Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

108 
düngen, die ich durch meine Familie dort hatte, ausnutzen. 
Dort^sind Sachen vorgekommen,' die nach Ansicht des 
Konsuls in Bern nicht gut waren. Er wird auch von 
Michael gehört haben, datz er ein ziemlich rigoroser Fi 
nanzmann wür. So sind die Differenzen gekommen und 
ich bin ausgetreten aus der Bis A.-G. 
Präsident: Und dann später waren Sie tätig? 
Earbone: Dann Lin ich eine Zeitlang nicht mehr -in 
einer Stellung gewesen. Ich habe dann eine Zeit lang 
verschiedene eigene Geschäfte gehabt und habe angefan 
gen, mich für die Patente meine verstorbenen Papas zu 
interessieren und sie zu verwerten. 
Präsident: Unmittelbar vor Bekanntwerden mit Niko 
Beck? 
Earbone: Ich glaube schon. Inzwischen, ist eines der 
Patente der Verwertung zugeführt worden beft bei Firma 
Mathiesten im Jahre 1927, und dann habe ich inzwischen 
.die Bekanntschaft mit der Familie Künzig gemacht, der 
Kammerpräsident und Oberster von dem Fürst von Für 
stenberg-Konzern war.. Und durch diesen Kammerpräsiden 
ten bin ich in die Holzhandels-A.-G. in Zürich gekommen- 
...Präsident: Dort sind Sie mit Niko Beck bekanntge 
worden? : 
, Earbone: Ja. Ich glaube im Hotel Bauer au Lac. 
Ob ^gerade im Holzhandelsgeschäft weitz ich nicht. 
Präsident:' Aber während dieses Anstellungsverhält- 
nisies? 
Earbone: Ja. , 
Präsident: Nun war es aber nicht ganz einwandfrei. 
Sie waren zweimal verreist? - 
Earbone: Das-war über privaten Wunsch meiner 
Mutter. Einmal war ich in Metumstadt und einmal in 
Bieseseld. Da war ein weitläufiger Bekannter von meiner 
Mama. 
Präsident: Wann sind Sie verhaftet worden? 
Earbone: Äm 28. Juli 1929. 
Präsident: In Budapest? 
Earbone: Ja. - 
Präsident: Wann sind Sie hier eingeliefert worden? 
Earbone: >Am 5. Oktober 1928, etwas^mehr als drei 
Monate-später. 
-Präsident: Sie haben Kenntnis von den Zeugenaus 
sagen -des Dr. Steiner, des Rechtskonsulenten Ihrer 
Mütter?-' ' 
Earbone: Ich kann mich ungefähr erinnern, ja. 
- Präsident: Er hat dort die Behauptung aufgestellt, 
-datz Sie einen verschwenderischen Lebenswandel geführt 
hätten früher?- - . 
.Earbone: Ja. — 
" Präsident:-"Stimmt das? 
-Earbone: Ich habe vielleicht leicht Geld ausgegeben. 
Aber -ich hatte immer sehr viele Freunde, die sich meine 
grMe Gutmütigkeit ausgenutzt haben. Ich habe aber auch 
leicht Geld ausgegeben. 
,Präsident: Sie hätten Ihre Bücher und Effekten kurz 
vÄ'de'r Maturität verkauft und--seien weggelaufen? 
Earbone: Ja ich bin. einmal von der Schule wegge 
laufen'. ' 
' Präsident: Sie haben einmal von Ihrer Maturität 
.gesprochen, die Sie m Zürich gemacht hätten. Haben Sie 
die Matura wirklich gemacht? ' 
Earbone: Ich bin kurz vorher, 8 Tage-vorher weg-- 
gelaufen.. ° 
Präsident: Dann hat Dr. Steiner davon gesprochen, 
datz Sie Ihrer ehemaligen Braut, Fräulein Krüger ein 
grötzeres Darlehen abgenommen hätten. 
Earbone: Das dürfte nicht ganz stimmen. Ich habe 
das Geschäft mehr mit der Frau Krüger gemacht. Es sind 
verschiedene Sachen durchgeführt worden, verschiedene Ge 
schäfte -in Berlin, dann Spekulationen in Liverpool ge 
macht worden, die nicht geglückt sind. 
Präsident: Um wieviel hat es sich bort gehandelt? 
-Earbone: Es wird sich eä. um 150,000 Mark gehandelt 
haben. 
Präsident: Ist -äs der Betrag, der später oon einem 
Rechtsanwaltsbüro in Zürich eingefordert wurde, Erfurt 
und Keller? 
Earbone: Ja, der gleiche Betrag. 
Präsident: Ist. es richtig, datz Sie einmal in Abwesen 
heit der Mutter in der Wohnung der Mütter einen Ball 
mit 50 Personen veranstaltet haben? 
Earbone: Ja. 
Präsident: Ist es richtig, datz Sie während eines 
Ferienaufenthaltes in Helgoland mit Dr. Steiner, der ein 
besonderes Auge auf Sie haben sollte, in einer Woche 
800 Mark verbraucht haben? 
Earbone: Das kann ich nicht mehr genaü sagen. 
-Präsident: Sie haben gesagt, -datz Ihre Erziehung ge 
litten habe unter dem öfteren Wechsel des-Aufenthaltes 
und gewissen Unstimmigkeiten in den ehelichen Berhält-. 
nisten Ihrer Eltern? 
Earbone: Nicht nur das. Wir waren immer fremden 
Leuten überlassen. Ein richtiges Familienheim hatten wir 
nicht gekannt. Mama und Papa sind immer auf Reisen, 
gewesen und ein Heim, wie man es sonst -kennt, haben 
wir überhaupt nie gekannt. - 
Präsident: Während die Krieges wären Sie längere 
Zeit-in Zürich. 
Earbone: Ja, 7 Jahre während des ganzen Krieges, 
-haben wir im Hotel Dolder gewohnt. 
-Präsident: Damit hätten wir das Persönliche-erledigt. 
Wir wollen nun zu den übrigen Sachen übergehen. 
Erzählen Sie uns, wie Sie in Beziehung gekommen 
find zur Landesbank. 
. Earbone: Während meiner Stellung in -der Holzhan- 
dels-A.-G. habe ich in Zürich'Niko Beck kennen gelernt, 
und dort ist, glaube ich, zuerst die Frage aufgetaucht. Niko 
Beck kam mit der Frage, ob ich ihm Geld beschaffen, Geld 
flüssig machen könnte. Kennengelernt habe ich ihn wieder 
durch ein anderes Geschäft durch einen gewissen Dr. See- 
Holzer. Das Geschäft wurde von Kammerpräsidenten Kün 
dig vorgeschlagen. Während er auf Reisen war, hatte er 
gesagt, er soll sich in allen Angelegenheiten an mich wen 
den. So habe ich Mko Beck -kennen gelernt. Hierauf hat 
er mich in meinem Zimmer aufgesucht und so kam dann 
die Frage, ob ich Geld beschaffen könnte. 
Präsident: Hat Nico Beck Ihnen auseinandergesetzt, 
wozu das'Geld verwendet werde? ' 
Earbone: Ja, damals sagte, er- für Herrn Walser, der^ 
verschiedene Transaktionen durchführen wollte, oder die- 
schon in Durchführung begriffen waren, und datz Walsers 
für diesen Betrag der Sparkasse Sicherheiten in genügen-s 
* .
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.