Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

weniger gut verfügen können, würden wir jetzt 
fertig machen. 
. Kx. Batliner: Ich stehe zur Verfügung nach 
mittags. 
% Stunde pause. 
Präsident: Das Wort hat Herr Dr. Bud- 
fchedl. 
Dr. Budschedl: Mit Rücksicht auf die Aus 
führungen verzichte ich auf weitere Fragestellung. 
Präsident: Herr Dr. Rittmeher? 
Dr. Rittmeher: Ich habe keine Frage. 
Dr. Huber: Ich möchte auch etwas fragen. 
Präsident: Das ist in dem enthalten, was wir 
jetzt besprochen haben. 
Dr. Huber: Wissen Sie, was ich frage? 
Präsident: Sie haben mit der Person Nico Beck nichts 
zu schaffen. 
Dr. Huber: Aber mein Klient hat mit ihm zn schaffe». 
Präsident: Es handelt sich nicht.um taktische Fragen, 
sondern um medizinische Fragen, ob er zurechnungsfähig 
war. 
Dr. Huber: So dürfte ich noch eine weitere Frage unter 
breiten: Ich wollte fragen, ob die Eigenschaften, die bekannt 
geworden sind, ob die für den Laien erkennbar sind, das 
ist das Ei. Das ztveite bezieht sich auf die Frage, ob nicht 
Männer, bei denen diese krankhaften Eigenschaften sich ver 
binden, mit einer das Mittelmaß übersteigenden Intelligenz, 
ob diese nicht gerade wegen verminderter Hemmungen, die 
sie besitzen, ans Dritte einen starken suggestiven Einfluß aus- 
.übeü können? 
Präsident: Ich werde die Frage zulassen. 
Herr Landesphysikus, die erste Frage, die der Ver 
teidiger des Thöny stellt, ist die, ob diese Krankheit, bezw. 
dieser Umstand der verminderten Zurechnungsfähigkeit, über 
die Sie sich verbreiteten, für Dritte erkennbar sei. 
. .Dr. Batliner: Das glaube ich nicht. Ich bin nicht der 
Anschauung. Aber nur ans Grund der ärztlichen Unter 
suchung. Es kann dem Laien das temperamentvolle, reizbare 
Wesen auffallen, es kann aber auch ein ganz Normaler 
temperamentvoll und reizbar sein, der nicht die geringste 
Spur einer Neurose hat. Für einen Laien ist der Zustand 
des Nico Beck nicht klar gewesen. 
Dr. Huber: Darf ich fragen, ob nicht Männer von der 
. Qualität des Angeklagten Beck, die einerseits gewisse Krank- 
heitserscheinungen ausweisen, anderseits aber eine Intelligenz 
über das Mittelmaß besitzen, gerade deshalb, weil ihre Hem 
mungen impetus auftreten, dadurch eine starke suggestive 
Wirkung auf andere ausüben, als bei anderen Menschen das 
. der Fall ist? 
-Dr. Batliner: Geschichtliche Figuren nach dieser Rich 
tung sind bekannt. 'Es ist aus der Literatur bekannt, daß 
große Männer an Epilepsie gelitten haben, z. B. Cäsar, 
Helmholz haben an Epilepsie gelitten. Aber wissenschaftlich 
: steht die Sache so: daß ungefähr zirka 10 Prozent der Epilep- 
- tiker nicht an Stärlingen des Verstandes leiden, daß die 
Verstandestätigkeit nicht vernlindert ist, in 90 Prozent der 
:Fälle ist die Verstandestätigkeit vermindert und zwar von 
/mildem Schwachsinn bis zu den stärksten Verblödungen. Ob 
diese Männer, die an diesem heftigen Wesen leiden, einen 
■ großen. Einfluß auf andere machen, das kann ich nicht mit 
Sicherheit beantworten. Ich glaube, daß es der Fall ist in 
folge ihres- heftigen Wesens. Das ist eine Frage, die sehr 
schwer zu beantworten ist. 
Präsident: Carbone, was wollen Sie sagen? 
Carbone: Ich wollte fragen, ob cs nieinem. Anwalt 
erlaubt ist, morgen darüber auch eine Frage zn stellen? 
. Präsident: Die Frage ist die gleiche, die Herr Huber ge- 
stellt hat. 
Dr. Huber: Ich habe sie auch in Ihrem Interesse ge 
stellt. 
Präsident: Wir können nun diesen Abschnitt verlassen. 
Der Herr Landesphysikus wird morgen nicht mehr hier sein. 
Wir müssen heute die Vernehmung beendigen. Nun ist wäh 
rend der Verhandlung noch ein Privatgntachtcn eingereicht 
worden von Dr. Rittmeyer, erstattet von Dr. Ulrich, medizi 
nischer Direktor der Schiveiz. Anstalt für Epileptiker in 
Zürich, und von Pros. Dr. Maier, Direktor der Psycho 
pathischen Universitätsklinik in Zürich. J-ch werde das auch 
bekanntgeben und würde den Herrn Landesphysikus fragen, 
ob er auf Grund dieses Gutachtens zur Anschauung käme, 
die in seinem Gutachten niedergelegte Auffassung einer Re 
vision zn unterziehen, oder ob er glaubt, daß beide Gutachten 
als übereinstimmend zn betrachten sind, soweit das aus der 
gewöhnlichen Verlesung zu beurteilen möglich ist. 
(Liest das Gutachten.) 
Präsident: Das ist das Privatgntachten, das die Partei 
eingebracht hat. Herr Landesphysikus, haben Sic eine Ver- 
anlassnng, zu diesem Gutachten sich anszufprechen? 
Dr. Batliner: Es kommt hauptsächlich die Frage 2 
in Betracht, die unserem Gutachten widersprechen würde, 
bezw. nicht widersprechen würde, sondern in stärkerer Form 
gefaßt ist, die lautet: 
(Liest.) „Die Epilepsie beeinträchtigt . . . " 
Soviel ich gehört hatte, sagten Professor Maier und 
Dr. Ulrich da „wesentlich vernrindcrte Zurechnungsfähigkeit". 
Da bin ich der Ansicht, das nicht annehmen zu können aus 
Grund der Untersuchung. Die Nerstandestätigkeit ist bei Nico 
Beck nicht vermindert. Wir haben nicht im geringsten fest 
stellen können, daß die Verstandestätigkeit gelitten hat. Er 
ist außerordentlich intelligent, er' weiß die Sachen gut zu 
schildern, er hat ein gutes Gedächtnis. Gedächtnislücken lind 
Lücken der Verstandestätigkeit sind nicht nachzlllveisen, son- 
der» nur eine Zurechnungsfähigkeit, die nicht wesentlich ist. 
Präsident: Wer will weitere Fragen stellen? Gericht 
(nein), Staatsanwalt (nein), Privatankläger (nein). 
Damit wären wir mit der Befragung des Sachver 
ständigen Landesphysikus fertig. Es bleibt Ihnen freigestellt, 
wenn keine Partei wünscht, daß der Sachverständige abtrete, 
damit er später wieder einvernoinmen werden könnte, bleibt 
es Ihnen dahingestellt, «hier zu bleiben, oder wegzugehen. 
Ich habe keine Veranlassung, zu wünschen, daß Sie weg 
gehen. Es scheint glich keine Partei zu wünschen. Damit ist 
die Einvernahme des Sachverständigen beendigt. 
Wir lvürden zlir Zeugeneinvernahme schreiten. 
Frau Ebcrle schreibt, bezw. ihr Ehemann Viktor Eberle 
schreibt: „Meine Frau kanil bis ...... angegeben 
hat." (Liest.) Aus die Einvernahme der Frau Eberle muß 
daher verzichtet werdeil. 
Herrn Bankdirektor Schredt ist es immöglich, heute 
oder morgen zur Einvernahme zl, erscheinen, möglicherweise 
ist er ailch nächste Woche iloch abwesend. Wir haben ihn für 
nächsten Montag vorgeladen. Dr. Lcnzlinger lind Gerichts-
	        

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