Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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...iotan, daß ich sieüb erbracht hatte,-und Carbone erhielt noch 
.tr-^2M0..als,Reisespesen für die'Reise nach Paris. Später 
.hörtesichpon-er Bürgschaft nicht mehr.Trotzdem ich Carbone 
. . -.immer; wieder aufforderte, den Betrag des Darlehens zurück- 
..-..zubezahlenoder herauszugeben, erklärte er mir, die Sache sei 
noch nicht geordnet. Inzwischen reiste Carbone nach Ber- 
.lin.und. versuchte scheinbar in Berlin auf Grund einer Bürg- 
. . schaft von 200 000. die er bei sich hatte, diesen Betrag auf. 
: zubringen. Er . hatte Weisung, diesen Betrag, wie mrs den 
... Akten hervorgeht, an mich einzubezahlen. 
Präsident: Wieso reiste er nach Berlin? 
Beck: Offenbar weil er Mißerfolge hatte mit Wechseldis 
kontierungen in der Schweiz. 
Präsident: Hat er in Ziirich nicht erklärt, er und Mill- 
jter s hätten nun den Weg gefunden zu nenen Wechseldiskon- 
tterungen oder zu Geldbeschaffungen. . 
Beck: 'Es ist leicht. möglich, daß er mir Las erklärt 
hat, und zwar folgendermaßen, daß er sagte, es müsse jeder 
Wechselbegebung ein wirkliches Geschäft zugrunde gelegt wer 
den. 
" Präsident: Hat er dann nicht gesagt, es müsse jeder Wech 
selbegebung ein wirkliches Geschäft zugrunde gelegt werden. 
Hat er das damals nicht gesägt, wie er zur Placierung von 
Wechseln überging? 
Beck: Nein. Carbone hat das nicht gesagt. Es ist in die 
sem Zusammeichang auch nicht wohl möglich. Ich behaupte, 
daß Carbone dazumal in der Sache nicht verhandelt hatte 
und insbesondere dazumal nachweisbar Millner noch nicht ge- 
. kannt hat,, nachweisbar. . 
' Präsident: Glauben Sie, daß er in Paris keine Ver 
handlungen gepflogen hatte? 
Beck: In Paris hatte er keinen Auftrag und hatte er 
keine Wechsel. Mt der Bürgschaft wird er schon verhandelt 
haben. Er hat das Geld für sich bekonimen. 
" Präsident: Aber die größere Bürgschaft? 
Beck: Ich weiß nicht, ob er da verhandelt hat. Er hat 
nicht gesagt, es sei nicht gut verhandeln mit einer größeren 
Bürgschaft. 
Präsident: Also diese Aeußerung Carbones wäre in 
Berlin erfolgt? 
Beck: Sie kann in Berlin erfolgt sein. 
- Präsident: Sie haben in Ihrem. Verhör angegeben- daß 
Waldemar Millner lind Carbone gesagt haben, man müsse 
zur Wechseldiskontierung schreiten, es müsse jeder Wechsel 
diskontierung ein wirkliches Geschäft zugrunde gelegt werden. 
Carbone hatte einen Unterschied zwischen Finanzwechseln und 
anderen und wollt«: also offenbar nicht Diskontierung von 
' Finanzwechseln vornehmen, sondern von Wechseln, denen ein 
- wirkliches Geschäft oder wenigstens angeblich ein wirkliches 
Geschäft zugrunde, lag. 
Präsident: Sie erinnern sich daran, daß er und 
Millner. in dem Sinne in Berlin zu Ihnen gesprochen haben? 
- Beck: Das ist glaubhaft und möglich. Ich kann mich nicht 
- - -an- .spezielle. Momente erinnern, aber ich habe das Gefühl, 
daß- das gesagt -worden ist. 
Präsident: Auf wessen Veranlassung sind dann diese 
ständigen Geldbeschaffungspersnche erfolgt? 
Beck: Ich muß erwähnen, wie und warum nieine erste 
Reise nach Berlin erfolgt ist. Aus der Anklageschrift und 
beim Untersuchungsbericht zwischen den beiden Sachen be- 
- . stehen Zweifel. Und zwischen den Aussagen auch. Ich möchte 
hier Klarheit schaffen. 
Beck: Ich bin nicht mit Carbone nach Berlin gefahren, 
ich bin auf Veranlassung von Thöny und mir selber dorthin 
gefahren. Thöny telephonierte mir, Carbone hätte telephonisch 
mitgeteilt, es wäre nicht möglich, auf Grund der Bürgschaft 
Wechsel aufzunehmen, Geld aufzunehmen. 
Präsident: Fa, er benötigte Wechsel. 
Beck: Thöny telephonierte mich an und fragte, ob er 
ihn: die Wechsel hinausschicken solle und ich sagte Thöny, um 
Gotteswillen keine Wechsel hinausschicken. Erstens nmß die 
Bürgschaft zurück, sonst haben wir beide Sachen draußen. 
Wir haben dann vereinbart, daß ich hinausfahre nach Berlin, 
um in erster Linie die Bürgschaft zurückzuerhalten, die Car 
bone noch dazumal in Händen hatte. Ich kam nach Berlin 
und schließlich ist'es möglich, daß diese Aeußerung gefallen 
ist, daß man dem Wechselbegebungsgeschäft wirkliche Un 
terlagen geben solle. Ich muß aber bemerken, daß dazumal 
noch nicht die Rede davon war, daß Carbone aus den Dar 
lehensbeträgen etwas für sich als Darlehen hätte erhalten 
sollen. 
Präsident: Also auch nicht bei der Bürgschaft und nicht 
bei den Wechseln? Bei den 25 000 Franken? 
Beck: Auch da nicht. Carbone hätte nach meiner Auf 
fassung nicht das Rocht gehabt. 
Carbone: Diese Anklage deckt sich mit der Auffassung 
Thönys und ich kann nur darauf erwidern, daß es geradezu 
lächerlich wäre, wenn ich nicht ein Aequivalent gehabt hätte, 
weshalb sollte ich in der Welt herum reisen, um Geld auf 
zunehmen, wenn ich nicht von irgend einer Seite ein Aequi 
valent bekommen hätte. Aus Freundschaft zu Beck doch sicher 
nicht. 
Präsident: Die Gegenfrage, was hatte die Landesbank 
für ein Interesse, durch Sie Geld zu beschaffen, das Sie der- 
braucht haben. Wir sprechen nun von der Bürgschast. 
Carbone: Ich sage, die habe ich aufgerechnet auf meine 
Spesen. 
Präsident: Es handelt sich um die besttmmte Frage, ob 
Sie das Recht hatten, darüber zu verfügen oder nicht. 
Carbone: Ich habe die Auffassung, ja. 
Präsident: Ihre Aeußerungen Beck und Thöny wider 
sprechen sich. Wir fahren weiter. Nun kommt die Wechselbe 
gebung in Berlin bei Busse u. Co. mit zweimal 60000 
Franken, bei Anschlußbank zweimal 75 000 Reichsmark, bei 
Busse 286 000 Mark.-Die Geschäfte sind uns bekannt, daß 
Wechseldiskontierungen vorgekommen sind. Erzählen Sie uns 
über Ihre Mitwirkung in dieser Sache/ und Zusammenarbeit 
mit Carbone. 
Beck: Als ich nach Berlin kam, es war das erstemal in 
meinem Leben, wurde ich von Carbone im Hotel Adlon emp 
fangen. Bei Carbone war noch ein Herr, wenn man ihn so 
nennen kann, den ich nicht kannte. Carbone erklärte mir, es 
wäre ein Russe/ der momentan bei ihm wäre lind quasi sein 
Privatsekretär sei, ein nicht unvermöglicher Mann, der ihm 
behilflich sei bei seinen Finanzgeschäften und insbesondere 
große Beziehungen hätte. Man wollte von mir die Wechsel 
heraus haben und ich erklärte, ich gebe die Wechsel erst dann 
heraus, wenn die Bürgschaft zurückgegeben sei. Carbone 
machte mir einen großen Krach und machte mir 
Vorwürfe, daß ich nicht einmal das Zutrauen zu ihm 
hätte, die Bürgschaft sei nicht belastet, sie liege nur irgendwo 
und er könne sie im Moment nicht bringen usw. Ich blieb 
auf meinem Standpunkte verharrend und gab die Wechsel 
nicht heraus. Nach einiger Zeit, in 1—2 Tagen, kam die
	        

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