Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

Stenographischer 
Verhandlungs-Bericht 
aus dem Kriminalprozeß gegen Kranz Thöny, Nico Beck, Anton Walser und Rudolf Garbone. 
11. Ausgabe. Samstag. 23 November 1929 
Staatsanwalt: Es ist mir nicht recht klar, wieso, wenn 
Wallenstein Bargeld und Kredit gibt, dann noch Wechsel 
von der Sparkassa gebraucht werden und wozu? 
Carbone: Teilweise eben Wechsel, teilweise Bargeld. 
Staatsanwalt: Das verstehe ich nicht, erklären Sie 
mir den Plan. 
Carbonne: Hier ist ein Hüttenwerk, ich möchte es 
kaufen; ich gebe Bargeld, Wallenstein gibt Kredit, die 
Sparkassa gibt Wechsel. So wird das Hüttenwerk gekauft 
und der Verkäufer läßt das Bargeld in der Kassa liegen, 
das Sie holen können. So war das nicht gemeint. 
Staatsanwalt: Und woher sollte der Sparkassa Geld 
fließen. Es ist doch sonst ganz normal, daß man beim 
Kaufe eines Unternehmens Geld braucht, Kredite benö 
tigt, Geld hineinsteckt, aber nicht, daß der Sparkassa 
Bargeld zufließe. 
Carbone: Das wäre nicht sofort notwendig gewesen. 
Staatsanwalt: Ich möchte noch um eine Erklärung 
bitten, die mir unaufgeklärt erscheint, was Sie unter 
Sowjet-Wechsel verstehen, von denen Sie gestern gespro 
chen haben? 
Carbone: Sowjet-Wechsel nennt man in Berlin solche 
Wechsel, die ^die Sowjet-Regierung gibt, wenn sie bei 
einer größeren Firma eine Bestellung aufgibt. In Deutsch 
land ist bekanntlich sehr wenig Geld und nun werden 
diese Wechsel .von der Fabrikationsfirma giriert und 
werden bei der Bank diskontiert. 
Staatsanwalt: Sie gaben in der Voruntersuchung an, 
daß Sie die Landesbank für die Finanzierung sehr ge 
winnbringender Geschäfte benützen. Wollten Sie die Ge 
schäfte für sich oder für die Landesbank oder für wen 
schließen? 
Carbone: Ich wollte die Geschäfte nicht für mich 
machen, auch nicht für die Landesbank; ich war nur der 
Vermittler. 
Staatsanwalt: Sie gaben an (liest aus dem Unter 
suchungsprotokoll). 
Carbone: Ich möchte sagen, daß ich diese Coburger- 
sache nicht eingeleitet habe, sondern sie ist mir angetragen 
worden. 
Staatsanwalt: Da geben Sie an, Sie hätten die Bank 
als Finanz-Institut zur Durchführung dieses Geschäftes 
benützen wollen. 
Carbone: Ja, mit Hilfe der Sparkafsa. 
Staatsanwalt: Das ist genau dasselbe. 
Carbone: Nicht ganz genau. 
Staatsanwalt: Sie sagten, daß die Bank für Privat- 
Spvkulationen des Walser sich engagieren ließ. 
Carbone: Nein. 
Staatsanwalt: In der Voruntersuchung heißt es, daß 
Sie gesagt haben, daß Sie sich nicht verhehlen, daß es 
Ihnen auffiel, daß eine so kleine Bank sich derart für 
eine Privat-Spekulation sich engagieren lassen konnte. 
Carbone: Das kann nicht stimmen. 
Staatsanwalt: Sie sagten auch, es fiel Ihnen auf, 
daß die Bank Ihnen so große Kredite gäben wollte. 
Carbone: Es ist mir nicht in Erinnerung, daß ich 
das gesagt habe. 
Staatsanwalt: Der Untersuchungsrichter wird das 
vielleicht noch genauer sagen. Carbone, Sie sagten, Sie 
hätten Provisionen an Millner deswegen zahlen müssen, 
die Sie sehr hoch fanden, weil er Ihnen so durch die 
Blume zu verstehen gab, daß Ihre Angaben, betreffend 
die Lampensache, übertrieben waren. Ist Ihnen davon 
erinnerlich, was Sie dazu sagten. 
Carbone: Ueber die Lampensache hat sich Beck orien 
tieren können. 
Staatsanwalt: Die Höhe der Provision zusammen mit 
der Lampensache, das ist die Frage. 
Carbone: Es spielten verschiedene andere Momente 
noch mit, mit Millner. 
Staatsanwalt: Ist es richtig, was Sie vor dem Un- 
terisuchungsvichter angegeben haben, daß Sie die Provi 
sion sehr hoch fanden. 
Carbone: Stimmt, selbstverständlich, ich fand die Pro 
vision an Millner sehr hoch. 
Staatsanwalt: Ja, aber warum haben Sie dann trotz 
dem bezahlt. 
Carbone: Da sind verschiedene andere Umstände, es 
gibt da fo manches. 
Staatsanwalt: Haben die Umstände auch mitgespielt, 
die Sie vor dem Untersuchungsrichter abgegeben haben? 
Carbone: Wohl kaum. 0 
Staatsanwalt: Sie haben angegeben, daß die tsche 
chische Regierung 144 Millionen an die Prinzen Josias 
und Cyrill vom Barmer Bankverein bezahlt hat. Ich 
hätte Sie gerne, um die Verhältnisse anderer Beträge 
gefragt. Können Sie mir von einem, für die Coburgfache 
in Anspruch genommenen Betrag gegenüber den Prinzen 
Josias, bezw. Coburg ausbezahlten Betrage Auskunft 
geben? 
Carbone: Ueber die Perhältmsse?
	        

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