Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

Präsident: Und weit hauptsächlich die Ausfuhr der Klas- 
fenlose verboten und die Einfuhr in andere Staaten unmög 
lich, war. "Aus diesem Gedankengange und aus dieser Sach 
lage heraus hat sich die rumänische Klassenlotterie entwickelt? 
Wir-stehen im Oktober 1926? 
Thöny: Ja. -' 
Präsident: Erzählen Sie. wie Walser und Sie zusam 
menkamen. 
Thöny: Walser kam eines Mittags zu mir. es sei ein 
Freund, der Bauers hier. Der habe eine Verbindung in Ru 
mänien mit hochstehenden Persönlichkeiten. Er habe die Nach 
richt erhalten, daß die liechtensteinischen Klassenlose in Ru 
mänen eingeführt werden könnten. Dazu-benötigte man 
13 000 Franken. Jetzt solle ich Ihnen dazu helfen. Ich solle 
das Geld beschaffen bis halb 8 Uhr. Um halb 2 Uhr war 
er bei mir und' um 5 Uhr müsse er abreisen. Nun sagte ich, 
ja, das sei schön und recht, aber auf irgend eine Art müsse 
Sicherstellung da sein. Da sagte er. ich solle um Bürgen 
schäum und dann seinem Vater Bescheid geben, daß er den 
BürKschaftsschein unterschreibe. Ich habe ihm dann 18 000 
Franken-gegeben, weil er selbst auch mitgefahren ist. Ich habe 
die Bürget!, gesucht und die haben unterschrieben. Dann 
ist Walser, retour gekommen und hat gesagt, es sei alles 
recht, aber der Weg, wie er früher vorgesehen gewesen sei, 
sei nicht einzuschlagen. Aber die Konzession zum Betriebe einer 
Klassenlotterie in Rumänien könne , man erhalten. 
Walser ist samt Georg Bauer, einem früheren. Fachmann 
der Centrofag, und einem Wechsler nach Bukarest gefahren, 
hat sich dort mit dem Advokaten Basilesko Valejan beraten. 
Der -hat ihm erklärt, eine Einfuhrmöglichkeit für liechten 
steinische Klassenlötterielose bestehe nicht, dagegen stünde die 
Möglichkeit. zur' Konzessionserwerbung für eine rumänische 
Klassenlotterie offen. 
- Präsident: .Dann ist Walser wieder zurückgekehrt im 
November 1926? 
Thöny: Ja. 
' .Präsident: Hat Ihnen dieser Bescheid gegeben? 
Thöny: Jä> er hat gesagt, ich solle Geld suchen, er 
brauche für dqs Geschäft 300 000 bis 330 000 Franken. 
Dann ist er mit Beck in Verbindung getreten. Der hat in 
der Schweiz wegen Geld unterhandelt, bei wem weiß ich 
nicht. Ich weiß nur, .daß sie in Bern gewesen sind. Wieso 
Walser-zum Barmer Bankverein gekommen ist, damals als 
sie nach Bern gefahren sind oder erst nach ihrer Rückkehr, 
oder ob sie durch einen Dritten ihm zugeführt worden sind, 
weiß ich nicht. Bei den Verhandlungen in Bern wurde von 
den Schweizern verlangt, daß Bürgschaft gestellt werden müsse 
für einen Kredit, den sie Walser geben wollten. Zur genauen 
Kenntnis der Sache kam ich nicht, weil ich nicht dabei war. 
-Dann an' einem Sonntagvormittag kam man zu mir, 
ich solle gleich zum Walser hineinkommen, es sei jemand 
drinnen. Ich-ging dann hinein und eS waren dort die Herren 
vom-Barmer Bankverein. Ich habe nicht gewußt, daß sie 
kommen. . ' 
Präsident: Das war am 28. November.1926? 
Thöny: Ja. An einem Sonntag war es. Da hat es 
geheißen, man- solle der Form halber die Garantie der Lan 
desbank geben. Risiko sei keines vorhanden. Das Geld, das 
Konto, sollte- wie ausgemacht worden ist, nicht angegriffen 
werden bis die Konzession erteilt worden sei. Nur auf Grund 
dieser Bedingung'habe ich auch die Garantie der Landes- 
bank gegcken. : . ; ■ = . ' . 1 .- -.i:; 
Präsident: Wer war bei dieser Konferenz anwesend? 
Thöny: Dr. Rasche, Baron Hiensberg, dann noch ein 
Dritter, dann Bauer. Beck ist wenigstens im Hause gewesen. 
Ob er gerade oben war bei der Konferenz weiß ich nicht. 
Walser war dort. Ich glaube, es sind drei Herren von Barmen 
dort gewesen. Wir sprachen davon, daß für sie kein Risiko 
bestehe, daß die Sache in Ordnung komme und daß das Geld 
nicht ausgefolgt werden dürfe, bevor die Konzession erteilt 
sei. Das hat Walser und Bauer gesagt und daß das Geld 
nicht ausgefolgt werden dürfe, bevor die Konzession erteilt 
werde, hat der Barmer Bankverein auch gesagt. 
Präsident: Also Walser und Bauer haben das gesagt? 
Thöny: Ja. An dem Tage ist die Bürgschaftsurkunde 
unterschrieben worden. Dr. Rasche ist mit mir ins Büro ge 
gangen und da habe ich unterschrieben. Ich habe ihm noch ein 
Sparkasfagesetz gegeben. Das, was in der Anklageschrift steht, 
ich habe dem Dr. Rasche gesagt, daß ich den -Verwaltungs 
rat vom Geschäfte unterrichtet habe, stimmt nicht. Ich habe 
den Derwaltungsrat nicht unterrichten können, weil ich von 
dem Besuche des Barmer Bankvereines gar nichts gewußt 
habe bis am morgen früh. Vom morgen früh bis zur Unter 
zeichnung war ich immer in der Nähe von Dr. Rasche. Es war 
also nicht möglich, den Verwaltungsrat zu unterrichten. 
Präsident: Auch wenn Sie die Zustimmung nicht ge 
habt hätten, so hätten Sie doch dem Dr. Rasche angeben 
können, daß Sie die Zustimmung eingeholt haben. Wie es 
in der Anklageschrift steht, sollen Sie dem Dr. Rasche an 
gegeben haben, daß sie die Bewilligung vom Verwaltungs- 
rate haben. Das hätten Sie ihni doch angeben können. Wenn 
auch die Möglichkeit nicht bestanden hätte, dm Verwaltungs 
rat zu informieren. 
Thöny: Das habe ich ihm nicht angegebm. 
Präsident: Was hat Dr. Rasche von Ihrer beschränkten 
Kompetenz gesagt? 
Thöny: Nichts hat er gesagt. Das Gesetz hat er- gelesen. 
Präsident: Er hat doch die Beschränkung Ihrer Kompe 
tenz wahrgenommen. Hat' er da gar nicht seiner Verwunde 
rung Ausdruck gegeben? 
Thöny: Er hat gar nichts gesagt. 
Präsident: Sie bestteiten also die in der Anklageschrift 
gestellte Behauptung, wonach Sie Dr. Rasche gesagt hätten, 
der Verwaltungsrat sei darüber orienttert und hätte das Ge 
schäft gmehmigt. 
Thöny: Ja, das Bestreite ich, weil es den Tatsachm nicht, 
entspricht. 
Präsident: Sie haben eine- Bürgschaft ausgestellt von 
300 000 Reichsmark. 
Thöny: Ja. In der Bürgschaftsurkunde wareNj. die-Zah 
lungsbedingungen niedergelegt zwischen Barmer Bankverein. 
Walser und Sparkasse. Das Geld hätte nach Erhalt der Kon 
zession, nach Aufnahme des Betriebes nach Zürich überwiesen 
werden sollm, und dort hätten sie über das Geld des Barmer 
Bankvereins und die Sparkasse verfügen können. 
Präsident: Wo ist das niedergelegt? 
Thöny: Scheints im Verttag. 
Präsident: Im Verttag steht es nicht. 
Thöny: Dann in der Bürgschaftsurkunde. 
Präsident: Haben Sie'die''Urkunde von sich aus ausge 
stellt oder nach Anweisung! eines Beteiligten? 
. Thöny: Die Urkunde hat Dr. Rasche aufgesetzt. 
Präsident: Sie erinnern sich nicht, daß die Bürgschafts 
urkunde besondere Zahlungsbedingungen enthalten hätte?
	        

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