 
bone's nichts zu erreichen. Man sollte kleine Beträge 
ausßunehmen versuchen und eis folgte die Bürgschaft 
über .25,000 Fr., mit der Carbone bei Wallerstein nach 
einer außerordentlich abenteuerlichen Reise 1100 Pfund 
bekam. Ich erinnere daran, wie er von Zürich nach Am 
sterdam flog, aber in Basel wegen Unwohlseins dann den 
Nachtschnellzug benützte, der ihn bis Wiesbaden brachte. 
Wie er dann aber nach Zürich zurückkehrte von dort aus, 
um Wallerstein zu treffen. Im Flugzeug, im Schnellzug 
1. Klasse; so werden die Gejck)äfte sür^ 25,000 Franken ge 
macht, als ob es dafür stünde,, derartige Spesen aufzu 
wenden um 25,000 Fr. zu bekommen. Wallerstein gab 
das Geld, aber die Sparkasse hat eÄ nie zu Gesicht be 
kommen, sondern Carbone hat diese gesamten Beträge — 
wie er sagte — als Spesenvorschuß zu? Gänze verwendet, 
selbstverständlich mit Rückersatzpslicht. So also ging es 
nicht. 'Man versuchte aber mit einer Prolongation lau 
sender Wechsel, aber die Rhätische Bank verlängerte die 
Lauheit des Wechsels nicht und daher mußten 25,000 
Franken bezahlt werden und Zwicky forderte auch Geld. 
Was war da zu machen ? 'Alles Suchen mach neuen Mit 
teln durch Beck blieben erfolglos. Ich glaube, daß er viel 
leicht auch persönlich nicht der richtige Mann gewesen sein 
mag, schon zufolge seiner Vorgeschichte; zufolge seines 
finanziellen Zusammenbruches; ob mit oder ohne seine 
Schuld — lasse ich dahingestellt. Jedenfalls konnte er nach 
seiner Vergangenheit kaum derjenige sein, der mit. Erfolg 
der Sparkasse Geld besorgte. Carbone hatte bis jetzt nur 
einen außerordentlich geringen Erfolg gehabt. Nun aber 
fuhr er nach Berlin und oa fanden sich Mittel und 
Wege. Waldemar Millner — der heimatlose Russe Finek- 
stein, das waren die Iteute, die ihm die Hintertreppen- 
türe öffneten zur Bussebank. Da ergab sich lauf einmal die 
Möglichkeit, Wechsel zu plazieren. 
Bericht an Thöny: ,,So geht es nicht, schicken Sie 
Wechsel, dann haben Sie Geld." Thöny ist skeptisch und 
traut nicht recht, und so sendet Thöny Beck mit un- 
ausgefüllten Wechseln nach Berlin und dann ging!,die Es- 
lomptiererei los. Zuerst ein Betrag von zweimal 60,000, 
dann zweimal 75,000 und dann zweimal 186,000 — 
das einemal Mark und dann wieder Franken. Wie war 
das möglich, es so zu machen? Thöny war in Geld 
verlegenheit. «Mit der Zusicherung Walser's, daß alles 
gedeckt werde, erhielt Beck den Auftrag, 100,000 bis 
200,000 zu beschaffen. Es bestreitet Walser an diesen.Ber 
liner Diskontierungen beteiligt gewesen zu sein, aber auf 
seinen generellen Auftrag an Beck, 100,000 bis 200,000 
Franken zu beschaffen, erhielt Beck die Veranlagung - 
zu dieser Handlung. Es ist nicht anzunehmen, daß in die 
sem Falle eine Überschreitung des. Auftrages vorlag, 
denn 100,000 bis 200,000 Franken mußten der Spar- 
kässa zur Verfügung gestellt werden und selbstverständlich 
hat Walser auch andere Mittel gutgeheißen, wenn'er dem 
Beck Vollmacht gab 100,000 bis 200,000 Franken zur 
Deckung unredlicher Manipulation herbeizuschaffen. Da 
rum dieser Auftrag und darum die Mitverantwortlichkeit 
Walser's. Walser — er als vom Landtag, gewähltes Kon 
troll-Organ — hätte ja alle diese Unzukömmlichkeiten» 
die bei der Sparkassa auftraten, all diese Fälle, wie er 
dazu gesetzlich verpflichtet war, genau prüfen können. 
Es oblag ihm die Pflicht und Verantwortung als Kon 
troll-Organ die einläßliche Prüfung des Geschäftsbetrie 
bes auf "dessen Uebereinstimmung, sowohl mit den ge 
setzlichen Vorschriften und den Vorschriften des 'Geschäfts- 
Reglements, wie mit gesunden bankwirtschastlichen und 
bankbetriebstechnischen Grundsätzen. Er hatte die Kon 
trolle durchzuführen, er war mitverantwortlich. Kamen 
nun derartige Machenschaften auf, dann war er in seiner 
Tätigkeit, in der er Geschäfte der Regierung zu besorgen 
verpflichtet war, geschädigt und seine Stelle als Kontrol 
leur war erledigt; und er selbst wäre unredlicher Machen 
schaften überführt worden; seine gesamten politischen Ein 
flüsse wären erledigt gewesen. Daher mußte er diesen 
Auftrag geben, daß 100,000 bis 200,000 Franken be 
schafft wurden, damit seine unredlichen Machenschasteils, 
seine schlechte Besorgung der Regierungsgeschäfte nicht 
ruchbar werden; wie er selbst sagte, damit es mit Walser 
und Brugger nicht zum Fallimente komme und die Ma 
chenschaften nicht aufkommen. Er war verpflichtet, der sRe- 
gierung Bericht zu erstatten und das unterließ er. Viel 
mehr gab er den generellen Auftrag, den.gesamten Betrag 
für die Sparkassa zu beschaffen; und wenn'.es.auch in der 
Weise geschehen mußte, daß er an andere' 2eute für 
deren Vermittlung Provision zahlen mußte. Wenn das 
Gericht nicht der Meinung wäre, daß Walser nicht für 
die gesamten Wechsel-Operationen von 372,000. 120,000, 
150,000. also nicht für alle verantwortlich gemacht werden 
könne nach Paragraph 197 des St. E., so eventuell 
wie ich weiter ausführen werde für den Betraa von 
200,000 Franken. ... 
2ch müß bei dieser Gelegenheit noch ein'klein wenig 
auf die Verhältnisse zwischen Beck, Carbone und Thöny 
zurückkommen. Gleich' bei . der ersten Diskontierung hatte 
sich Carbone. nicht unerhebliche Geldbeträge zukommen 
lassen; 90,000 iMiark gingen der Itandesbank zu. Schon 
bei der 2. Diskontierung ließ er sich größere Beträge gehen 
' und in der Zwischenzeit war er nach Vaduz.gekommen. 
: Hier hätte er Gelegenheit, die ganzen Verhältnisse.'ken 
nen zu lernen; er sah die Kleinheit der'Bank; er .sah aus 
, dem Sparkassagesetze die beschränkten Befugnisse des Ver 
walters. Von IMillner war er besonders darauf aufmerk- 
f sam gemacht worden. Er sah. daß die Mttel der Bank 
■ sehr klein waren und wußte, daß die Bank im Bank-Al- 
' mOT adj nicht eingetragen war. Kurz, die ganzen Ver- 
> hältnisse ^führten ihn darauf, daß. er. sich sagen mutztej, 
- daß es fich hier nicht um gesetzmäßige, reelle.. bankmäs- 
f sige Transaktionen handelte und . Beck gibt in feinem ;V er- 
) höre an, daß Carbone mit aller llnmißverständlichkeit
	        

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