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informiert. Und wie wäre es möglich gewesen, in der
kurzen halben Stunde, in der Thöny mit Walser und
Dr. Nasche beim Kirchthaler zusammensaßen, die Sache
fertig zu machen? Die Sache war sofort perfekt, Dr.
Rasche geht 'mit Thöny in die Sparkasse, dort wird
die Bürgschaft aber 300,000 Mark, also über viel mehr
als die Sparkasse verfügt, glatt anerkannt und Weige
rungslos unterschrieben. Nun war der große Schritt ge
tan, auf dem sich alle andern weitern ausbauen. Dazu
noch ein weiteres. Es ist noch zu bemerken: ohne Wissen
und Willen'des Verwaltungsrates'. Hingegen hat Thöny
zu Dr. Rasche gesagt, er habe bereits alle Vorgenehmi
gung dazu, so sagt Dr. Rasche in seiner Aussage vor
Gericht unter Zeugenpslicht ausdrücklich aus. Ter Ver
waltungsrat durfte nichts wissen davon, die Regierung
als oberste Kontrollstelle und der Landtag dursten nichts
wissen, und auch in die Bücher durfte nichts eingetragen
werden, obwohl jede Bürgschaft bankmäßig eingetragen
werden muß. Das konnte und durfte deswegen nicht
geschehen, damit nicht eine Kontrolle vielleicht das finde
und ihn zur Rechenschaft zöge, damit er über die Hand
lung Thönys in Irrtum geführt werde, die Unwissen
heit der gesetzlichen Vertretung weiter benützt werde,
Walser fuhr nun wieder nach Rumänien und es war das
für Thöny eine sehr unerquickliche Situation deshalb,
weil er an die an der Centrofag beteiligten Leute Kre
dite ausgegeben hatte ohne Deckung zu» haben. Walser
war Mitglied der Kontrollstelle, ein anderes Mitglied
der Kontrollstellx war die Ostschweizerische Treuhandge-
sellschast. Wäre es nun nicht das Nächstliegende gewe
sen, daß der kraft eines öffentlichen Auftrages mit der
Verrichtung von Regierungsgeschäften betraute Kontrol
leur Walser diese Sache geprüft, die Bereinigung der
Cache angestrebt hätte? Mit nichten!- Nicht aus reel
lem Wege dqrf das gehen, das muß vertuscht werden.
Das amtlich hiezu bestellte, mit den Besorgungen ös-
senilicher Negierungstätigkeit betraute Organ leistet Hilfe
dazu, daß Thöny, der Verwalter, diese Sache v'rtuscht,
verschweigt, verheimlicht. Wie das? Dazu Besprechun
gen im Hause Thöny, Niko Beck ist dort, Walser ist
dort,-Thöny ist dort; es wird die Frage aufgeworfen:
wie kann das abgedeckt werden? Walser sagt, noch
kurze Zeit und ich bringe aus Rumänien soviel Geld,
daß das Land Liechtenstein mehr überschwemmt wird
vom Geld, als wenn der Rhein kommt. Wie macht
man das während dieser Zeit? Niko Beck: Ich weiß
von Zürich, daß man dort auch mit Wechseln der
artige Sachen durch längere Zeit hindurch decken konnte.
Das ist, sagt Thöny, bei einer Großbank geschehen,
das habe ich, sagte Beck, selbst gemacht. Also wir neh
men Wechsel, Thöny atzeptiert sie und auf Grund die
ser Wechsel wird das Geld beschafft. So telephonierte
Walser an Thöny in die Sparkasse: ,.Franz, bringe
Blankette!" ,,Jch habe keine." Nun fahren Walser und
Beck nach Zürich und im Buffet 2. Klasse werden diese
Blankowechsel übergeben an Beck mit dem Aufträge,
100—200,000 Franken zu beschaffen, damit die Posi
tion Walser, Bauer, Erüsser etc. abgedeckt werden kön-
* ne und bei der vielleicht nachfolgenden Kontrolle die
Ostschweizcrische Treuhandgesellschaft nicht darauf stoße,
daß derart unverantwortlich mit öffentlichen und pri
vaten Geldern gewirtschastet worden sei. Es war kein
Leichtes, auf Grund dieser Wechsel das Geld zu be
schaffen. und die Bemühungen erstreckten sich auf eine
lange, lange Zeit. Für die Zwischenzeit muß ich nun
noch einen Fall herausgreifen, der gleichzeitig auch er
ledigt werden kann, das ist die Angelegenheit Walser
und Brugger. Im Jahre 1926 hatte Walser sich mit
Brugger vereinigt. Es bestand früher die Spirituosen
fabrik Spieß und Brugger, August Spieß u. Cie August
Spieß und Otto Brugger traten aus, Walser ein und
die Firma wurde unter dem Namen Walser und Brug
ger weitergeführt und die Anmeldung im Handelsregi
ster am 7. Oktober 1926 in Schwyz durchgeführt. Die
Firma August Spieß u. Co. hatte seit 1. Jänner 1926
bestanden. 6. Oktober bis 12. Oktober — eine Zeit
spanne von 6 Tagen — da mußte Walser bereits schon
an Thöny herantreten wegen Kredit und weil Thöny
diesen Kredit hier nicht geben kann, benützt man wieder
.die Bürgschaft der Sparkasse, um bei der Genossen
schaftsbank einen Kredit aufzunehmen. 'Tatsächlich wur
de er auch ausgenommen am 9. November im Betrage
von 13,000, und schon am 18. November auf 20,000,
am 20. Jänner aus 27,000. im -MirZ auf 50,000 erhöht.
Die Firma nmr, wie Walser und Thöny selbst an
gaben und wie Thöny wußte, passiv mit 15,000 Fran
ken. Brugger selbst gab an, daß die Firma passiv war.
Walser selbst besaß keine eigenen MUttel und unge
achtet dessen vermag er Thöny zu bestimmen und Thöny
sich bewegen zu lassen, den Kredit, der bei der Schwei
zerischen Genossenschaftsbank angesucht wird, zu verbürgen-,
ohne jedwede Sicherheit, lediglich aus die Angabe von
Walser hin, das Geschäft sei risikolos, man verdiene
100 Prozent. Bei der Angelegenheit des Barmer Bank
vereines hatte es auch geheißen, das Geschäft ist risiko
los, in kürzester Zeit werde ich so viel Geld bringen;
daß alles das, was durch diese Kreditüberschreil-mgen
abgedeckt werden soll, vollständig bereinigt werden kann.
Der Sparkasse erwächst aus' der Uebernahme der Bürg
schaft kein - Risiko. Dritten gegenüber gab man an,
durch Rückbürgschaft gedeckt zu sein, der Genossen-,
schaftsbank gab man auch an, durch Rückbürgschaft ge
deckt zu sein. Diese Uebernahme der Bürgschaft wurde
für Thöny außerordentlich gefährlich. Die ersten drei
mal ist ganz fraglos Walser .derjenige gewesen, der
Thöny dazu veranlaßte und dazu zu bestimmen ver
mochte. Bei der Uebernahme des weitern Hafibetra-
ges von 20 auf 27,000 Franken arbeitete Beck im Auf
träge des Walser mit der Generalvollmacht Walsers
und bestimmte Thöny' dazu, ohne daß Brugger etwas
wußte, der Genossenschaftsbank gegenüber die Bürgschaft
zu übernehmen. Brugger war geradezu erstaunt, daß er
kurz darauf erfuhr, daß der Kredit von 20 auf 27,000
erhöht wurde, ohne daß es irgend eines Wortes bedurfte.
Offenbar und fraglos hat Walser auch hinsichtlich der
folgenden Umstände Beck den Auftrag gegeben, diese
Beträge für ihn zu besorgen. Das sagt auch Frau Alma
Walser in ihrer Aussage aus — die Angabe steht auch
in 'O. Nr. 171, Seite 454 — daß Thöny Auftrag hatte,
fällige Zahlungen auf Kosten ihres Mannes zu machen
und die unaufschiebbaren finanziellen Geschäfte der
Wirtschaft und Lederfabrik zu besorgen. Es ist daher
m. E. der Standpunkt der 'Anklage zur Gänze ge
rechtfertigt, . daß Walser. hinsichtlich; aller dieser Um-