Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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wegfahren muß. Es wäre daher sehr angenehm, 
wenn bis dahin die Verhöre durchgeführt wer 
den könnten, weit-es mir unangenehm erscheint, 
wenn wir wegen der Notwendigkeit der Abreise 
des Herrn Dr. Ditscher die Befragung unterbre 
chen müßten. Wünscht einer der Herren dos Ge 
richtes Fragen zu stellen ? 
Dr. Benzer: Ich möchte an Sie einige Fra 
gen richten. Wenn ich mich nicht täuschte, sagte 
Carbone am kommenden Tage unserer Auseinan 
dersetzung, er habe angefragt, „ob man die Sache 
nicht beilegen könnte" (den Streit, den Sie ge 
habt haben.-) Wer hat die Anregung gemacht? 
Nico Beck: Ich erinnere mich, daß Carbone 
mich antelefonierte und daß er mich zu einer Un 
terredung bewogen hat und daß wir anläßlich 
dieser Unterredung über die Sache gesprochen 
haben, wobei er sich auf den Standpunkt stellte, 
er anerkenne die Forderung der SParkassa nicht 
nur in dem Umfange, wie er sie in seinem Briese 
vom 4. angeführt habe, im Betrage von 125000 
Fr., sondern er anerkenne die effektiven 300000 
Fr., die er erhalten habe. Er erklärte auch, daß 
feine Anrechte auf das Lampenpatent und die 
Aussicht auf eine Erbschaft ihn ohneweiteres in 
die Lage versetzen werden, der Landes'bank die 
schuldige Summe zurückzuzahlen. 
Dr. Benzer: Wo ist die Ausstellung über 
seine Schuldigkeit geschrieben worden? 
Beck: Im Bureau der Amroc. 
Dr. Benzer: Haben Sie diese Aufstellung 
selbst geschrieben? 
Beck: Ich habe sie in die Maschine diktiert. 
Dr. Benzer: Haben Sie die Ausstellung auch 
in die Maschine diktiert? 
Niko Beck: Die Aufstellung habe ich mit der 
Hand geschrieben. 
Dr. Benzer: Sie waren nachher wiederholt 
in der Wohnung des Carbone? Haben Sie wieder 
freundschaftlichen Verkehr mit ihm gehabt? 
Nico Beck: Die Sache war so: Kurz nach 
dieser Zeit hat Carbone mir das Coburgergeschäft 
und einige andere Geschäfte angeboten, die ich 
ihm jedoch glattweg abgelehnt habe. Einige Dage 
später, es muß gegen Ende Jänner gewesen sein, 
kam Walser nach Berlin. Wir besprachen gemein 
sam mit Walser das Coburgergeschäft. 
Es wurde, wie bereits erwähnt, mit den be 
treffenden Herren ein Abschluß gemacht: es wur 
de verhandelt, nach unserer Meinung. Erst in die 
sem Zeitpunkt habe ich in der Wohnung des Car 
bone wieder verkehrt. Das erstemal bei der Sit 
zung, wo Herr Justizrat Bollert und die ande 
ren Herren zugegen waren. Ich habe mit Car 
bone selber keinen besonders freundschaftlichen 
Verkehr mehr gepflogen; bin in seiner Wohnung 
allerdings ein- und ausgegangen mit Walser; es 
dürfte das allerdings nicht so häufig vorgekom 
men sein. Uebrigens fand ich nichts dabei, denn 
in diesem Zeitpunkte waren die Verhandlungen 
wegen des Coburgergeschäftes. Carbone hat da 
mals angeblich die Verwertung des Lampenpa 
tentes in England in Aussicht gehabt, wobei er 
angegeben hat, d'äß ihin eine Gruppe 300.000 Pf. 
offeriert habe, er verlange aber 500.000 Pfund. 
Dr. Benzer: Also der Zweck des weiteren Zu- 
sammenarbeitens war die Betreibung, die Durch 
setzung des Coburgergeschäftes; ist das in aller 
nächster Nähe gestanden? 
Nico Beck: Ja. 
Darf- ich im Zusammenhang mit dem Lam 
penpatent noch sagen, daß die Frage der Verwer 
tung desselben damals noch sehr akut war. Car 
bone war auch in Unterhandlung mit der Busse 
bank, die angeblich Beziehungen für den Ver 
trieb des Lampenpatentes in England hatte. 
Dr. Benzer: Sie haben angefangen mit 15000 
Fr. aus der Kassa von Walser, dann war es 
die Bürgschaft? Wer hat die Idee aufgebracht, 
zu Lasten der Landesbank mit Wechseln Geschäfte zu 
machen? Einer von allen vier Beschuldigten muß 
die J.deee hineingebracht haben. 
Niko Beck: Von dem Bezug von Fr. 15.000 
war mir damals nichts bekannt, als Walser mich. 
ersuchte, für ihn Geld zu beschaffen. Er erklärte 
mir, daß Thönh verschiedene Kreditüberschreitun 
gen habe und daß diese Positionen gedeckt wer 
den müssen. Er werde selbstverständlich sämtliche 
Positionen von sich aus decken aus dem Ertrage 
des rumänischen Geschäftes. Er sagte, es wäre 
notwendig, die kurzfristige Beschaffung von zirka 
100.000 Franken, und gab mir den Auftrag, diese 
zu beschaffen. Ich erinnere mich nicht daran, wer 
die Idee gebracht hat, diese 100.000 Fr. auf 
Grund von Wechseln zu beschaffen; ich erinnere 
mich nur an das eine, daß man schon früher Ver-, 
Handlungen gepflogen hatte mit den Leuten, die 
gegen eine Bürgschaft die Summe zur Verfügung 
stellen sollten. Später hat Simon für die Be 
schaffung von Darlehen Wechsel verlangt. Diese 
Wechsel sind mir von Walser in Zürich übergeben 
worden. 
Dr. Benzer: Waren Sie einmal, bevor Sie 
nach Zürich gereist sind, in der Wohnung von 
Thönh mit Walser zusammen und ist dort der 
Anstoß gegeben worden, mit solchen Wechseln zu 
arbeiten. 
Nico Beck: Ich erinnere mich nicht daran, daß 
darüber gesprochen wurde; auf welchem Wege 
die Sache gemacht werden soll. Ich erinnere muh 
nur daran, daß Walser Thönh ersuchte, er möge 
alle Positionen, alle Ueberschreitungen bekannt 
geben, damit sie gedeckt werden können. 
Dr. Benzer: Wissen Sie etwas davon, daß 
von Zürich entweder durch Sie oder durch Walser 
an Thönh telefoniert worden ist um Wechsel, als 
Walser damals über Zürich nach Bukarest ge 
reist ist. 
Nico Beck: Ich erinnere mich nicht. 
Dr. Benzer: Wer hat die Wechsel für Zwickh 
beschafft in Zürich? 
Nico Beck: Diese Wechsel hat Walser in Zü 
rich mir im Bahnbuffet 2. Klasse übergeben. 
Dr. Benzer: Er hat sie Ihnen gebracht? 
Nico Beck: Ja. 
Dr. Benzer: Woher hatten Sie die Wechsel-
	        

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