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Dr. Budschedl: Dr. Eißler verzichtet auf die Geltend
machung. wenn irgend etwas unkorrekt an der Sache wäre.
Zwischenruf: Das wissen wir nicht.
Präsident: Dann hat Justus erhalten 6000 Franken
und Carbone 5600 Mark für ihre Reise nach London, über
die wir ja noch sprechen werden.
Beck: Es war abgemacht, daß diese Barbeträge der
Landesbank wieder hätten zurückbezahlt werden sollen aus
den ersten Diskontierungen au§ Barbeträgen. Weil aber
dann die Diskontierung nicht stattgefunden hat, sind sie nicht
zurückbezahlt worden.
Präsident: Das Koburggeschäft hatte sich damals schon
zerschlagen bei der Diskontierung des Wechsels Eißler?
' 9hm, Carbone.
Carbone: Ich hatte vorhin gesagt, um das Geständnis
und die Auffassung von Nico Beck etwas näher zu beleuchten,
daß es wohl nicht angeht, daß er mich auf der einen Seite
als Betrüger stempelt und auf der andern Seite mit Blanko
akzepten nach London geschickt hat. Ob er persönlich es war,
der diese Wechsel begeben hat, weiß ich nicht, vielleicht Walser,
vielleicht beide. Auf jeden Fall sind die Wechsel nur in
meinem Bureau in Gegenwart von Georg Justus und Nico
Beck übergeben worden. Er weißte, daß ich diese Wechsel habe,
auch später habe ich von ihm solche Wechsel bekommen. Ich
möchte wiederholen, aus der einen Seite hat er mich gestern
als Betrüger gestempelt und auch heute wieder und auf der
andern Seite mit Blankoakzepten, nicht wahr, reisen lassen
nach London, aufgetragen, täglich anzurufen und ihm Be
scheid zu geben, wie die Sache stehe usw. Ich meine, wenn
ich der Ueberzeugung bin, daß das hier ein Betrüger ist,
werde ich nicht weiter mit ihm Geschäfte machen, auch nicht
in dieser Form.weiter Verkehren, wie er es getan hat. Er
hat nach dem Geständnis ruhig in meiner Wohnung weiter
verkehrt lind sich sehr wohl gefühlt.
Präsident: Und m«ch später hat er'Ihnen noch Wechsel
ausgegeben?'
Carbone: Ja.
Präsident: Walser hat verschiedentlich um das Wort ge
fragt während dieser Diskussion.
Walser: Ich habe einmal aus den Akten, resp..vom
Untersuchungsrichter gehört, daß Dr. Eißler von seinen An
sprüchen an die Bank zurücktrete.
Präsident: Nein. Dr. Eißler hat nur geschrieben, er
wäre bereit zu einem Vergleich, zu einer Vergleichsvcr-
handlung.
Dr. Budschedl: Dr. Justus sagt, daß er die 50.000
Franken nicht verlange, wenn er sieht, daß auch nur etwas
Unkorrektes daran ist.,
Walser: Wir haben seinerzeit dem Untersuchungsrichter
oft und oft gesagt, wir möchten haben, daß man endlich vor
wärts macht, erstens mit den Wechseln, die draußen sind
und- zu Unrecht belastet sind, damit man baldmöglichst Klar
heit .schaffe einerseits und . andererseits eventuell Schaden
ersatzansprüche, die dann doch gekommen sind, hintanhalten
könne, um alle Streitfragen auszuschalten. Das wollte ich
hier nur feststellen. Dann, was die Herausgabe, der Wechsel
anbelangt in der Koburgsache, möchte ich nur wie gestern
betonen, daß die Wechsel bei Justizrat Bollert lagen, aber
nicht als Geschäftsführer der Jnvesting Corporation, sondern
als Notar zu treuen Händen und daß Justizrat Bollert als
Notar diese Wechsel herausgegeben hat an diejenigen Leute,
die für die Jnvesting Corporation nach London fuhren, um
die Diskontierung durchzuführen, und dieser Diskonterlos
hätte wieder dem Justizrat Bollert als Treuhänder zuge
führt werden müssen und hätte nur verwendet werden dürfen
unter ausdrücklicher Bewilligung des Herrn Bollert.!
Beck: Justizrat Bollert hatte doch einen Solawechsel von
125 000 Franken. Ich habe darüber in einem speziellen
Protokoll Auskunft gegeben, also von dem ist folgendes zu
halten: Nachdem 12 oder 13 oder 11 dieser englischen Wechsel
ausgehändigt waren, sind die Herren nach England abge
reist, mn. die Diskontierung durchzuführen. Inzwischen er
hielt die Jnvesting Corporation, d. h. Justizrat Dr. Bollert,
von Wien aus eine Alarmnachricht, der Prinz Koburg wolle
vom Vertrag zurücktreten, wenn er nicht sofort eine fällige
Rate bekomme. Die Jnvesting Corporation hatte bekanntlich
einen Vertrag mit dem Prinzen Josias, wonach sie monat
liche oder vierteljährliche Raten zu bezahlen hatte. Justizrat
Bollert rief mich an und sagte, es müsse in der Sache un
bedingt etwas geschehen, das ganze Geschäft könnte dadurch
zu nichte werden. Er sagte, man sollte, dem Josias sofort
einen Betrag zur Verfügung stellen können und man ver
suchte dann auch, mit England in Verbindung zu kommen.
Es war aber nicht möglich, denn Justus sen. war eben auf
der Reise nach England und die anderen Herren hatteir sich
noch nicht gemeldet. Er ersuchte mich, ihm zur Verwirklichung
dieser Transaktion einen Abschnitt von 125 000 Frmrken
zu übergeben als Solawechsel. Ich habe einen solchen noch
gehabt aris den mir zugestellten Abschnitten Thöny's und
habe diesen, Abschnitt Bollert übergeben mit der Maßgabe,
daß er entweder einen Abschnitt in gleicher Höhe aus den
zwölf oder den Gegenwert in bar der Landesbank wieder
zurückgebe. Ich erinnere mich, daß mir Bollert anläßlich der
Ilebergabe dieses Abschnittes eine diesbezügliche Erklärung
oder Bescheinigung abgegeben hat.
Präsident: Der Wechsel ist nach nicht zurückgekommen.
Beck: Der Wechsel ist bestimmt zurück.
Präsident: Nein. Damit wäre die Koburgsache erledigt.
Nun hätten wir noch zu sprechen über weitere Wechsel
begebungen, einmal im Nitrogengeschäst und über die Tätig
keit des Alexander Justus. Was ist dieser Alexander Justus,
der die große Rolle gespielt hat in dieser Sache. Keiner der
Angeklagten weiß, was dieser Alexander Justus sei. Daß er
ein Kaufmann ist, habe ich bisher erfahren, daß er irgendwo
ein größeres Haus hat, aber was er treibt und von was er
lebt, weiß keiner der Angeklagten, trotzdem sie so weitgehende
Geschäfte mit ihm gemacht haben.
Carbone: Ich meine, so unklar kann man das nicht
nennen, Alexander Justus war in der Versicherungsgesell
schaft Viktoria tätig und hat dort eine ganz erstklassige
Stellung eingenommen.
Präsident: Früher?
Beck: Ja. Er hatte ein Besitztum in der Tschechoslowakei
und hat es eben auch mit den Beziehungen durch Dr. Eißler
an das Bodenamt zu sehr günstigen Bedingungen verkauft.
Er war Mitinhaber der Jnvesting Corporation, die diesen
Vertrag hatte, die auch letzten Endes ein bestimmtes Valenr
darstellte und dann hatte er diese Verträge mit Marienbad
und Liese Sache suchte er auszunutzen. - ,
Präsident: Und war offenbar in ständiger Geldver
legenheit?
Carbone: Die Auskünfte, die der Generaldirektor von
der Viktoria gegeben hat, lauten, daß es ein einflußreicher
Mensch in Berlin ist. Die Viktoria ist ein sehr großer Kon-