Volltext: EINTRACHT (2011) (Advent)

EINTRACHT ADVENT 2011 Die weisse Birke (hier beim Höhenweg auf Aspen, Eschen) symbolisiert auch die Wiederge­ burt des Lichts bei der Wintersonnenwende und die Kraft des Feuers. Ihre Patronin ist die hei­ lige Birgit, ihr Feiertag Maria Lichtmess. (Foto: Adolf Marxer) 
DER BAUM, EIN SYMBOL DES LEBENS Zu ihrem Bild in der Ruggeller Schu­ le, in dessen Zentrum ein Baum steht, schreibt die Künstlerin Gertrud Kohli-Büchel: «Mag es der Welten­ baum sein, der Baum des Lebens oder der Baum der Erkenntnis zwi­ schen Cut und Bös. Es ist der Baum, der uns an den Zyklus des Lebens, an das ewige Werden und Vergehen er­ innert.» Damit kommt die zentrale Symbolik des Baumes zum Aus­ druck. Er entspricht im Keimen, Wachsen, Fruchttragen und Sterben dem Menschen. Seine Psyche hat man durch Dryaden und Elfen sym­ bolisiert, die in ihm wohnen. In der christlichen Symbolik wird der Ge­ danke des Lebensbaumes konse­ quent vollendet. Eine Legende be­ richtet, Seth habe an der Pforte des Paradieses um das Öl der Barmher­ zigkeit vom Baum des Lebens für sei­ nen sterbenden Vater Adam gebeten, doch Erzengel Michael habe ihm statt dessen einen Zweig vom Baum der Erkenntnis gegeben. Diesen habe er auf dem Grab seines Vaters ge­ pflanzt und aus dessen Holz sei das Kreuz Jesu gezimmert worden. Der Sammelbegriff Baum ist in der Volkssprache allerdings ungewöhn­ lich. Der alte Bauer fällte immer konkret eine Esche, eine Buche oder Tanne und auch in Märchen ist der Baum stets namentlich benannt. So steht beim Froschkönig der Brunnen unter der Linde, Rotkäppchens Grossmutter wohnt unter den Ei­ chen oder auf dem Grab der Mutter pflanzt das Aschenputtel einen Ha- selnuss. Wenn der Held oder die Heldin im Märchen zu einem Baum kommt, wird ein Wendepunkt des Lebens angezeigt und in der Symbo­ lik des entsprechenden Baumes kommt das Wesen dieser Verände­ rung zum Ausdruck. Ursprünglich war auch das Gerichts­ verfahren ein religiöser Kultakt zur Versöhnung der beleidigten Gottheit, die 
man sich im Baume dachte. Die Verfahren fanden daher unter dem Cerichtsbaum, einer Linde in Vaduz und in Eschen (Rofenberg), statt. Die 
Linde mit ihrem herzförmigen Blatt und dem schmeichelnden Duft ist den Göttinnen der Liebe geweiht. Auf der Bank unter der Dorflinde kann man nicht streiten. Die Eiche jedoch ist Symbol des Erhabenen, Sinnbild des Königs, und der Sieger­ kranz ist aus Eichenlaub. Holder als Nationalbaum Zur Frage des Nationalbaumes in unserem Land habe ich allerdings einen anderen Vorschlag: den Hol­ der. In Liechtenstein gibt es kein al­ tes Bauernhaus, bei dem nicht ein Holderbaum steht. Er steht in Bezug zur Zauberin und Todesgöttin Frau Holle, er hält Unwetter und Blitz fern, er hat heilende Kraft und schützt 
das Vieh gegen Zauber. Sein Bezug zur Unterwelt (Hehl) kommt auch dadurch zum Ausdruck, als im Trie- senberg der Sargschreiner früher das Mass des Toten mit einem Holder­ zweig genommen hat. Das Holz des Holders darf man nicht verbrennen, weil Emerita, die Schwester von Lu- zius, der uns über die Luziensteig den christlichen Glauben brachte, im Bündner Trimmis auf einem Hol- derstoss verbrannt wurde. Holder ist daher der heilige Baum der Emerita. Und Eme-Rita ist natürlich niemand anderes als die Grosse Ahnfrau Graubündens, die Göttin Reitia. Bäume sprechen eine lebendige Sprache. Hören wir ihnen zu. Georg Kieber 33
	        

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