Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

Thöny: Das kann ich nicht mehr sagen. 
Präsident: Haben Sie den Vertrag mit dem Barmer 
Bankverein auch gelesen, den Vertrag mit der Bank einer- 
seits und Hienzberg andererseits? 
' Thöny: Ich werde ihn wohl gelesen haben. 
Präsident: Walser hat Sie orientiert über alle Einzel 
heiten seines Verhältnisses mit dem Barmer Bankverein und 
mit Hienzberg?" 
Walser ist dann am 29. November nach Düsseldorf ver 
reist zur Unterhandlung mit dem Barmer Bankverein und 
hat dort Ihre Bürgschaftsurkunde abgegeben? Sie haben 
.also in diesem Falle den Verwaltungsrat nicht informiert? 
Thöny: Die Bürgschastsurkunde muß bei den Akten 
liegen. Ich habe sie am 8. Juni I. I. abgegeben bei der Re 
gierung. 
Präsident: Wir werden bei Verlesung der Akten auf diese 
Sache zurückkommen. Sie haben also auch diese Sache dem 
Verwaltungsrate effektiv nicht unterbreitet?' 
Thöny: Nein. 
Präsident: Warum nicht? > 
Thöny: Ich habe gewußt, daß der Verwaltungsrat das 
Geschäft nicht bewilligen werde. 
Präsident: Sie und Walser haben also von/vornherein 
gewußt, daß der Verwaltungsrat das Geschäft nicht bewilligt 
hätte? 
Thöny: Ja. 
Präsident: Warum? Wenn das Geschäft 'so viel ver 
sprochen hätte, wie Walser vovher gesagt hat, hätte auch der 
Verwaltungsrat das bewilligen können. 
Thöny: Es ist im Gesetze nicht begründet. Es schlägt 
nicht in den Rahmen des Sparkassengeschäftes hinein. 
Präsident: Glauben Sie, daß das der Grund gewesen 
wäre, daß der Verwaltungsrat das Geschäft abgelehnt hätte? 
Thöny: Ja. 
Präsident: Was haben Sie für Notterungen'vorgenom 
men in den Büchern über diese Verpflichtungen der Spar 
kasse? 
Thöny: In den Büchern ist nichts vorgekommen. 
Präsident: Sie haben keine Notierungen vorgenommen? 
Sie-Haben für diese oder jene Sache für sich privat keine 
-Notizen gemacht zu Hause über die Bedingungen? 
Thöny: Nein. 
Präsident: Ueber alles, was Sie vorgekehrt haben bei 
diesen Transakttonen, haben Sie keine Notiz gemacht? 
Thöny: Nein. 
Präsident: Sie haben auch keine Korrespondenz gemacht 
zu Hause? Hatten Sie Korrespondenzen? 
Thöny: Nein. 
Präsident: Was haben Sie mit der Korrespondenz vor 
gekehrt? . 
Thöny:' Ich habe nur den Vertrag zu Hause gehabt. 
Die Bürgschastsurkunde, die habe ich abgegeben. 
Präsident: Sonst nichts von der Prolongierung der Kre 
dite Ende 1927 ? 
Thöny: Nein. 
Präsident: Warum nicht? 
Thöny: Ich habe gemeint, das dürfe niemand wissen. 
Präsident: Wenn man derartig große Angelegenheiten 
und Geschäfte betreiben will, wenn man sie auch nicht durch 
die Sparkasse gehen läßt, muß man doch Aufzeichnungen 
machen. 
Thöny: Es tut mir leid, daß ich das nicht gemacht habe. 
Präsident:-Wäre die Läridesbaftk am Gewinn beteiligt 
gewesen? 
Thöny: Die Landesbänk hätte. sollen'einen gewissen 
Prozentsatz vom Gewinne in Rumänien erhalten.. Da Möchte 
ich erwähnen, daß bei Ausstellung des Vertrages Mco/Beck 
den Vorschlag.gemacht hat, die Bürgen,, die. für die.Schweiz 
besttmmt waren,'der Landesbank zur Verfügung zu''stellen, 
damit das Land durch diese Bürgschaft gedeckt wäre. Das. ist 
damals bei der Unterzeichnung besprochen worden^ 
Präsident: Nico Beck war die Situation etwas-ungemüt 
lich, daß er.die großen Verpflichtungen für die.Landesbank 
eingegangen ist. Wollte er.Bürgen suchen, um. die.Landes- 
bank sicher zu stellen? 
Thöny: Nein. Er hat gesagt, er habe mit ihnen bereits 
unterhandelt, er wolle Geld aus der Schweiz beschaffen zum 
gleichen Zwecke. Er hätte schon mit Bürgen gesprochen. 
Präsident: Ich-erinnere mich nicht daran,, daß Sie in 
Ihrer Aussage vor dem Untersuchungsrichter diese Version 
benützt haben. Sie sagten' bei irgend einem Anlasse, als ich 
Sie gestagt habe, wer an dieser Konferenz teilgenommen 
habe, Mco Beck sei auch im Hause gewesen/ Ob er wirklich 
bei der Konferenz zugegen gewesen sei, wissen Sie nicht? 
Thöny: Da kann ich genau erklären, daß Nico Beck im 
Nebenzimmer war. 
Präsident: Sie sagten, Mco Beck hätte vor den anderen 
Konferenzteilnehmern die Erklärung abgegeben,' daß er 
Bürgen habe. 
Thöny: Daß er schon gesprochen habe wegen Bürgschaft. 
Präsident: Zur Entlastung der Sparkasse? 
Thöny: Wenigstens ist das meine beste Ueberzeugung, 
daß das dazumal so besprochen wurde.. Es sind inzwischen 
drei Jahre vergangen, an die Einzelheiten kann ich mich nicht 
mehr so genau erinnern. 
Präsident: War Dr. Bollert auch dabei? 
Thöny: Das. kann ich leider nicht mehr sagen/ ' 
Präsident: Mco Beck hat von diesen Bürgen gesprochen. 
Thöny: Ja. 
' Präsident: Er hat aber nicht gesagt, daß er effektiv schon 
Bürgen hätte? 
Thöny: Er hat gesagt, daß er mit einem.Herrn in Chur 
schon Unterhandlungen gehabt habe wegen Uebernahme^ der 
Bürgschaft. ' ' 
Präsident: Mer, daß er eine Zusage von irgend einer 
Seite erhalten habe, hat er nicht gesagt? 
Thöny: Nein. Aber vom betreffenden Herrn hat er einen 
Reisepaß in der Tasche gehabt. Er hätte ihm sollen das .Visum 
besorgen, um nach Bukarest zu fahren. '. 
. Präsident: War das Hienzberg? 
.'Thöny: Nein;'ein Rechtsanwalt von Chur. .Von dem 
hat 'er einen Reisepaß in der Tasche gehabt. Er hat gesagt, 
er werde Bürgschaft leisten, aber er wolle sich da unten'per 
sönlich überzeugen, wie das Geschäft stehe. Er h'qt wollen 
nach Rumänien fahren, um sich zu überzeugen, ob Pas'Ge 
schäft gut sei. Zu dem Ztvecke hat er einen Reisepaß in der 
Tasche gehabt zur Einholung des Visums beim Konsulat in 
Zürich. : , 1 '. ' 
Präsident: Sie wußten, daß Bauer Georg, derlei dieser 
Konferenz im Kirchthaler dabei war, schon eine Rolle.gespielt 
hat bei der Zentrofag. War es Ihnen damals njchf bekannt, 
daß dieser Bauer-eine unschöne Rolle gespielt hat bei'der 
Zenttofag?
	        

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