Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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Dann weiter: Ich habe, Kapferer los zu «erden — 
(liest) w* ** weiß ich nicht. 
DiHe Aeußerungen, gab Walser im Verhöre an, seien 
nicht so von ihm gemacht worden damals. 
. Dr. Lenzlinger: Da kann ich erwidern, was ich be 
reits in Bezug aus das Geständnis Carbones gesagt habe. 
Es war die Ueberprüsungsmöglichkeit durch alle Beschul 
digten vorhanden beim langsamem lautem Diktat der Pro 
tokolle und es ist immer die Ueberprüfung vorgenommen 
worden durch die Angeschuldigten vor der Unterzeichnung. 
Also auch dieses. Geständnis ist die Reproduktion dessen, 
was Walser damals gesagt hat. Es müsse sich um eine 
irrtümliche Ausdrucksweise, Sachdarstellung des Beschul 
digten gehandelt haben. Das Geständnis ist in Kongru 
enz mit dem, was Walser gesagt hat. 
Walser: Was habe ich bei der Einvernahme bestritten? 
Präsident: Er hat sich aus das Protokoll berufen. 
Staatsanwalt: Gerade diesen Punkt, den ich vorge 
lesen habe, hat er bestritten. 
Walser: Welchen Punkt von dieser Aussage habe ich 
bestritten? 
Ich habe bei einem einzigen Punkte, als ich vom 
Herrn Präsidenten gefragt wurde, wie ich das aufgefaßt 
habe, da habe ich gesagt, das habe ich auch so und so auf 
gefaßt, das ist aber anders niedergelegt. 
Staatsanwalt: Es heißt da im Verhör: Sie haben 
Beck einen allgemeinen Auftrag gegeben, mit dem Kapfe- 
rer etwas zu unternehmen, damit man ihn los werde. 
Präsident: Ja, das wurde ausdrücklich bestritten. 
Ich hatte folgendes im Auge: Im Protokoll ist die 
Bemerkung, Kapferer hätte Sie belästigt mit dieser An 
pumperei. Da hätten Sie Beck gesagt: Mach mit ihm 
etwas. Beck hätte ihm einen Wechsel gegeben von 20,000 
Franken. Man hat den Eindruck bekommen, als hätte 
man ihm den Wechsel gegeben, um den Kerl einmal los 
zu werden. 
Walser: In dem Sinne habe ich es auch nicht aufge 
faßt. 
Staatsanwalt: Das ist diese Stelle, wo es ausdrück 
lich heißt: Ich habe auch vorbehalten (liest) gab 
ich Beck allgemeinen Auftrag. 
Präsident: Wie war das? 
Staatsanwalt: Ich habe bestritten, daß darin ein 
ausdrücklicher Auftrag lag, einen Wechsel von 20,000 Fr. 
dem Kapferer zu geben. 
Dr. Rittmeyer: Darf ich eine Frage stellen? 
Hat Ihnen, Herr Zeuge, Beck die Untersuchung ir 
gendwie dadurch erleichtert, daß er Ihnen Akten zur Ver 
fügung gestellt hat? Hat er sie freiwillig zur Verfügung 
gestellt, hat er auch über die Akten in Berlin Angaben 
gemacht? Wie war das? 
Dr. Lenzlinger: Ich kann der Offenheit dieses Be 
schuldigten; wie auch der anderen Beschuldigten nur das 
beste Zeugnis ausstellen. Heute liegt die Situation klar 
vor Ihnen. Sie müssen sich aber zurückversetzen in den 
15. Juni 1928. Da wußte man nur von einem interna 
tionalen Wirbel, den die Liechtensteiner Wechsel gemacht 
hätten. Man sprach von großen Zahlen, aber über das 
Konkrete, über das Wann, Wo, Wie, Was, Wer, herrschte 
Dunkelheit. Da waren es die Beschuldigten, die bereits 
in den ersten grundlegenden Verhören eine ganze Tat- 
bestandesskizz» gegeben haben. Man konnte die einzel 
nen. Wechseltransaktionen, den Verkauf der Lose und al 
les das feststellen. .Ich war wirklich dankbar um die 
Klarlegung. Und wenigstens soweit die Akten in den 
Händen der Beschuldigten waren, haben sie sie prompt 
herausgegeben. Speziell Nico Beck hat von Akten er 
wähnt, die in einem Tresor in einem Safe im Hotel am 
Knie in Berlin liegen. Dieses Depot ist behoben und zur 
Prozedur gebracht worden. Das Gesagte gilt nicht bloß 
von Nico Beck, sondern auch von den anderen Beschuldig 
ten, daß sie wesentlich dazu beigetragen haben, zur ra 
scheren Abklärungsmöglichkeit und indirekt haben sie da 
zu beigetragen, daß die Sanierungskommission rascher die 
entsprechenden Maßnahmen treffen konnte, um mit der 
Sanierung in geeigneter Form beginnen zu können. 
Präsident: Weitere Fragen wollen nicht gestellt wer 
den? Dann wäre das Zeugenverhör erledigt. Der Hen 
Zeuge ist entlassen. Ich möchte nun fragen, ob wir nicht 
mit Rücksicht auf die Aussage des Herrn Staatsanwaltes 
Dr: Lenzlinger auf die Aussage seines Protokollführers 
Herrn Federer verzichten können. 
Ja? 
Dann werden wir den Zeugen Federer nicht ver 
nehmen. — Bitte Herrn Bankdirektor Schredt. 
Herr Direktor, wie Ihnen am ersten Tage mitgeteilt 
wurde, möchte das Gericht Sie befragen über das Ver 
halten des Beschuldigten Thöny bei den ersten Beanstan 
dungen seiner Tätigkeit. 
Direktor Schredt: Ich verstehe die Frage nicht ganz 
genau. Soll ich aussagen darüber, wie Herr Thöny be 
anstandet worden, ist oder darüber, wie ich noch von Bank 
zu Bank mit ihm verkehrt habe. 
Präsident: Nein, sondern wie Thöny sich Ihnen ge 
genüber verhalten hat in den Fällen, wo Sie ihm Vor 
halte gemacht haben, Mitteilungen gemacht haben übn 
den Umlauf der Wechsel. 
Schredt: Also schon vorher. Ich habe Herrn Thöny 
eines Tages, nachdem Auskünfte bei uns eingeholt wor 
den sind speziell darüber, ob dort ein Wechsel Obligo vor 
handen «sei, gefragt, welches Obligo und ob eines vorhan 
den ist. Thöny erklärte,- er' ermächtige mich, den Leuten 
mitzuteilen, daß keines vorhanden fei. 
Das habe ich dann auch weiter gegeben. Dann kam 
eine weitere Anfrage in dem Sinne und da bin ich wie 
der zu Thöny gegangen. Da hat Thöny gesagt, es ist ir 
gend ein Wechsel herum oder auch mehrere, genau kann 
ich das heute nicht mehr sagen, und daß ein treuhänderi- 
sches Verhältnis der Sparkasse zu dieser Wechseldeckung! 
vorhanden sei. 
Präsident: Hat er nicht den Namen Koburg genannt?! 
Schredt: Doch ja: den Prinzen von Koburg. Die nä 
heren Details habe ich nie erfahren. Später kamen wie 
der Anfragen. Ich bin dann in diesem Belange erst z» 
Regierungschef Professor Schädler gegangen und habe ihm: 
die Sache gesagt. Ich habe eine Depesche vorgeschlagen 
an die um Auskunft anfragende Stelle und diese Depe 
sche wurde im Wortlaute, wie ich sie vorgeschlagen habe.^ 
von Herrn Regierungschef genehmigt und weiter gegeben.. 
Ich ging dann nicht mehr zu Thöny, weil ich verärgert! 
war, da ich vorher anscheinend nicht richtig informiert: 
worden bin. j 
Präsident: Erinnern Sie sich nicht mehr an das ge 
naue Datum?
	        

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