Präsident: Und weit hauptsächlich die Ausfuhr der Klas-
fenlose verboten und die Einfuhr in andere Staaten unmög
lich, war. "Aus diesem Gedankengange und aus dieser Sach
lage heraus hat sich die rumänische Klassenlotterie entwickelt?
Wir-stehen im Oktober 1926?
Thöny: Ja. -'
Präsident: Erzählen Sie. wie Walser und Sie zusam
menkamen.
Thöny: Walser kam eines Mittags zu mir. es sei ein
Freund, der Bauers hier. Der habe eine Verbindung in Ru
mänien mit hochstehenden Persönlichkeiten. Er habe die Nach
richt erhalten, daß die liechtensteinischen Klassenlose in Ru
mänen eingeführt werden könnten. Dazu-benötigte man
13 000 Franken. Jetzt solle ich Ihnen dazu helfen. Ich solle
das Geld beschaffen bis halb 8 Uhr. Um halb 2 Uhr war
er bei mir und' um 5 Uhr müsse er abreisen. Nun sagte ich,
ja, das sei schön und recht, aber auf irgend eine Art müsse
Sicherstellung da sein. Da sagte er. ich solle um Bürgen
schäum und dann seinem Vater Bescheid geben, daß er den
BürKschaftsschein unterschreibe. Ich habe ihm dann 18 000
Franken-gegeben, weil er selbst auch mitgefahren ist. Ich habe
die Bürget!, gesucht und die haben unterschrieben. Dann
ist Walser, retour gekommen und hat gesagt, es sei alles
recht, aber der Weg, wie er früher vorgesehen gewesen sei,
sei nicht einzuschlagen. Aber die Konzession zum Betriebe einer
Klassenlotterie in Rumänien könne , man erhalten.
Walser ist samt Georg Bauer, einem früheren. Fachmann
der Centrofag, und einem Wechsler nach Bukarest gefahren,
hat sich dort mit dem Advokaten Basilesko Valejan beraten.
Der -hat ihm erklärt, eine Einfuhrmöglichkeit für liechten
steinische Klassenlötterielose bestehe nicht, dagegen stünde die
Möglichkeit. zur' Konzessionserwerbung für eine rumänische
Klassenlotterie offen.
- Präsident: .Dann ist Walser wieder zurückgekehrt im
November 1926?
Thöny: Ja.
' .Präsident: Hat Ihnen dieser Bescheid gegeben?
Thöny: Jä> er hat gesagt, ich solle Geld suchen, er
brauche für dqs Geschäft 300 000 bis 330 000 Franken.
Dann ist er mit Beck in Verbindung getreten. Der hat in
der Schweiz wegen Geld unterhandelt, bei wem weiß ich
nicht. Ich weiß nur, .daß sie in Bern gewesen sind. Wieso
Walser-zum Barmer Bankverein gekommen ist, damals als
sie nach Bern gefahren sind oder erst nach ihrer Rückkehr,
oder ob sie durch einen Dritten ihm zugeführt worden sind,
weiß ich nicht. Bei den Verhandlungen in Bern wurde von
den Schweizern verlangt, daß Bürgschaft gestellt werden müsse
für einen Kredit, den sie Walser geben wollten. Zur genauen
Kenntnis der Sache kam ich nicht, weil ich nicht dabei war.
-Dann an' einem Sonntagvormittag kam man zu mir,
ich solle gleich zum Walser hineinkommen, es sei jemand
drinnen. Ich-ging dann hinein und eS waren dort die Herren
vom-Barmer Bankverein. Ich habe nicht gewußt, daß sie
kommen. . '
Präsident: Das war am 28. November.1926?
Thöny: Ja. An einem Sonntag war es. Da hat es
geheißen, man- solle der Form halber die Garantie der Lan
desbank geben. Risiko sei keines vorhanden. Das Geld, das
Konto, sollte- wie ausgemacht worden ist, nicht angegriffen
werden bis die Konzession erteilt worden sei. Nur auf Grund
dieser Bedingung'habe ich auch die Garantie der Landes-
bank gegcken. : . ; ■ = . ' . 1 .- -.i:;
Präsident: Wer war bei dieser Konferenz anwesend?
Thöny: Dr. Rasche, Baron Hiensberg, dann noch ein
Dritter, dann Bauer. Beck ist wenigstens im Hause gewesen.
Ob er gerade oben war bei der Konferenz weiß ich nicht.
Walser war dort. Ich glaube, es sind drei Herren von Barmen
dort gewesen. Wir sprachen davon, daß für sie kein Risiko
bestehe, daß die Sache in Ordnung komme und daß das Geld
nicht ausgefolgt werden dürfe, bevor die Konzession erteilt
sei. Das hat Walser und Bauer gesagt und daß das Geld
nicht ausgefolgt werden dürfe, bevor die Konzession erteilt
werde, hat der Barmer Bankverein auch gesagt.
Präsident: Also Walser und Bauer haben das gesagt?
Thöny: Ja. An dem Tage ist die Bürgschaftsurkunde
unterschrieben worden. Dr. Rasche ist mit mir ins Büro ge
gangen und da habe ich unterschrieben. Ich habe ihm noch ein
Sparkasfagesetz gegeben. Das, was in der Anklageschrift steht,
ich habe dem Dr. Rasche gesagt, daß ich den -Verwaltungs
rat vom Geschäfte unterrichtet habe, stimmt nicht. Ich habe
den Derwaltungsrat nicht unterrichten können, weil ich von
dem Besuche des Barmer Bankvereines gar nichts gewußt
habe bis am morgen früh. Vom morgen früh bis zur Unter
zeichnung war ich immer in der Nähe von Dr. Rasche. Es war
also nicht möglich, den Verwaltungsrat zu unterrichten.
Präsident: Auch wenn Sie die Zustimmung nicht ge
habt hätten, so hätten Sie doch dem Dr. Rasche angeben
können, daß Sie die Zustimmung eingeholt haben. Wie es
in der Anklageschrift steht, sollen Sie dem Dr. Rasche an
gegeben haben, daß sie die Bewilligung vom Verwaltungs-
rate haben. Das hätten Sie ihni doch angeben können. Wenn
auch die Möglichkeit nicht bestanden hätte, dm Verwaltungs
rat zu informieren.
Thöny: Das habe ich ihm nicht angegebm.
Präsident: Was hat Dr. Rasche von Ihrer beschränkten
Kompetenz gesagt?
Thöny: Nichts hat er gesagt. Das Gesetz hat er- gelesen.
Präsident: Er hat doch die Beschränkung Ihrer Kompe
tenz wahrgenommen. Hat' er da gar nicht seiner Verwunde
rung Ausdruck gegeben?
Thöny: Er hat gar nichts gesagt.
Präsident: Sie bestteiten also die in der Anklageschrift
gestellte Behauptung, wonach Sie Dr. Rasche gesagt hätten,
der Verwaltungsrat sei darüber orienttert und hätte das Ge
schäft gmehmigt.
Thöny: Ja, das Bestreite ich, weil es den Tatsachm nicht,
entspricht.
Präsident: Sie haben eine- Bürgschaft ausgestellt von
300 000 Reichsmark.
Thöny: Ja. In der Bürgschaftsurkunde wareNj. die-Zah
lungsbedingungen niedergelegt zwischen Barmer Bankverein.
Walser und Sparkasse. Das Geld hätte nach Erhalt der Kon
zession, nach Aufnahme des Betriebes nach Zürich überwiesen
werden sollm, und dort hätten sie über das Geld des Barmer
Bankvereins und die Sparkasse verfügen können.
Präsident: Wo ist das niedergelegt?
Thöny: Scheints im Verttag.
Präsident: Im Verttag steht es nicht.
Thöny: Dann in der Bürgschaftsurkunde.
Präsident: Haben Sie'die''Urkunde von sich aus ausge
stellt oder nach Anweisung! eines Beteiligten?
. Thöny: Die Urkunde hat Dr. Rasche aufgesetzt.
Präsident: Sie erinnern sich nicht, daß die Bürgschafts
urkunde besondere Zahlungsbedingungen enthalten hätte?