Volltext: EINTRACHT (2012) (Staatsfeiertag)

EINTRACHT STAATSFEIERTAG 2012 lern, wenn er wie der Schreiber die­ ser Zeilen durch den Zauber früher Kindheitserinnerungen dem Schön- brunner Tiergarten verbunden ist.» Professor Josef Seger - der Buchillustrator Als Buchillustrator ist besonders sei­ ne Mitarbeit an dem Buch «Liech­ tenstein gestern und heute» von Adulf Peter Goop zu erwähnen. Er war Illustrator und Gestalter dieses Buches und schuf zu diesem Zweck 20 grossformatige Bilder, die die Ge­ schichte Liechtensteins von der Ur­ zeit bis heute darstellen. Zu diesem Werk schuf er auch über 100 Klein­ zeichnungen, die leider nur zum Teil Verwendung finden konnten. Zu er­ wähnen sind auch seine vielen und gekonnten Illustrationen zum Sagen­ buch seines Bruders, Professor Otto Seger. Ganz besondere Beachtung ist auch den zwölffarbigen Sagenbildern von Professor Josef Seger - heute Ei­ gentum des Triesenberger Museums - zu schenken, welche in der von der Liechtensteinischen Trachtenvereini- gung im Jahre 1986 herausgegebenen Publikation «Dunkle Spuren» zu fin­ den sind. Von diesen meinte Prof. Jo­ sef Seger: «Das Klare, Erklärbare, Wirkliche ist ein Teil unseres Lebens, das Dunkle, schwebend Unbestimm­ te ein anderer Teil. In den Sagen lebt dieser Teil - sie sind Phantasie und Poesie des Volkes.» Erste Professor-Josef-Seger- Ausstellung in Liechtenstein Im November 1985 wurde der reno­ vierte Vaduzer Rathaussaal mit der Vernissage zu Professor Josef Segers Grafikausstellung eingeweiht. Alois Ospelt stellte bei dieser Gelegenheit die Persönlichkeit Josef Segers vor und meinte u. a.: «Josef Seger be­ zeichnet sich selbst als einen künstlerischen Zehnkämpfer, und die Bandbreite der Exponate gibt ihm sicherlich recht. Ein Grossteil der Bilder stammt aus der freien Schaffensperiode nach seiner Pen­ sionierung und hat eine romantische Betrachtung einer oft heroisierten Natur und Bergwelt zum Inhalt. In all diesen Bildern erkennt man das durch viele Werbeaufträge für gross­ flächige Effekte geschulte Auge des 
Künstlers. Nicht weniger interessant dürften die ausgestellten Original­ entwürfe der liechtensteinischen Ge­ bäudedekorationen und insbeson- ders die Illustrationen des Sagen­ buchs sein. Teils sind die Darstellun­ gen sehr expressiv, obgleich niemals die minuziös genaue Linienführung und Ausarbeitung des Grafikers feh­ len.» Die Kraftquelle für Professor Josef Seger In der Publikation «75 Jahre Liech­ tensteiner Briefmarken» aus dem Jahre 1987 stellte Bernhard Adams auch den Briefmarkengestalter Pro­ fessor Josef Seger vor und meinte u. a. Folgendes: «Der Besitz Segers ver­ setzt jeden Besucher in Verzücken und Erstaunen! So nahe der Gross­ stadt - und man glaubt sich weit in der Natur draussen, inmitten von Wiesen und Föhrenwäldern. Es wa­ ren einst liechtensteinische Besit­ zungen hier rund um Mödling, wo sich Vater Seger jenes Landhaus er­ baute, das heute von unserem Mar­ kenkünstler und seiner Familie be­ wohnt wird. Hier lebt Josef Seger na­ turverbunden inmitten seiner Blu­ men und Bäume und - er gesteht es gerne - manchmal muss er sich selbst am Kragen packen und ins Atelier <führen>, so wohl fühlt er sich in Gottes freier Natur.» Er meint dann weiter: «Habe ich schon ge­ sagt, dass mitten in seinem Garten unter schattigen Föhren, ein kleiner isolierter Bau steht? Das Atelier, in dem Seger in Ruhe arbeiten kann, in Ruhe vor den Kindern, vor putzwü­ tigen Reinemachefrauen und unge­ betenen Besuchern, wo er einfach zusperren kann, wenn er an der Ar­ beit ist. Dieses Atelier verdankt er der weisen Voraussicht seines Va­ ters, denn als Seger als erstes selbst­ verdientes Geld für angenommene Banknotenentwürfe in Händen hat­ te, da sorgte der Vater dazu, dass es nicht etwa verjubelt werde, was beim damaligen jugendlichen Alter des Sohnes nicht allzu verwunder­ lich gewesen wäre, sondern dass von diesem Geld das Atelier gebaut werde, das ihm noch heute die ruhi­ ge Arbeitsatmosphäre gewährleiste­ te. Wer als Liechtensteiner das Glück 
hatte, im obgenannten Heim von Professor Josef Seger zu Gast zu sein, wird die Begegnung mit dem Künstler und Landsmann, seine na­ türliche Liebenswürdigkeit, gepaart mit einem wachen gebildeten Ver­ stände und vielseitigen Interessen, sowie die Gastfreundschaft seiner Frau Berta nicht so schnell verges­ sen. Professor Seger war ein unab­ hängiger und kritischer Geist und scheute sich auch nie, seine Mei­ nung zu äussern. Unverblümt sagte er, was ihm gefällt, was er für wert und für nicht wert erachtet. Bis in sein 87. Lebensjahr war es ihm ver­ gönnt, künstlerisch tätig sein zu kön­ nen, dann zwang ihn seine schwere Krankheit dazu, den Zeichenstift aus der Hand zu legen. Am 18. Februar 1998 ist ihm seine liebenswürdige und verständnisvolle Frau Berta, mit der er in 62jähriger Ehe verbunden war, vorausgegangen. Professor Josef Seger wird über den Tod hinaus in seinem vielfältigen künstlerischen Werk, insbesondere auch im Fürstentum Liechtenstein weiterle­ ben. Sein Beruf war für ihn immer mehr als blosser Broterwerb, er war ihm Berufung im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Tod bedeutet nicht nur einen schmerzlichen Verlust für seine Fa­ milie, für seine beiden Söhne und sechs Enkelkinder, sondern für alle kunstsinnigen Menschen, die in der heutigen Zeit der Begriffsverwirrun­ gen auch im künstlerischen Bereich den Wert wahrer und echter Kunst zu erkennen vermögen. Professor Jo­ sef Seger war Vaduzer Bürger, ein er­ folgreicher künstlerischer Mehr­ kämpfer mit grosser Begabung. Man darf hoffen und wünschen, und ich glaube, auch davon ausgehen, dass sich die Heimatgemeinde Vaduz dieser Bedeutung wohl bewusst ist und dem Ganzen die nötige Beach­ tung schenkt und zusammen mit der Familie 
des Künstlers dazu Sorge trägt, dass das immense Kunstgut ih­ res Gemeindebürgers, auf den sie stolz sein kann, in Vaduz in irgend­ einer Form eine Heimat findet. Das wäre wohl der krönende Abschluss des Wirkens von Professor Josef Se­ ger. 30
	        

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