Volltext: Briefmarkenskandal im Fürstentum Liechtenstein

Eesandtfchaftsberichte scheint in 
jbcr Wiener Nebenstelle ein son- 
lderbarer Wandel sich vollzogen zu 
haben. Während die Aufzeichnun 
gen und Bücher in Salzburg eine 
regelrechte Filiale Wien.aufweisen 
Und der llntersuchungskommission 
als Leiter dieser Nebenstelle die 
Herren Seefeldner und Berg nam 
haft gemacht wurden, Herr Dr. 
Gustav Seefeldner bei der Ge 
sandtschaft auch als Leiter vorge 
stellt wurde, dieser sich sodann 
auch mit der Leitung befaßte, 
mußte nun die Gesandtschaft vor 
erst erfahren, daß Herr Professor 
Seefeldner nur Kommissionär ge 
gen mäßige Provisionsvergütung 
sei und zuguterletzt, als sich die 
Gesandtschaft mit dieser Neben 
stelle speziell wegen UebernomnLe 
etwas eingehender befaßte, will 
sich nun deren Leiter als stestey 
Käufer bezeichnen, den die Wiener 
Werschleißstelle überhaupt nichts 
angehe." 
' Ebenso tritt Herr Prof. Dr. 
Gustav Seefeldner bei einer wich 
tigen Besprechung (4. Juni 1920) 
in der Wiener Gesandtschaft mit 
Professor Kasimir als Vertreter 
der Verschleißstelle auf und ver 
handelte für dieselbe. 
Weiter heißt der fürstliche Ge 
sandte Prinz Eduard in einem 
Schreiben vom 15. Juli 1920 
Herrn Prof. Seefeldner einen 
Stellvertreter des Herrn von 
jFlesch. Es ist ferner daran zu erl« 
fnnern, daß Herr Prof. Dr. See 
feldner auch bei Drucklegung der 
lZweirappenüberdruckmarken in der 
Druckerei Pauluffen ohne vorherige 
jFühlungnahme mit dem. Leiter des 
Aufsichtsdienstes die Anordnung 
und Wegschaffung der hiezü erfor 
derlichen Zehnhellermarken trifft, 
später aber, als es sich um dis 
jUebernominale-Angelegenheit han 
delte, der Gesandtschaft erklärte^ 
die Verschleitzstelle Wien gehe ihn 
nichts an. 
: Aus all dem ergibt sich also zu 
-Genüge, daß Herr Prof. See 
feldner Mitglied der Verschleitzstelle 
war und jedenfalls noch ist und 
daß Herr Architekt von Flesch als 
Geschäftsführer der Verschleißstelle 
.für das Gebühren Seefeldners im 
Markenverkauf haftbar gemacht 
werden kann. 
Im übrigen verweisen die Re 
ferenten auf ein diesbezügliches 
Schreiben der Wiener Gesandtschaft 
an die fürstliche Regierung vom 
8. August 1921. 3. 343/5. 
27. Punkt: ./Zur weiteren Auf 
klärung mögen auch die großen 
Propagandakosten dienen, die die 
Verschleißstelle verausgabte. Am 
00. Juni 1920 wurden für 'eine 
Reife nach Norddeutschland Kronen 
133.344.— verausgabt. Am glei 
chen Tage wurden einem Herrn 
Dubsky an Reisespesen nach Mün 
chen 4880 Kronen bezahlt. An 
genau demselben Tage wurden 
Herrn Hans Seefeldner für Reisen 
nach Wien. Stuttgart und Han 
nover 49.500 Kronen vergütet. 
jUnd wieder am 30. Juni 1920 
wurden an einen Herrn Platzer 
ein Reisekostenbeitrag nach Amerika 
49.500 Kronen ausbezahlt. Und 
einem Wilhelm Bewerter wurden 
>am 19. August 1920 für Pro 
paganda in Amerika 2000 «Ätze 
zu 79.200 und 10.000 ungezähnte 
Sätze zu 24.500 Kronen, also nur 
zum Nennwert ohne den 10 «/aigen 
Aufschlag überlassen. Der Erfolg 
dieser aller Auslagen und Be
	        

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