Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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Unterdrückten, teilweise vernichtet wurden. Thönh 
hat sich wie in allen voran geführten Fällen den 
Charakter des allein und ausschließlich Zeich- 
nungs- und Verfügungsberechtigten beigelegt Und' 
alle vier Angeklagten waren in der Richtung 
einig, daß sie alle ihre Partner über die Ord 
nungsmäßigkeit der ' von ^hnen getätigten Ge 
schäfte in bezug aus die Sparkasse täuschten. 
Wenn es ihnen nicht gelungen ist, die ganze 
Sache durchzuführen, so geschah dies nur durch 
ganz außerhalb ihrer Person und ihres Einflus 
ses liegenden Umstände, sie sind also in der Rich 
tung des Versuches schuldig geworden. 
Selbst aber auch, wenn das Geschäft wirklich 
zustande gekommen wäre, so mußte mit Rück 
sicht auf die in der Tschechoslowakei bestehenden 
Gesetze, doch unter allen Umständen damit ge 
rechnet werden, daß die in der Sparkasse aus den 
Akzepten erwachsenden Verpflichtungen das Ver 
mögen weit überschritten, zumal damit gerech 
net werden mußte, daß eine Liquidation des Ge 
schäftes nicht mit jener unglaublichen Raschheit 
erfolgen könne, mit der der Abschluß getätigt 
wurde, daß also da unter allem ein Schaden er 
wachsen wüsse. 
Xlll. 
Der Bussebank hatte ein Finanzgeschäft vor 
gelegen. Ein gewisser Rathe aus Steinförde einem 
ganz obskuren Flecken in der brandeburgischen 
Mart hatte Geld benötigt, die Bank besaß offen 
bar nicht die Mittel zur alleinigen Durchführung 
dieses profitablen Geschäftes, so wurde Nico Beck 
zugezogen. Auf sein Anraten schickte ihm Thönh 
dann ein Blankoakzept über frs. 250.000.—, wo 
von die Hälfte zur Finanzierung der Rathe-Stein- 
förde-Geschäste, die andere Hälfte zur Beseitigung 
des großen Loches in Thönhs Kasse sein sollte. 
Der Wechsel wurde von Thönh angenommen, von 
Beck der Bank übergeben und diskontiert. Aus 
dem Erlös flössen der Bank aufs Deckkonto Beck 
frs. 116.372.— zu. Nachdem ein Teilbetrag von 
RM 6.000 — schon an Walser übersendet und zu 
vor abgezogen war. Der Rest blieb gesperrt bei 
der Bussebank. Das Geschäft kam nicht zustande, 
der Wechsel konnte nicht verlängert werden, so 
mußte Thönh alle verfügbaren Mittel der Bank 
zukommen lassen, um den bei der Basler Han 
delsbank in Basel zahlbar gestellten Wechsel ein 
lösen zu können. 
Da dieses Geschäft von Nico Beck ohne Bei 
ziehung Carbones gemacht wurde, gab es den 
Anlaß zur oben beschriebenen Differenz mit Thö 
nh aus der der Brief Carbones und sein Geständ 
nis herauswuchs, welches Geständnis ' er aller 
dings heute als vollkommen belanglos. hinzustel 
len sich bemüht. 
XIV. 
Ende März schien das Schicksal drohend ein 
zubrechen.' Die Liechtensteinischen Behörden hat 
ten von der .Existenz der Wechsel gehört und 
dringend die Rückkehr Walsers aus Rumänien 
verlangt-. .Am. 27. März .telegraphierte Thönh art--, 
Walser, daß der fürstliche Rechnungsdirektor Zat-' 
loukal, über bewußte Angelegenheit Dr. Beck und 
den Steuerkommissär unterrichtet habe, Dr. Beck 
verlangt unbedingt umgehende Regelung und die. . 
Ankunft Walsers. Anderntags war Thönh.noch . 
ohne Antwort, weshalb Thönh begreiflicherweise 
in großer Erregung war und sandte,, eine zweite." 
Depesche nach Auch dieses Telegramm blieb phne 
Antwort und am 29. depeschierte Thönh neuer- i 
lich: Bea verlangt Papiere retour>und .meine. 
Reise nach Wien. Da letztere unmöglich, reist Dr. 
Ritter nach Wien und erwartet Dich Hotel Re 
gina, Mußte Ritter Vollmacht geben. Anrüft drin-, 
gend. Daraufhin ging Antwort an Beck: Fahre 
Freitag 8 Uhr 30. Franz drahtet, daß Beck ver 
langt, er soll Wien fahren, aber da unmöglich, 
es soll nun Dr. Ritter kommen mit Vollmacht. ' 
von Dr. Stop. Oh welch Theater! Trachtet uü- ... 
bedingr flüssig zu sein. — So kam Dr.' Ritter ^ 
nach Wien und erhielt von den fünf Akzeptvet- 
merken von Wechseln zurück von den zugestand' 
denen sechs im Umlauf befindlichen Akzepten und' 
fuhr damit wieder nach Vaduz zurück.. Der sechste 
Akzeptvermerk wurde nie zurückgebracht. 
Nun war die Axt am Baum. Jetzt mußten 
auf alle Fälle Mittel flüssig gemacht werden. Wie . 
der Ertrinkende sich an den Strohhalm klammert,^ 
so wurde jetzt alles ergriffen um Geld zu machen'. 
Dr. Oskar Goldfinger war' zu 'einem Drittel 
Besitzer der Aktien der Nitrogen Kunstdünger 
A. G. Diesöszcntmartom mit dem Sitz in Buda 
pest. Alexander Justus hatte ursprünglich - zu 
sammen mit Werner Schmidt diese Aktienpakte 
kaufen wollen, beiden Käufern aber mangelte die 
zur Erfüllung erforderlichen Bargelder. Um Mitte 
Februar wollte Alexander Justus die Hälfte die 
ser Pakte kaufen und versprach Zahlung mit Wech 
seln der Spar- und Leihkasse des Fürstentums 
Liechtenstein. Er erklärte, Walser sei der eigent 
liche Käufer, der dann auch mit Goldfinger ver- ' 
handelte und zwar im Mai 1928. Nun übergab : 
Alexander Justus Dr. Goldfinger drei Wechsel 
und zwar über 50.000.— frs. und 2,über.30.000 
frs. Der Wechsel über frs. 50.000.— und eineu 
zu 30.000.— churde bei Schwerbaum &" Co. dis 
kontiert, frs. 30.000.— bei der Weiner Hermes 
Bank. Aus. dem Erlös wurden an Justus frs. 
70.000.— übergeben. 
Drer weitere Akzepte von zweimal je 50.000 
und eines von 100.000.— wurden von "Justus 
verwendet, ein weiteres von frs. 50.000.— wur 
de an Dr. Siogmund Justus gegeben, der es wie 
der zurückgab. Ein Wechsel über frs. 50.000.— 
von Walser und Beck durch Vermittlung Carbo-- 
nes übergeben, ist mit RM 28.452.— belastet bei 
der italienisch ungarischen Bank, ein gleicher bei 
der deutschungarischen' Bank mit 50.000 RM be 
lastet, einer mit 100.000.— in gleicher Höhe be 
lastet bei derselben Bank,, zwei Akzepte im Be 
trage von frs. 350.000.—wurden bei Dr. Suem- 
gh, Notar in Budapest, hinterlegt.
	        

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