Volltext: EINTRACHT (2012) (Ostern)

EINTRACHT OSTERN 2012 RHEIN-GEDICHTE AUS VERGANGENEN ZEITEN Mein einzig schönes Liechtenstein Vom Firnenglanz beschienen hell, bespület von des Rheines Well' liegt friedlich still, für sich allein mein einzig schönes Liechtenstein. Franz Xaver Gassner (1874-1940) Mein Heimatland Viel Lande blühn auf weiter Welt in Gottes Sonnenscheine; doch mir vor allem eins gefällt mein Heimatland, das kleine. Vom Ellhorn dort bis hin zur III am schönen jungen Rheine, da liegt es friedlich, hold und still, das Wonnigliche, Feine. Ich steh' in seinem Zauberbann bleib ewiglich der Seine und preis, so laut ich preisen kann, mein Liechtenstein, das kleine. Josef Gassner (1858-1927) Des Liechtensteiners Heimweh O Heimatland in weiter Fern! Wirst du genannt, lausch ich so gern. Bin ich in Wald und Wiesengrün, nach dir geht all mein Sehnen hin. O glücklich Los, schlöss einst zur Ruh', In deinem Schoss mein Aug' ich zu. O Liechtenstein! O teures Land! Du Wiege mein am Rheinesstrand! Johann Baptist Büchel (1853-1927) 
Der Handstand auf der Loreley (nach einer wahren Begebenheit) Die Loreley, bekannt als Fee und Felsen, ist jener Fleck am Rhein, nicht weit von Bingen, wo früher Schiffer mit verdrehten Flälsen, von blonden Haaren schwärmend, untergingen. Wir wandeln uns. Die Schiffer inbegriffen. Der Rhein ist reguliert und eingedämmt. Die Zeit vergeht. Man stirbt nicht mehr beim Schiffen, nur weil ein blondes Weib sich dauernd kämmt. Nichtsdestotrotz geschieht auch heutzutage noch manches, was der Steinzeit ähnlich sieht. So alt ist keine deutsche Heldensage, daß sie nicht doch noch Helden nach sich zieht. Erst neulich machte auf der Loreley hoch überm Rhein ein Turner einen Handstand! Von allen Dampfern tönte Angstgeschrei, als er kopfüber oben auf der Wand stand. Er stand, als ob er auf dem Barren stünde, mit hohlem Kreuz und lustbetonten Zügen. Man fragte nicht: Was hatte er für Gründe? Er war ein Held, das dürfte wohl genügen. Er stand verkehrt im Abendsonnenscheine. Da trübte Wehmut seinen Turnerblick. Er dachte an die Loreley von Heine und stürzte ab. Und brach sich das Genick. Er starb als Held. Man muß ihn nicht beweinen. Sein Handstand war vom Schicksal überstrahlt. Ein Augenblick mit zwei gehobnen Beinen ist nicht zu teuer mit dem Tod bezahlt. P. S. Eins wäre allerdings noch nachzutragen; Der Turner hinterließ uns Frau und Kind. Hinwiederum, man soll sie nicht beklagen, weil im Reich der Helden und der Sagen die Überlebenden nicht wichtig sind. Erich Kästner 28
	        

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