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200.000 geschnittene Sätze Ju
belmarken sollen inkognito herge
stellt werden. Dieselben sollen ein
fach in der Rechnung als diverse
Werte verrechnet werden, so dah
MS der Rechnung nicht ersehen
werden könne, idah es sich um ge
schnittene Jubelsätze handelt. Die
Rechtfertigung des Herrn Flesch
über die geschnittenen Jubelsätze
steht im schroffem Widersprüche
mit seinem unter Nummer 19 an
gezogenen Briefe an Herrn Nigg
über die Richtpreise: „Geschnittene
Jubel Kronen 160.—, dieselben
Werden im Michel-Katalog zu
Mark 85.— per Stück notiert und
kann man sich ungefähr ein Bild
machen, wie viel Geld mit diesen
Marken verdient worden wäre..
Von zuverlässiger Seite wurde
den Referenten mitgeteilt, datz
Herr Prof. Dr. Seefeldner in
Wien Herrn Fritz Beck in Hard
geschnittene Jubelmarken offeriert
hätte und zwar zum Preise von
200 Kronen pro Satz.
Die Angelegenheit bezüglich der
geschnittenen Jubelmarken hat sich
laut Akt etwa in nachstehender!
Weise entwickelt: Ein Herr Andre
Stohmann in Wien fragte am 9.
April 1921 die Gesandtschaft an,
wann die ungezähnten Jubiläums
marken zur Ausgabe gelangt seien;
er bemerkte, datz er die Anfrage
aus philatelistlsch-wisienschaftlichen
Gründen, stelle. Das Schreiben
wurde der Gesandtschaft von Herrn
Prof. Seefeldner vorgelegt.
Die Gesandtschaft antwortete
idann am 12. April 1921 auf dis
Anfrage Folgendes:
„Auf Ihre Anfrage vom
9. April l. I. beehre ich mich Ihnen
mitzuteilen, datz. infolge von tech
nischen Schwierigkeiten die letzten
gröberen Bestände der Jubiläums
marken (Madonnabild) nicht mehr
gezähnt werden konnten und An
fang Jänner postalisch verwendet
wurden." Es ist zu erwähnen, dah
das Konzept zu dieser Antwort
laut einer Mf dem Akte vorhan
denen Notiz von Herrn Prof. See
feldner versaht wurde und dah
aus dem Akte nicht ersichtlich ist,
wer in der fürstlichen Gesandtschaft
das Schreiben expediert hat.
Zu dieser Motivierung des Er
scheinens der Madonnamarke steht
nun folgende Mitteilung der Wie
ner Gesandtschaft vom 3. August
1921 an die fürstliche Regierung
in krassem Widerspruch Sie
lautet: „Zur zweiten Frage er
kläre ich, dah die Ausgabe der
geschnittenen Jubiläumsmarke über
Anregung der Verschleihstelle von
der fürstlichen Gesandtschaft des
halb angeordnet wurde, damit,
nachdem einzelne Marken vor der
Perforierung entwendet worden
und in den Handel gekommen
waren und für dieselben infolge
ihrer Seltenheit hohe Preise er
zielt wurden, den Entwendern das
Geschäft durch eine offizielle Aus
gabe geschnittener Jubelmarken
verdorben würde.
Ein weiterer und zwar sehr auf
fallender Widerspruch ergibt sich
aus obiger Aussage der Wiener
.Gesandtschaft, dah dieselbe die
Ausgabe der geschnittenen Jubel
marken über Anregung der Ver-
schleihstelle angeordnet habe und
dem von Herrn Flesch am 29.
Juli 1921 in Vaduz gemachten
Geständnisse, dah er bezüglich der
geschnittenen Jubelmarken mit der
Gesandtschaft vor dem Drucke das