Volltext: Briefmarkenskandal im Fürstentum Liechtenstein

eher begrüßen. Erbitte Weisung." 
Schließlich am 26. Februar 1921 
schreibt der fürstliche Gesandte 
Durchlaucht Prinz Eduard an Hof 
rat Dr. Peer u. a. noch folgen 
des : „Es ist doch etwas anderes, 
wenn die Schweiz ihre eigenen auf 
Rappen lautenden Marken über 
druckt, als wenn Liechtenstein-Mar 
ken, die noch auf Heller lauten und 
in der Aera der österreichischen 
Postoerwaltung üblich waren, nun 
auf Rappen überdmckt und der 
schweizerischen Postoerwaltung auf 
halst. Die Jndrucklegung der 
Marken durch die Verschleißstelle 
ohne mich vorher zu fragen ist 
zweifellos eine Ueberschre tung der 
Kompetenz und eine Taktlosigkeit." 
Am 10. März 1921 ft dann ant 
wortete der fürstliche Regierungs 
chef Hofrat Dr. Peer als Antwort 
auf den Bericht der Wiener Ge 
sandtschaft vom 26. Februar 1921 
nachstehendes: 
„Den Vorschlägen der Gesandt 
schaft betreffend die Herstellung 
von 2 Rappenmarken wird zuge 
stimmt. . Prof. Kasimir hat ge 
legentlich seiner Anwesenheit in 
Vaduz diese Frage mündlich ge 
regelt. Demnach sind noch 120 000 
Stück dieser Marke zu erzeugen." 
Endlich Herr Dr. Hovp, der 
zur Zeit, als die 2 Rappenüber 
druckmarken hergestellt wurden. 
Beamter der Wiener Gesandtschaft 
war, äußerte sich zu dieser Ange 
legenheit folgendermaßen: 
„Wenn ich mich nicht täufchle, 
war der Vorgang beim Drucke der 
Rappen-Ueberdruckmarke der fol 
gende : 
In aller Stille wurden von 
der Verschleißstelle Vorbereitungen 
getroffen, um diese neue Marke 
herauszugeben (eine andere Dral 
lere!), Capri, war verständigt, die 
Typen zusammengestellt und der 
Tag des Druckes festgesetzt, ohne 
daß Aufsichtsdienst oder Gesandt 
schaft eine Ahnung davon hotten. 
jJm letzten Augenblick kam, glaub 
lich Dr. Seefeldner zum Aufsichts 
dienst bei Paulussen (die eigent 
liche Druckerei) und forderte ein 
Aufsichtsorgan, da der Arbeiter 
bei Capri schon auf den Druck 
warte. Dem Drängen Seefeldncrs 
nachgebend, der sich auf mündliche 
Aufträge der Regierung berief, 
ging Ritter mit und beaufsicht'gte. 
den Druck. Am frühen Vormit 
tag schon meldete Hartmann, daß 
der Druck von 30.000 Stück Ueber- 
druckmarken 2 Rappen auf 10 Hel 
ler vollendet sei. 
Ich glaube mich zu erinnern, 
daß der Druck der Marke auf 
Kosten der Verschleißstelle ging." 
Philatelist'fchen Kreisen fiel bei 
diesen Ueberdruckmarken besonders 
auf, daß sie in zwei Abarten her 
gestellt wurden. Der Obmann der 
llntersuchungskommissron urteilte 
in dieser Angelegenheit wie folgt: 
„Die Drucklegung dieser ge 
ringen Nvtauflage von Seiten der 
Verschleißstelle in zwei Abarten 
und zwar mit auffallend feinem 
Und fettem Druck und mit .ver 
schiedenen Wellenlinien, wird von 
der Philatelie als Ausbeuterei be 
zeichnet werden, geht nach den vor 
liegenden Akten über jede Anord 
nung der Regierung, der Gesandt 
schaft und des Aufsichtsdienstes 
hinaus und kann nicht anders als 
ein starker Eingriff in die staat 
lichen Hohheitsrechte und als Ver 
stoß der vertraglichen Bestimmun 
gen bezeichnet werden."
	        

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