Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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Dr. Budschedl: Dr. Eißler verzichtet auf die Geltend 
machung. wenn irgend etwas unkorrekt an der Sache wäre. 
Zwischenruf: Das wissen wir nicht. 
Präsident: Dann hat Justus erhalten 6000 Franken 
und Carbone 5600 Mark für ihre Reise nach London, über 
die wir ja noch sprechen werden. 
Beck: Es war abgemacht, daß diese Barbeträge der 
Landesbank wieder hätten zurückbezahlt werden sollen aus 
den ersten Diskontierungen au§ Barbeträgen. Weil aber 
dann die Diskontierung nicht stattgefunden hat, sind sie nicht 
zurückbezahlt worden. 
Präsident: Das Koburggeschäft hatte sich damals schon 
zerschlagen bei der Diskontierung des Wechsels Eißler? 
' 9hm, Carbone. 
Carbone: Ich hatte vorhin gesagt, um das Geständnis 
und die Auffassung von Nico Beck etwas näher zu beleuchten, 
daß es wohl nicht angeht, daß er mich auf der einen Seite 
als Betrüger stempelt und auf der andern Seite mit Blanko 
akzepten nach London geschickt hat. Ob er persönlich es war, 
der diese Wechsel begeben hat, weiß ich nicht, vielleicht Walser, 
vielleicht beide. Auf jeden Fall sind die Wechsel nur in 
meinem Bureau in Gegenwart von Georg Justus und Nico 
Beck übergeben worden. Er weißte, daß ich diese Wechsel habe, 
auch später habe ich von ihm solche Wechsel bekommen. Ich 
möchte wiederholen, aus der einen Seite hat er mich gestern 
als Betrüger gestempelt und auch heute wieder und auf der 
andern Seite mit Blankoakzepten, nicht wahr, reisen lassen 
nach London, aufgetragen, täglich anzurufen und ihm Be 
scheid zu geben, wie die Sache stehe usw. Ich meine, wenn 
ich der Ueberzeugung bin, daß das hier ein Betrüger ist, 
werde ich nicht weiter mit ihm Geschäfte machen, auch nicht 
in dieser Form.weiter Verkehren, wie er es getan hat. Er 
hat nach dem Geständnis ruhig in meiner Wohnung weiter 
verkehrt lind sich sehr wohl gefühlt. 
Präsident: Und m«ch später hat er'Ihnen noch Wechsel 
ausgegeben?' 
Carbone: Ja. 
Präsident: Walser hat verschiedentlich um das Wort ge 
fragt während dieser Diskussion. 
Walser: Ich habe einmal aus den Akten, resp..vom 
Untersuchungsrichter gehört, daß Dr. Eißler von seinen An 
sprüchen an die Bank zurücktrete. 
Präsident: Nein. Dr. Eißler hat nur geschrieben, er 
wäre bereit zu einem Vergleich, zu einer Vergleichsvcr- 
handlung. 
Dr. Budschedl: Dr. Justus sagt, daß er die 50.000 
Franken nicht verlange, wenn er sieht, daß auch nur etwas 
Unkorrektes daran ist., 
Walser: Wir haben seinerzeit dem Untersuchungsrichter 
oft und oft gesagt, wir möchten haben, daß man endlich vor 
wärts macht, erstens mit den Wechseln, die draußen sind 
und- zu Unrecht belastet sind, damit man baldmöglichst Klar 
heit .schaffe einerseits und . andererseits eventuell Schaden 
ersatzansprüche, die dann doch gekommen sind, hintanhalten 
könne, um alle Streitfragen auszuschalten. Das wollte ich 
hier nur feststellen. Dann, was die Herausgabe, der Wechsel 
anbelangt in der Koburgsache, möchte ich nur wie gestern 
betonen, daß die Wechsel bei Justizrat Bollert lagen, aber 
nicht als Geschäftsführer der Jnvesting Corporation, sondern 
als Notar zu treuen Händen und daß Justizrat Bollert als 
Notar diese Wechsel herausgegeben hat an diejenigen Leute, 
die für die Jnvesting Corporation nach London fuhren, um 
die Diskontierung durchzuführen, und dieser Diskonterlos 
hätte wieder dem Justizrat Bollert als Treuhänder zuge 
führt werden müssen und hätte nur verwendet werden dürfen 
unter ausdrücklicher Bewilligung des Herrn Bollert.! 
Beck: Justizrat Bollert hatte doch einen Solawechsel von 
125 000 Franken. Ich habe darüber in einem speziellen 
Protokoll Auskunft gegeben, also von dem ist folgendes zu 
halten: Nachdem 12 oder 13 oder 11 dieser englischen Wechsel 
ausgehändigt waren, sind die Herren nach England abge 
reist, mn. die Diskontierung durchzuführen. Inzwischen er 
hielt die Jnvesting Corporation, d. h. Justizrat Dr. Bollert, 
von Wien aus eine Alarmnachricht, der Prinz Koburg wolle 
vom Vertrag zurücktreten, wenn er nicht sofort eine fällige 
Rate bekomme. Die Jnvesting Corporation hatte bekanntlich 
einen Vertrag mit dem Prinzen Josias, wonach sie monat 
liche oder vierteljährliche Raten zu bezahlen hatte. Justizrat 
Bollert rief mich an und sagte, es müsse in der Sache un 
bedingt etwas geschehen, das ganze Geschäft könnte dadurch 
zu nichte werden. Er sagte, man sollte, dem Josias sofort 
einen Betrag zur Verfügung stellen können und man ver 
suchte dann auch, mit England in Verbindung zu kommen. 
Es war aber nicht möglich, denn Justus sen. war eben auf 
der Reise nach England und die anderen Herren hatteir sich 
noch nicht gemeldet. Er ersuchte mich, ihm zur Verwirklichung 
dieser Transaktion einen Abschnitt von 125 000 Frmrken 
zu übergeben als Solawechsel. Ich habe einen solchen noch 
gehabt aris den mir zugestellten Abschnitten Thöny's und 
habe diesen, Abschnitt Bollert übergeben mit der Maßgabe, 
daß er entweder einen Abschnitt in gleicher Höhe aus den 
zwölf oder den Gegenwert in bar der Landesbank wieder 
zurückgebe. Ich erinnere mich, daß mir Bollert anläßlich der 
Ilebergabe dieses Abschnittes eine diesbezügliche Erklärung 
oder Bescheinigung abgegeben hat. 
Präsident: Der Wechsel ist nach nicht zurückgekommen. 
Beck: Der Wechsel ist bestimmt zurück. 
Präsident: Nein. Damit wäre die Koburgsache erledigt. 
Nun hätten wir noch zu sprechen über weitere Wechsel 
begebungen, einmal im Nitrogengeschäst und über die Tätig 
keit des Alexander Justus. Was ist dieser Alexander Justus, 
der die große Rolle gespielt hat in dieser Sache. Keiner der 
Angeklagten weiß, was dieser Alexander Justus sei. Daß er 
ein Kaufmann ist, habe ich bisher erfahren, daß er irgendwo 
ein größeres Haus hat, aber was er treibt und von was er 
lebt, weiß keiner der Angeklagten, trotzdem sie so weitgehende 
Geschäfte mit ihm gemacht haben. 
Carbone: Ich meine, so unklar kann man das nicht 
nennen, Alexander Justus war in der Versicherungsgesell 
schaft Viktoria tätig und hat dort eine ganz erstklassige 
Stellung eingenommen. 
Präsident: Früher? 
Beck: Ja. Er hatte ein Besitztum in der Tschechoslowakei 
und hat es eben auch mit den Beziehungen durch Dr. Eißler 
an das Bodenamt zu sehr günstigen Bedingungen verkauft. 
Er war Mitinhaber der Jnvesting Corporation, die diesen 
Vertrag hatte, die auch letzten Endes ein bestimmtes Valenr 
darstellte und dann hatte er diese Verträge mit Marienbad 
und Liese Sache suchte er auszunutzen. - , 
Präsident: Und war offenbar in ständiger Geldver 
legenheit? 
Carbone: Die Auskünfte, die der Generaldirektor von 
der Viktoria gegeben hat, lauten, daß es ein einflußreicher 
Mensch in Berlin ist. Die Viktoria ist ein sehr großer Kon-
	        

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