Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

bezeichneten. Ich weiß nicht- ob eine Möglichkeit bestünde, 
unter Ausschluß der Oessentlichkeit eventuell zu befra 
gen. Schließlich muß die Sache materiell abgeklärt wen 
den im Interesse der Sache. 
Präsident: Nein, es besteht keine Möglichkeit. 
Es ist eine weltbewegende Sache. 
Dr. Ditscher: Weltbewegend? Sie ist sehr wichtig für 
die Bewertung dieser Aussage dieses Zeugen und damit 
wichtig für meinen Klienten. Nicht weltbewegend, aber 
ihn und seine Verteidigung bewegend. 
Sie haben vorhin gesprochen von Provisionsansprü 
chen des Dr. Steiner. Was ist das? Hat er mit Ihnen 
sich betätigt? 
Carbone: Er hat sich ein Provisionsschreiben von mir 
geben lassen für ein Geschäft. 
Dr. Ditscher: Herr Carbone, ich gestatte mir noch ein 
mal die Frage, ob Sie vielleicht noch etwas Näheres mit 
teilen könnten über Herrn Dr. Steiner. Sagen wir viel 
leicht einmal über gewisse Reisebegleitungen nach Paris. 
Wissen Sie etwas in dieser Richtung und wollen Sie et 
was aussagen? 
Carbone: Nein. 
Dr. Ditscher: Auf keinen Fall? 
Carbone: Nein, aus keinen Fall. 
Dr. Ditscher: Auch wenn sehr zu Ihrer Entlastung bei 
tragen könnte? Trotzdem nicht? 
Carbone: Trotzdem nicht. 
Dr. Ditscher: Nachdem der Ausschluß der Oessentlich 
keit abgelehnt ist, gehen wir zu einem anderen Punkte 
über. 
Präsident: Ich kann die Oessentlichkeit nur ausschlie- 
tzen aus Gründen der öffentlichen Sittlichkeit oder der 
öffentlichen Ordnung. Das hat auch keine Bedeutung für 
die Sache. 
Dr. Ditscher: Ja, man könnte dann behaupten, daß 
Feindschaft bestehe zwischen Dr. Steiner und Carbone, 
oder eventuell die Glaubwürdigkeit des Dr. Steiner in 
Zweifel ziehen. 
Präsident: Aber dafür ist es nicht notwendig, daß 
Sachen vorgebracht werden, die einen Ausschluß der Öf 
fentlichkeit rechtfertigen. 
Dr. Ditscher: Ich füge mich Ihrer Auffassung. Aber 
wenn man die Glaubwürdigkeit des Zeugen bezweifeln 
will, mutz es auch begründet werden. Dazu würden diese 
näheren Details mitwirken. 
Präsident: Wir haben nicht nur das Zeugnis des Dr. 
Steiner, sondern es hat das auch die eigene Mutter be 
stätigt, Wort für Wort die Aussage Dr. Steiners bestä 
tigt. 
Dr. Ditscher: Die Mutter ist nicht einvernommen wor 
den. Man hat es so gemacht, datz man Dr. Steiner, ihren 
Anwalt vernommen hat und die Mutter hat gesagt, ich 
bestätige das. Hätte man die Mutter separat einvernom 
men ohne ihren Anwalt, wäre etwas wesentlich anderes 
herausgekommen. Hätte man die Mutter zu den einzel 
nen Punkten befragt, ohne datz sie sich an etwas anderes 
hätte anlehnen können, so hätte sie sicherlich anderes 
ausgesagt. 
Präsident: Ich mutz annehmen, datz die Untersuchungs 
richter in dieser Richtung absolut korrekt gehandelt ha 
ben. 
Dr. Ditscher: Die Mutter sagte gar nichts. Sie sagte 
nur, ich bestätige das, was der andere sagt. 
Präsident: Das setzt voraus, datz das Zeugnis Dr. 
Steiners ihr vorgelesen worden ist. 
Dr. Ditscher: Ich sage ja. Aber sonst vernimmt man 
Zeugen nicht so, datz sie schon wissen, was der andere sagt. 
Präsident: Ich werde übermorgen den Untersuchungs 
richter befragen. 
Dr. Ditscher: Bin einverstanden. 
Präsident: Wissen Sie vielleicht, ob der Dr. Steiner 
für seine Tätigkeit honoriert wurde oder wie? Und wie 
kam er überhaupt zu Ihrer Familie und wie waren seine 
Familienverhältnisse? 
Carbone: Dr. Steiner war von mir in die Familie 
eingeführt worden und langsam hat sich dieses Verhältnis 
herausgebildet, wie es heute besteht. Natürlich wurde 
er für diese Sachen honoriert. Er ist auch durch mich der 
Bevollmächtigte meines Onkels geworden. Das hat er 
mir zu verdanken, weil ich das Geschäft gebracht habe. 
Dr. Ditscher: Lassen wir diese Affäre Dr. Steiner jetzt 
gehen und gehen wir zu einem anderen Punkte über. 
Sie haben gehört, daß gegen Sie geäußert wurde, Sie 
hätten aus zu hohem Fuße gelebt, zu viel Spesen gemacht. 
Darf ich vielleicht über diesen Punkt an Herrn Walser 
eine Frage stellen. Herr Walser, Sie haben gestern be 
tont, als man Ihnen den hochsützigen Lebenswandel vor 
geworfen hat, die Kontrollkommission hätte auf noch hö 
herem Futze gelebt. Was war das für eine Kommission? 
In welchen Hotel haben sie gewohnt? 
Walser: Ich kann mich nur erinnern. Als Justus in 
Vaduz war, hat er gesagt, wie ich vor dem Untersuchungs 
richter war, datz dre Kommission in dem Hotel Ritz ge- s 
wohnt hat in Budapest. 
Dr. Ditscher: Das ist ein teures Hotel? 
Walser: Ja. 
Präsident: Mit dem Unterschied, daß die Herren ih 
ren Aufenthalt aus ihrer eigenen Tasche bezahlten und 
Sie nicht. 
Dr. Ditscher: Welche Herren waren das? 
Walser: Ich glaube Dr. Marxer und ein Bankbeam- : 
ter von hier, Fehr. 
Dr. Ditscher: Aus ihrem eigenen Gelde haben Sie den 
Aufenthalt bezahlt? Nicht aus Landesgeldern? 
Walser: Ich habe das nicht so hinstellen wollen, daß 
die Herren aus hohem Fuße gelebt hätten. Ich habe le 
diglich feststellen wollen, datz es in Budapest eine ganz be 
schränkte Anzahl von Hotels sind, wo ein ausländischer 
Kaufmann wohnen kann. wenn er überhaupt noch existie 
ren «ill. 
Dr. Ditscher: Ich habe Sie schon so verstanden. Ich . 
wollte das nur noch konstatiert haben. 
Präsident: Das ist nicht von Bedeutung für den Pro- 
Dr. Ditscher: Ich wollte noch den Herrn Carbone fra 
gen: Wie haben seine Eltern denn gelebt? In welchen 
Hotels gewohnt? Können Sie darüber Mitteilungen ma 
chen? 
Carbone: Wir haben immer in den besten Hotels ge-L 
wohnt. Ich sagte bereits, während des Krieges hatten» 
wir mit der ganzen Bedienung durch 7 Jahre im Grand» 
Hotel Dolder gewohnt. Das dürfte nickt gerade ein bil-» 
liges Hotel fein, besonders während des Krieges waren r 
die Preise enorm. « 
Dr. Ditscher: Hat die ganze Familie dort gewohnt? k
	        

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