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Präsident: Ordnungsnummer XX: Einvernahme des
A. Simon, die habe ich momentan nicht bei mir, ich
muß erst -feststellen, wo sie ist.
Präsident: Ordnungsnummer xxi: Einvernahme
Zwicky, ist fchon verlesen.
Ordnungsnummer xxi-i: Einvernahme David Bühler
vom 14. Juni 1928.
Dr. Benzer liest. Keine Bemerkung?
Dr. Guntli: Ich möchte sagen, daß Bühler post festum
sein UrteA abgegeben hat, nachdem der Krach ausge
brochen ist. Es ist anzunehmen, daß er vorher anders
ausgesagt hätte.
Präsident: Das umfangreiche Protokoll der Regie
rung vom 8. Juni 1928, -das 23 Seiten umfaßt, gehört
nicht zum Prozeß. Es ist ein internes Protokoll der
Administration, in welchem über eine Konferenz Regie-
rungs-Lyef Schädler, Revisor Beck, Egli, Rigg, berichtet
wird. Damals ist besprochen worden, was vorgekehrt wer
den könnte und müßte. Man hat davon gesprochen, Reisen
zu unternehmen nach Bukarest, Budapest, Paris, man
hat von Telegrammen, die abgelassen werden sollten, ge
sprochen, man hat Thöny befragt, Nico Beck befragt;
sich interessiet über Fälligkeit und über Schadensmögltch-
keit für die Bank usw. Sachen die alle nachher in der
Etrasprozedur abgeklärt worden sind. Man hat fchon ein
zelne Wechsel mit den Verfallsdaten, Ausstellungsdaten,
einzelne Summen bekanntgegeben, z. B. die Coburg-
Wechfel. Wollen sie, daß dieses umfangreiche Protokoll
verlesen wird? y
Dr. Benzer: Das denke ich mir auch.
Ordnungsnummer XVIII: Einvernahme des Dr. Karl
Rasche vom 13. Juni (liest). Keine Bemerkung?
Staatsanwalt: Ich möchte nur eine Feststellung
machen, daß Egli damals erklärt hat, auf welche Art
und Weife sie sich gegen die Versuche, die Sache zu
ordnen, gestellt haben.
Dr. Budschedl: Ich. würde bitten, das Protokoll zu
verlesen.
Präsident: Vollinhaltlich zu verlesen?
Dr. Budschedl: Ja.
Präsident: Ich habe nichts dagegen.
Dr. Benzer liest.
Präsident: Wollen Bemerkungen gemacht werden?
Staatsanwalt: Ich möchte mir das vorbehalten auf
den Schluß.
Walser: Ich meine, was die materielle Sache dieses
Protokolls anbelangt, dürfte sie durch die Zeugenverhöre
und die Verhöre der Angeklagten bereits berichtigt sein.
Denn dieses Protokoll stimmt nicht mehr überein, mit
den gegebenen Tatsachen. Ich glaube auch, daß das der
Privatbeteiligte gewußt hat. und daß es ihm mehr darum
zu tun war, die persönlichen Ergüsse aus diesem Proto
koll, die hier in den Saal fluteten, nicht dem Tage ent
gehen zu lassen.
Dr. Budschedl: Das ist eine Kühnheit.
Präsident: Walser, hören Sie, der Privatbeteiligte
hat das Recht, auf der Aktenverlesung zu beharren und
Eie haben sich darüber keinen Kommentar zu machen,
aus welchem Grunde.
Dr. Budschedl: Wenn ich Ihnen einen Grund angeben
soll, so kann ich zwei anführen.
Walser: Ich möchte zu Ihnen in dieser Sache fol
gendes erwähnen: Es hat. bekanntlich am Ansang- wie
die Sache ruchbar wurde, immer nur geheißen Walser-
Walser, Walser, ich bin der Erste gewesen, der außer
Thöny eine Konferenz mit Egli im Saale hatte, und zwar
vor dem Protokoll. Und wie es sich herausgestellt hat,
hat Thöny dem Egli gesagt, es wären sechs Wechsel. Es
waren aber mehr, ich wußte aber nicht wieviel und ich
wußte nicht, über das Schicksal aller Wechsel Bescheid.
Infolgedessen hat dann natürlich Egli von mir den Ein
druck bekommen, als wolle ich mit der Sprache nicht
heraus. Ich konnte nicht sprechen, weil ich nicht auf dem
Laufenden war.
Präsident: Darüber kann die Verteidigung reden. Sie
können Ihrem Verteidiger das mitteilen und der Herr
Verteidiger wird es, wenn es ihm notwendig erscheint,
in der Verteidigungsrede verwenden.
Walser: Der Herr Egli behauptet nämlich...
Präsident: Abschriften sind auch da.
Walser: Ja die sind schon da. Aber der Grund, warum
ich von der Konferenz wegging war der, weil auf meine
Aussage hin, es wären 12, nicht 6 Wechsel, Egli dem
Thöny gesagt hat, wenn Sie in dem Ton die Konferenz
fortführen, trete ich ab.
Präsident: Ich muß Sie darauf aufmerksam machen,
daß Herr Egli als Mitglied der Kontrollstelle begreif
licherweise in einer Aufregung war.
Walser: Ich wollte damit sagen, Herr Präsident,
warum ich gegangen bin.
Dr. Budschedl: Ich möchte die Erklärung abgeben,
ich habe auf der Verlesung des Protokolls aus anderen
Gründen bestanden. Ich weiß nicht, wieweit den Laien
richtern der Inhalt der Akten bekannt war und habe es
für notwendig befunden, daß die Verlesung gemacht wird,
damit sie sich ein Bild machen können über die Verant
wortung der Angeklagten im Zeitpunkt.der Aufklärung
der Machenschaften. Außerdem habe ich geglaubt, daß die
Angeklagten selbst ein reges Interesse haben, zu erfahre«,
was damals gegangen ist. Ich habe auch aus der großen
Aufmerksamkeit. mit der Nico Beck dieser Verlesung zu
gehört hat. gesehen, daß Nico Beck und auch Earbone,
die von der Sache vielleicht weniger wußten, ein Interesse
daran haben, davon zu erfahren. Earbone hat sich No
tizen gemacht, zweifellos deshalb, um Stellung nehmen
zu könnend Es war zweifellos begründet und ich wußte
genau, warum ich den Antrag stellte,'daß das Protokoll
verlesen wird/
Vräfident: Nun wäre die Ordnungsnummer XXIH
erledigt. Ordnungsnummer XXIV: Hier teilt die Regie
rung am 4. Juli dem Landesgerickt mit, daß Walser fol
gende Gewerbekonzessionen habe (liest).
Ordnungsnummer XXVii: Ein Schreiben des Dr.
Bollert an Sparkasse vom 11. Juli 1928. Bemerkungen?
Keine.
Vräsident: Unsere heutiae Sikungszeit ist abgelaufen,
wir fahren fort Montag 8 Uhr früh.
Montag, den 25. November 1929.
Präsident: Bevor wir beginnen mit der Aktenverle
sung, muß ich eine Mitteilung machen zum stenographischen
Berhandlungsberkcht, ich habe ihn zwar noch nicht, durch
gesehen, es ist dies auch nicht meine Aufgabe eventuell