Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

Carbone: Ja, Papa, Mama, meine Schwester, die 
Gouvernante, die Zofe und ich. Wir haben auch sonst im 
mer nur in den ersten Hotels gewohnt. Mein Papa hat 
sehr viel Geld verdient und ich habe immer Erzieher und 
Lehrer gehabt. Meine Schwester auch. 
Dr. Ditscher: Wie waren die Privatwohnungen, die 
Sie sonst bezogen hatten? 
Carbone: Wir haben sehr wenige Privatwohnungen 
gehabt. Wenn wir welche gehabt haben, waren es sehr 
gute. 
Dr. Ditscher: Man hat von Ihrem Verkehr gespro 
chen, den Sie im Hotel gehabt haben. Können Sie etwas 
Näheres darüber sagen im Anschlüsse an das, was Wal 
ser betonte. Wo spielte sich dieser Verkehr ab, wenn Sie 
Geschäfte zu machen haben, die hier in Frage kommen. 
Carbone: Ich kann nicht in einem Hotel dritter Klasse 
wohnen, wenn ich einen Finanzmann treffen will. Mir 
ist das gar nicht aufgefallen. Von meiner Jugend an habe 
ich nur in den ersten Hotels verkehrt. Und es ist ganz 
verständlich, daß ich auch weiterhin dort abgestiegen bim 
wo ich früher abgestiegen bin. 
Dr. Ditscher: Ihre Verteidigung möchte nun noch 
wissen: Wie ist es mit Ihren Beziehungen international- 
Haben Sie gute Beziehungen gehabt? Von Ihren Eltern? 
Carbone: Ja, ich habe die Auffassung, daß ich gute 
Beziehungen gehabt habe und auch heute noch habe. 
Präsident: Es scheint doch nicht der Fall zu sein. 
Carbone: Doch. 
Präsident: Sie haben unter vielen Bemühungen erst 
die Wechselbürgschaft untergebracht. Mit teurem Gelde 
haben Sie sich Beziehungen schassen müssen. Bei Buße 
und Co! Dort haben Sie ein Vermittler gebraucht. 
Carbone: Ich sage nur: Für alle anderen möglichen 
Geschäfte. 
Präsident: Da kommt es sehr aus gute Beziehungen 
an, nicht aus das Geld. Denn die Unterbringung der 
Wechsel ist kein Geschäft. Für Geschäfte habe ich gute 
Beziehungen gehabt. 
Präsident: Welche Geschäfte meinen Sie? 
Carbone: Ich hatte verschiedene Geschäfte abgeschlos 
sen während dieser 1% Jahre, da ich wegen der Geldbe 
schaffung unterwegs war. Geldbeschaffung selbst ist doch 
kein Geschäft, das ist eine Kreditbeschaffung. Ich sage gute 
Beziehungen für Geschäfte. 
Präsident: Kaffeehausbesprechungen bezeichnen Sie,, 
als Geschäft? 
Carbone: Nein. Ich hatte z. B. einen Vertrag abge 
schlossen, wo ich 7 Prozent erhielt auf Jahre hinaus. Das 
war ein Millionengeschäft. Das find Geschäfte von Be 
deutung. 
Dr. Ditscher: Herr Carbone: Herr Dr. Steiner sagt, 
Ae hätten am Kurfürstendamm eine kostspielige Woh 
nung gehabt. 
Sie hätten in dieser Wohnung Feste veranstaltet an 
Weihnachten z. B. War da Dr. Steiner auch dabei? 
Carbone: Ja, der war auch dabei und meine Mutter 
war auch dabei. Ich habe sie eingeladen zum zweiten 
Weihnachtstage. 
Dr. Ditscher: Darf ich in diesem Zusammenhange noch 
eine Frage an Thöny stellen? 
Thöny, hat Carbone Ihnen einmal erklärt, er besorge 
die Geldmittel für die Bank umsonst? 
Thöny: Ich habe Carbone durch Beck kennen gelernt. 
Beck h<^ dann mir erklärt, Carbone habe von einer Ent 
schädigung nichts gesprochen. Bei seinem ersten Besuch 
hat Carbone zu mir auch nichts gesagt, daß er eine Ent 
schädigung wolle dafür. Dann war Carbone in Vaduz, 
zwei oder dreimal. 
Dr. Ditscher: Wie lange war Carbone da? 
Thöny: Das erstemal vielleicht eine halbe Stunde, 
das zweitemal vielleicht einen halben Tag. 
Präsident: Wo war die Konferenz? 
Thöny: Das erstemal im Adler, das zweitemal hier 
unten in den Büroräumen der Sparkasse. 
Dr. Ditscher: Haben Sie, Thöny, jemals an Walser 
direkt Akzepte übergeben oder an Carbone Wechsel di 
rekt übersandt. 
Thöny: Nein. 
Dr. Ditscher: Noch eine letzte Frage. Man hat über 
diese Lampen-Patente gesprochen, über die Vereinbarun 
gen, bezüglich der Geldoefchassung usw. Ich möchte Sie, 
Thöny, fragen, ob Sie nie ohne Sicherung und Grund 
lage Geld gegeben haben. 
Thöny: Diese Frage hat nach meiner Ansicht mit dem 
nichts zu tun, wie das Geld an Carbone gegeben wurde, 
ob ich jemanden anderem Geld gegeben haoe ohne Ga 
rantie. Das spielt hier nicht mit. Das ist meine Ueber 
zeugung. 
Dr. Ditschet: Ich habe eine andere Ueberzeugung. Ich 
möchte Sie bitten, die Frage zu beantworten, ob Sre an 
derweitig Gelder gegeben haben ohne genügende Siche 
rungen und Grundlagen. 
Thöny: Die Frage ist durch mein Verhör vom ersten 
Tage beantwortet. 
Dr. Ditscher: Wie lautet das? 
Thöny: Daß es der Fall war. 
Präsident: Das Verhör ist bekannt. 
Dr. Rithmeier: Ich möchte nur eine Bemerkung ma 
chen. Es kommt jetzt das Verhör meines Klienten Beck. 
Mein Klient ist krank und ich möchte daher ersuchen, daß 
ein Arzt hergerufen wird. Ich weiß nicht, ob er aufge 
regt sein wird, es ist möglich, daß der Arzt eingreifen 
mutz. Es sollte daher dafür gesorgt sein, daß ein An 
staltsarzt da ist. 
Dr. Huber: Ich möchte zuerst den Carbone etwas 
fragen. Carbone hat durch Befragung durch seine Ver 
teidigung vorgetragen, daß er an einer Reihe von Ein 
nahmen beteiligt gewesen sei. 
Er habe darüber in der Untersuchung nichts sagen 
können, weil die Akten nicht da waren. Jetzt sind die 
Akten herbeigeschafft worden. Er hat die Sache so dar 
gestellt, daß mein Klient Thöny, bezw. die. Bank mit 20 
Prozent beteiligt gewesen sei. Ich bitte Sie, mir zu sa 
gen, wie viel Sie aus'diesem Rechte seit der Abtretung 
direkt oder indirekt bezogen haben? 
Carbone: Das sind Verträge, die sich erst noch reali 
sieren sollen. Das einzige, was sich realisiert hat, sind 
die 5 Prozent-Beteiligung bei meinem Onkel. Ich habe 
diese Beteiligung für 5000 Mark verkauft. Die Reali 
sierung der anderen ist noch nicht geschehen. Die Aus 
wirkung aus diesen Verträgen ist erst noch abzuwarten. 
Man hat mich inzwischen verhaftet, so daß ich mich um. 
die Sache nicht kümmern konnte.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.