Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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Schädler: Etwas besonderes habe ich dabei nicht ge 
dacht. Die Regierung wird häufig angefragt übsr dieses und 
jenes, so habe ich mir dabei nichts gedacht. 
Dr. Huber: Daß das Generalsekrctariat deZ Innern, 
über Herrn Walser angefragt hat, haben Sie sich da nicht ge 
dacht, was hat Walser beim Ministerium des Innern in 
Bukarest zu tun? 
Präsident: Haben Sie sich dabei keine besonderen Ge 
danken gemacht? Haben Sie sich nie erkundigt, ivas Walser 
.da unten zu tun habe.beim Ministerium? 
Schädler: Ich habe die Antwort gegeben, was ich wußte. 
Dr. Huber: War keine Veranlassung, sich zu verge 
wissern. was Walser in Rumänien zu tun hatte? 
Schädler: Nein. 
Dr. Huber: Nach dem Sparkassengesetz hat die Re 
gierung auch mitzuwirken bei der Verwaltung und Bcauf- 
sichtigung der- Sparkasse durch Bestätigung der vom Ver 
waltungsrat zu treffenden Wahl des Verwalters, dann durch 
Genehmigung des vom Verwaltungsrat zu erlassenden Ge 
schäftsreglements und dlirch Berichterstattung an den Land 
tag. Haben Sie regelmäßig Berichte bekommen von der 
■ Kontrollstelle? 
Schädler: Regelmäßig, ich weiß nicht, ob wir alle Pro 
tokolle bekommen haben. Das vermag ich nicht zu sagen. 
Dr. Huber: Sie kennen -doch das Gesetz und das Ge 
schäftsreglement über die Verpflichtungen der Kontrollstelle, 
es sei mindestens vierteljährlich einmal zu revidieren und 
darüber ein Protokoll zu verfassen. 
Schädler: Vierteljährlich haben wir die Berichte nicht 
bekommen. Davon ist keine Rede. Wir haben Jahresberichte 
bekommen. 
Dr. Huber: Der Artikel 64 des Reglements lautet: 
(Liest.) Hat die Regierung diese ausgebliebenen Revisions 
berichte nicht reklamiert? 
Schädler: Die Jahresberichte haben wir bekommen. 
Dr. Huber: Die vierteljährlichen Berichte haben Sie 
nicht reklamiert? 
Schädler: Ich glaube nicht. Schon nach dem Gesetze ist 
die Spgr- und Leihkasse Anstalt des öffentlichen Rechtes und 
getrennt von der übrigen Landesverwaltung, was im Ar 
tikel 23 steht, war unsere Pflicht, die haben wir erfüllt. 
Huber: Tatsache ist, daß Sie laut Artikel 23 mitzu 
wirken haben bei der Verwaltung und Beaufsichtigung, daß 
sich das zu vollziehen hat dlirch die Genehmigung des voni 
' Verwaltungsrat unterstellten Geschästsreglementes. durch die 
Wahl eines Mitgliedes der Kontrollstelle. In einem Ge 
schäftsreglement, das durch die Regierung genehmigt worden 
ist, hat es bestimmt, es sei vierteljährlich mindestens 311 revi 
dieren und über die jeweilige Revision ein schriftlicher Re 
visionsbericht zu erstatten und der Regierung und dem Ver 
waltungsrat mitzuteilen. 
Schädler: Nach dem Gesetz, Herr Doktor, ist die Spar 
kasse eine Anstalt des öffentlichen Rechtes und getrennt von 
der übrigen Landesverwaltung. Das, was in Art. 23 steht, 
war unsere Pflicht, das haben wir erfüllt und an weitere 
Obliegenheiten glaubte ich nicht. 
Dr. Huber: Sie.möchten sich nicht darüber äußern, ob 
das die Erfüllung Ihrer Pflicht gewesen sei, sondern nur 
Tatsachen feststellen. Tatsache ist, daß Sie laut Art. 23 mit 
zuwirken haben bei der Verwaltung und zu beaufsichtigen, 
daß sich das zu vollziehen hat durch die Berichterstattung 
an den Landtag, durch die Genehmigung des dem Ver- 
waltungsrate unterstellten Geschäfts - Reglements, durch 
Wahl eines Mitgliedes der Kontrollstelle, in dem Geschäfts- 
Reglement, das durch die Regierung genehmigt werden mußte 
und genehmigt worden ist, -haben Sic mitbestimmt, es sei 
vierteljährlich mindestens zu revidieren und es sei über die 
jeweilige Revision ein schriftliche Revisionsbericht zu er- 
statten, der sowohl der Regierung wie dem Verwaltungsrat 
mitzuteilen sei. Nun fällt es nur auf .... 
Präsident: Bitte Fragestellung, nicht Vortrag. 
Dr. Huber: Nun fällt es mir aus, daß Sie erklärten, 
Sie hätten nicht moniert. 
Schädler: Ich habe die Auffassung gehabt, daß. wenn 
die Verwaltung schon geschieht, so ist das Sache des Ver- 
waltungsrates. 
Präsident: Fähren wir weiter. Eine weitere Frage 
inbezug auf die Wahlen des Verwalters ist gesagt, daß sie 
an bestätigen sei durch die. Regierung. Ist die Wahl des 
Herrn Thöny bestätigt worden durch die Regierung? 
Schädler: Das kann ich nicht sagen, das ist nicht in 
meiner Erinnerung. Ich denke, daß das geschehen sein wird. 
Es läßt sich' im. Protokoll feststellen. Ich glaube schon, ich 
will es aber nicht behaupten. 
Dr. Huber: Haben Sie Kenntnis gehabt, als diese 
Wahl vorgenommen wurde, von dem Bericht der Kontroll 
stelle über das Jähr 1923, vom 12. Februar .1924, Fasz. 4, 
Nr. 207. Vielleicht darf ich bitten, daß daran-? vorgelesen 
wird, Absatz über Persönliches. 
Präsident: Das war am 12. Februar 1924. Thöny, 
wann sind Sie im Jähr 1924 angestellt worden? 
Thöny: Es muß um die gleiche Zeit gewesen sein, Fe 
bruar oder März. 
Präsident: Im März. Hier schreibt die Ostschwcizerische 
Treuhandgcsellschaft am 12. Februar einen Bericht über die 
Revision bei der Spar- und Leihkasse.. Kontrollbcricht 23, 
Seite 12: „Ein Kapitel, das schon von Anbeginn viel zu 
reden gab und nicht befriedigt, sind die persönlichen Ver- 
hältnisse usw." (Liest.) 
Das wäre das Persönliche, das der Herr Verteidiger ge 
meint hat. Nicht wahr? 
Dr. Huber: Ja, ich möchte noch etwas fragen. Ich imiB 
bitten, da weiter zu lesen, von dort weg: „Wenn er heute 
behauptet, daß vorläufig keine weiteren derartigen Verbind 
lichkeiten usw.". Sie können ja den Namen weglassen, wenig 
stens den Satz: „Wir müssen es nun vollständig Ihnen über 
lassen, welchen Weg Sie einschlagen wollen usw." 
Präsident: Also hier unter Hinweis auf die persönlichen 
Verhältnisse beim Bankiustitut sind Sie darauf verwiesen 
morden, daß die persönlichen Verhältnisse ungenügend ge 
wesen seien und daß man einen tüchtigen Fachmann an 
stellen sollte und zur Kollektivunterschrift übergehen sollte. 
Das ist das Wesentliche aus dieser Sache. Nun fragt der 
Herr Verteidiger, ob Ihnen das damals, wie Sie Thöny 
anstellten, bekannt gewesen sei. 
Schädler: Also, man hat den Herrn Thöny nach Mcls 
geschickt auf eine Reihe von Monaten, .damit er sich besser 
ausbilde. 
Präsident: Meine Frage ist nur die, ob Ihnen das be 
kannt gewesen ist? 
Schädler: Ja, ich kann mich auch nicht so erinnern, ich 
weiß nur, daß man gesagt hat, nach sechs oder sieben Mo-
	        

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