Volltext: EINTRACHT (2011) (Staatsfeiertag)

EINTRACHT STAATSFEIERTAG 2011 KARTOFFELGESCHICHTEN Erinnerungen von Maria Batliner- Matt, geb. 1915, und ihrer Schwes­ ter Luzia Kaufmann-Matt, geb. 1918, erzählt am 29. August 2008 Hennarebel Kartoffelgerichte ass man fast täg­ lich, meist als in Schweineschmalz gebratene Grumpiera (Rösti). Gab es mittags eine Mehlspeise, ass man abends brötlete Grumpiera mit ei­ ner Mehlsuppe und dürata Bira- schnetz. Brot war teuer und musste gekauft werden. Oft wurde der Rest der Rösti zum Abendessen mit Re- bel vermischt, das hiess dann «Hen­ narebel». Man ass Grumpierastock, ganz gesottene Grumpiera mit su- rem und fettem Käs. Schupfnudeln und Zwetschgenknödel wurden aus Grumpierateig gemacht. Selten gab es als Abwechslung selbst gemach­ te Nudeln. Reis kannte man bei un­ serem Aufwachsen kaum. Die Ar­ beit auf dem Kartoffelfeld war auf­ wendig und streng und wurde vor allem von den Frauen mit ihren Kindern verrichtet. Die meisten Fa­ milien bewirtschafteten einen gros­ sen und kleinen «Familietal» (Ge­ meindeboden). Dieser musste im Spätherbst mit einem Karscht bear­ beitet werden. Der Karscht ist eine gerade, dreizinkige FHacke, mit die­ ser wurde von Hand der Turbabo- den Scholle für Scholle umgedreht. Das war harte Arbeit, die Äcker wa­ ren etwa 400 Klafter gross. Über den Winter waren die aufgeworfe­ nen Ackerschollen gefroren und er­ gaben bei Raureif ein spezielles Muster. Im Frühling mussten die Schollen gehackt und damit die Er­ de verfeinert werden. Etwa Mitte April begann das Kartoffelstecken Etwa Mitte April, es kam aufs Wet­ ter an, begann das Kartoffelstecken. Auf dem gut vorbereiteten Acker wurde reihenweise gelocht, in je­ des Loch wurde zur Düngung Mist eingelegt, wir Kinder machten das von Hand. Die Hände wuschen wir in den Gräben. Pro Loch in der Er­ de wurden zwei mittelgrosse Kar­jahreszeiten 
auf dem Kartoffelacker toffeln gepflanzt, grössere Kartoffeln wurden geteilt und dabei darauf ge­ schaut, dass zwei bis drei Augen vorhanden waren. Waren die Kar­ toffeln im Boden mit dem Mist ein­ gelegt, wurden Zilata gezogen, das heisst links und rechts der Furche wurde aufgehäuft. Bevor das Kartof­ felkraut sichtbar war, wurden die Reihen angehäufelt. War das Kar­ toffelkraut 20 - 30 cm hoch, musste nochmals angehäufelt und dabei das Unkraut entfernt werden. Da­ nach durfte man so ab Mitte Juli bis zur Ernte nicht mehr auf den Acker, das Kraut stand dann zu hoch. Man freute sich und war stolz, wenn die Kartoffeln gut gediehen und schön blühten. Der eigene Kartoffelacker wurde mit den Nachbarfeldern ver­ glichen. Von uns Kindern wurde Mithilfe verlangt und das war oft sehr anstrengend und oft auch eintönig. Alle Kinder im Dorf muss­ ten mit einer Selbstverständlichkeit 
mithelfen. Uns war schon in jungen Jahren bewusst, dass man als Fami­ lie volle Kartoffel stiegen im Winter zum Überleben brauchte. Eine gute Kartoffelernte war wichtig für die Menschen und auch für die Hau­ stiere, ein kostbares Gut. Oft war der Marsch ins Riet mit den Nach­ barn und deren Kinderschar auch gesellig. Der Handkarren wurde mit Werkzeug und Znüni beladen und dabei oft das Jüngste einer Familie in einer Wolldecke mit verstaut. Damals kannte man den Kartoffelkäfer noch nicht Damals kannte man den Schädling, den Kartoffelkäfer, noch nicht, er sei mit dem Krieg gekommen! Kar­ toffelgraben war meist Frauenarbeit. Geerntet wurden die Kartoffeln ab Mitte September bis Mitte Oktober, je nach Pflanzzeit und Wetter. Das Kartoffelkraut musste abgestanden - verdorrt - sein, vielfach stand das 32
	        

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