Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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Präsident: Haben Sie mit dem Thönh gespro 
chen von 400.000 PHund? - 
.. Carbone: Mir. ist die Summe nicht mehr in 
Erinnerung. Es s ind verschiedene Summen ge 
nannt worden, verschiedene Verhandlungen ge 
pflogen. worden, verschiedene Vollmachten von 
meiner Mutter in sehr großen Summen. 
Präsident: Haben Sie je einmal eine solche 
Offerte erhalten?. 
Carbone: Was heißt Offerte,, in diesem Sin 
ne? . - . - 
Präsident: Was ein Offert ist, werden Sie 
wohl wissen? 
Carbone: Offerte- Verhandlungen sind ge 
führt worden. 
Präsident: Ist während dieser Verhandlun 
gen eine Proposition gemacht worden auf l J / 2 
Millionen Dollar oder 400.000 Pfund? 
Carbone: Zum Beispiel die der Angelegenheit 
Basler. . 
. Präsident: Ich möchte diese.Frage präzis be 
antwortet wissen. 
Carbone: Eine feste schriftliche Offerte habe 
ich nicht gehabt für beide Sachen. 
- Präsident: Haben Sie davon zu Thönh nichts 
gesprochen? ... 
. Carbone: Ich habe ihm von den Verhandlun 
gen, Möglichkeiten und Aussichten... 
Präsident: Thönh: Sagen Sie uns. 
... Thönh: Ich.glaube, es heißt in dem Schreiben, 
es sei bereits' ein Angebot von Anrerika von l^. 
Millionen Dollar, ungefähr in dein Sinne muß 
es lauten,- 
- - Staatsanwalt: Carbone hat es wortwörtlich, 
zugegeben. 
' Carbone: Ich sagte bereits, eine feste Offerte 
habe ich nicht gehabt, denn dann wäre es gut. 
genug gewesen. 
... Präsident: Sprechen Sie nun über diese Sa 
che. . 
Carbone: Betreffend der General Elektric Of 
ferte ist das so. Vor dem Krieg haben Lizenz 
verträge bestanden zwischen meinem Väter und 
verschiedenen Firmen u. a. der General Elektric 
in Amerika. In diesen Verträgen mit der Gene 
ral Elektric kommt zum Ausdruck, daß Verbesse 
rungen und Neueiüttgen an der Lampe ebenfalls 
in diesen Vertrag fallen. Somit hat die General 
Elektric ein Recht auf die neuen Patente, die 
nachher mein Vater erfunden hat. Wenn ich eine 
andere Erfindung von irgend einer. anderen 
Gruppe habe,- müßte ich das Einverständnis der 
Elektric e inholen, d ie dann ihrerseits sagen wird, 
ob sie damit einverstanden ist. oder nicht. Betref 
fend dieser Sache sind dann Lampen nach Amerika 
gegangen um sie zu prüfen und der Vertreter- 
ist nach. Deutschland gekommen und zusammen mit 
dem Direktor der General Elektric nach Berlin 
ins. Laboratorium gekommen, hat die..Lampen 
angesehen und geprüft und dein entsprechend wie 
der nach Amerika berichtet. Das wäre das, was 
die Generäl' Elektric betrifft. 
Präsident: Dr. Steiner sagt, daß'feste und 
reelle . Angebote für größere Summen nie gemacht 
worden seien. Auch von den vorgenannten zwei 
Erfindungen ist ihm nichts bekannt. 
Carbone: Dr. Steiner mußte ja auch nichts 
bekannt, sein von den Erfindungen, das hatte mit 
der Sache gar nichts zu tun. Im Jahre 1925 
würde mit Körting abgeschlossen, dann, habe ich 
mit Sprenger verhandelt. 
. . Präsident: Er ist doch der ständige Berater 
und Rechtskonsulent ihrer Mutter. 
Carbone: Er ist von mir eingeführt worden 
im Jahre 1926. ; 
Präsident: Das spielt keine Rolle. ^ 
Carbone: Es waren höchstens 2 Jahre her. 
Präsident: -Sie sagten in Ihrem Verhör, daß 
nur einige Unterredungen stattgefunden hätten, 
mit den von Ihnen fälschlicherweise vorgegebe 
nen amerikanischen Interessenten. 
Carbone: Das entspricht selber nicht den Tat 
sachen. ;*'!! 
Präsident: In Ihrem Verhör geben Sie zu, 
daß eine Offerte nie gestellt worden ist und doch 
haben Sie dem Thönh von Offerten gesprochen. 
Carbone: Von festen Offerten kann niemals 
die Rede gewesen sein. Dann hätte ich sie ohne 
weiteres realisieren können. 
Präsident: Ein weiterer Punkt. Haben Sie 
nicht auch bei der Darlehensaufnahme Thönh, 
als Sie bei Ihrer damaligen Braut, Fräulein 
Hedwig Krüger 150.000 Reichsmark ausgenom- 
men haben, angegeben, Sie brauchen das Geld 
zur Verfolgung der Patentsache. 
Carbone: Das steht nicht in. direktem Zusamt 
menhang damit. 
Präsident: Haben Sie nicht diese-Angaben 
gemacht? .' - ■ i 
Carbone: Nein. - 
Präsident: Dr. Steiner sagt weiter in seinem 
Verhör: im November 1927 mietete Carbone sich 
eine großartig eingerichtete Wohnung im Ehur- 
fürstendamm 94 in Berlin und trieb ein noch 
verschwenderischeres Leben als bisher, ohne daß 
wir wußten, woher das "Geld kam'. Nun haben Sie 
diese angeblichen Rechte auch dem Thönh zediert, 
nicht wahr,, ihm eine Zession gegeben. Das wär 
am.19. August 1927, wonach Sie ihm 20 Prozent 
Ihrer Rechte aus dem Bogenlampenpatent ab 
getreten haben. 
Carbone: Aus meinen Einnahmen. 
Präsident: Aus dem Bogenlainpenpatenü 
C rbone: Aus meinen Einnahmen hätte die 
Liechtensteinische Bank 20 Prozent zu bekommen 
gehabt. - '. '- .i 
Präsident: Die Zession lautet folgenderma 
ßen: (liest die Zession). 
Präsident: Sie sagen also, ich trete hiemit 
aus meinen Anfprüchen, die mir als Erbe und 
Bevollmächtigter zustehen, 20 Prozent ab und 
gaben da vor, daß ihre Mutter und ihre Schwe 
ster nur mit 17 Prozent beteiligt sind.
	        

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