Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

hätte, es ist aber nichts Rechtes dabei herausgekommen, 
denn die Angaben Schmidts schienen ihm nicht recht zu 
stimmen auf einige telephonische Erkundigungen in Wien. 
Wir sind zusammen nach Berlin gefahren, nicht wegen 
dem Koburggeschäft.' Ich sollte nach Rumänien fahren 
und in Wien haben wir nun Herrn Carbone getroffen, 
der uns mit Justus zusammengeführt hat, dann ist die 
berühmte Nachtkonferenz mit Justus und. Eysler. usw. 
herausgekommen. Wir haben uns gesagt, anhören kann 
man es und dann, als wir die Unterlagen hatten und das 
Referat von Eysler und Bollert hörten, dann haben wir 
gemeinsam uns entschlossen, die Sache durchzuführen. 
Das ist die Quintessenz der ganzen Angelegenheit. 
Staatsanwalt: Ich hätte noch an alle Angeklagten 
die gleiche Frage zu richten. Beck, kannten Sie das 
Sparkassengesetz? Es kommt dieselbe Frage an Alle. 
Beck: Ich kannte das Sparkassengesetz, habe es zwar 
nicht auswendig gelernt. 
Staatsanwalt: Wutzten Sie aus dem Sparkassenge 
setz, daß der Verwaltungsrat und die Regierung und der 
Landtag die Kontrolle auszuüben hatten? 
Beck: Ueber die Funktionen der Regierung und des 
Landtages glaube ich nicht besonders klar gewesen zu sein. 
Ich wußte, dätz eine gewisse Kontrolle ausgeübt werde 
vom V'erwaltüngsrat. 
Staatsanwalt: Wutzten Sie von einer Kontrollkom 
mission, deren'Mitglied Walser war? 
Beck: Ja. 
Staatsanwalt: Und datz diese Kontrollkommission von 
Regierung und Landtag bestellt werde? 
Beck: Ja. 
Staatsanwalt: Und datz die, die die Kontrollstelle aus 
zuüben haben. 
Beck: Ja. - 
Staatsanwalt: Walser beantworten Sie mir dieselbe 
Frage. 
Walser: Ja. 
Thöny: Ja. 
Carbone: Ich wutzte überhaupt nichts von den inter 
nen Gesetzen, Reglements usw. Ich habe nur erfahren, 
erst im August, daß die Kompetenz von Thöny mit 1000 
Franken beschränkt war. 
Staatsanwalt: Thöny und Beck geben an, datz sie in 
dieser Richtung Carkone mit aller Unmitzverständlichkeit 
über die Verhältnisse hier aufgeklärt haben. 
Carbone: Ich möchte Sie ersuchen über diese Frage 
Herrn Thöny zu befragen, was man mir in Vaduz ge 
sagt hat. 
Präsident: Das wurde schon besprochen, das war am 
17. August. 
Beck: Das will nicht bedeuten, datz Carbone über das 
Sparkassengesetz vollständig informiert gewesen sei. son 
dern nur über den Punkt, datz die Kompetenz des Ver 
walters Thöny beschränkt war. 
Staatsanwalt: Und datz diese Sache ohne Kenntnis 
des Verwaltungsrates gemacht wurde. War Ihnen be 
kannt, daß diese geschäftlichen Transaktionen, die Sie 
zusammen mit Beck und Thöny machten ohne Kenntnis 
und Borwissen und ohne die Genehmigung des Berwal- 
tungsrates -durchgeführt wur.de? Beck sagt, es wurde 
Ihnen gesagt. 
Carbone: Ich möchte nur wiederholen wie vorNE. 
Staatsanwalt: Wurde Ihnen, z. B. in Wen, auch ge 
sagt, datz es sehr gefährlich ist, Informationen einzuzie 
hen, das könnte Thöny den Kopf kosten? 
Carbone: Daran kann ich mich nicht erinnern. 
Walser: Doch Carbone, Sie werden sich daran erin 
nern. Sie können sich vielleicht erinnern, datz ich Sie 
im Hotel Regina gebeten habe, um eine Schriftstückuntev 
zeichnung, daß ich Ihnen gesagt habe, ich mache Sie in 
aller Ruhe darauf aufmerksam, datz wir uns über alles 
verantworten müssen bei der Bank sin Liechtenstein), Ich 
machte Sie daraus aufmerksam, datz ich in nächster Zeit 
nach Liechtenstein fahre, um mich bei den Herren zu ver- 
antworten. Sind die Angaben richtig, die Sie an Beck 
und Thöny gemacht haben, beruhen sie auf Wahrheit, sonst 
sagen Sie mir lieber, ich habe damals gelogen, ich will 
bei den Herren in Vaduz nicht als schlechter Mensch er 
scheinen, nicht datz, wenn ich nach Vaduz komme, 
nachträglich herausstellt, datz es ein Schwindel ist. Sagen 
Sie, datz es wahr ist, unterschreiben Sie kein einziger 
Wort, was nicht richtig ist. Ich habe gesagt, wir müssen 
alles daran setzen ,datz die Bank nicht zu Schaden kommt 
und über dieses hinaus geht es Thöny um den Kopf. Und 
auf das hin haben Sie das Schriftstück geschriebeir. Aus 
das hin wurde das Schriftstück unterzeichnet und. noch 
notarisiert, Sie haben gemutzt, unter welchen schweren 
Stunden ich nach Vaduz gefahren bin. 
Carbone: An. diese Unterredung erinnere ich mich ge 
nau. Sie ist gewesen am 8. oder 4. Tage, bevor Walser 
in Vaduz verhaftet wurde, also nach allen Geschehnissen, 
nach allen Diskontierungen, nach allen Begebungen von 
Wechseln, diese Unterlagen, die ich gegeben habe, Herrn 
Walser nur unter der Bedingung, datz man dafür die an 
deren Abtretungen wieder zurückgibt: Daran wird 
auch Walser erinnern. 
Walser: Stimmt. Ich war umsomehr beruhigt über 
die Wahrheitsangaben in diesem Aktenstück, als Sie mir 
sagten „sterben Sie mir ja nicht, Herr Walser, ich habe 
Ihnen mein alles gegeben, das ist vielmehr Wert, ich 
hätte nichts mehr. Dann werden Sie sich erinnern, datz 
wir eine Konferenz gehabt haben, nachdem ich mit Herrn 
Rechnungsführer Zatloukal telephonisch gesprochen habe, 
um zu erfahren, was gegangen ist. Justus hat nach mei 
nem Dafürhalten gegen die Abmachung von Beck dazu 
mal durch irgend einen Direktor König die Wechselbege 
bung vornehmen wollen und sie sind so weit verstiegen, 
datz der Fürst die Garantie übernehmen soll. Daraufhin 
wurde von ihm, dem König, an die Kabinettskanzlei, an 
den Rechnungsdirektor, berichtet, und ich habe gefragt, 
was da ist, und wenn man das will, hätten Sie kommen 
müssen und erklären, wir können doch nicht auf eine 
Sache eintreten. Ich habe ihm gesagt, Herr Direktor, es 
ist die Garantie des Fürsten von meiner Seite nie iiber 
die Zunge gekommen, es könnte das nur von unberufen« 
Seite ohne mein Wissen geschehen sein. Da habe ich einen 
grotzen Krach gemacht, in Wien hat man gesprochen, datz 
natürlich-durch eine solche Unvorsichtigkeit Walser unsere 
Geschäfte nicht zu Ende führen könne und der.Verwal- 
tungsrat hier nicht im Bilde war. Herr Carbone, dar 
,glaubt uns niemand, datz wir das nicht wutzten und wen»! 
wir es zehnmal sagen. Ich bitte Sie, sagen Sie ja.
	        

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