Volltext: EINTRACHT (2010) (Staatsfeiertag)

EINTRACHT STAATSFEIERTAG 2010 Die reifen Maiskolben - «Türkakolpa» - werden von den stehenden Maisstengeln abgenommen und mit Fuhrwerken nach Hause 
gebracht. «Türka uuszüha» in den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts in Ruggell und Schellenberg Der Herbst hisst seine bunten Flag- gen. Übermütig fegt der Föhn durchs erntereife Maisfeld. Die zweischnei- digen Lanzen der Maisblätter schla- gen raschelnd gegen die starren, hochragenden Stengel. Fruchtschwer prangen die Kolben. Emsig birgt das muntere Erntevolk den reichen Segen. Neugierig stülpt der Lindenbauer die Deckblätter ei- nes Kolbens zurück, ritzt die Körner und sagt zufrieden: «Schön ist der Mais heuer! Crosskörnig und gut ausgereift!» Für die Jugend war das Türkenausziehen an vielen Aben- den eine schöne und anstrengende Zeit, in welcher nur der Schlaf zu kurz kam.Lindenbauers 
Karl, ein quecksilbri- ger Fünftklässler, tobt wie ein Wetter von Nachbar zu Nachbar und schreit wie ein Wilder: «Kommt zum Türkenausziehen heute abend!» Sei- nem Klassenfreund Franz droht er: «Du, wenn du mich im Stich lässt und nicht kommst, gibt es morgen Hiebe!» In der ausgeräumten Wohn- stube türmen sich die Maiskolben zu einem richtigen Berg. Die paus- bäckige Liesl, Karls Schwester, thront auf dem Gipfel. Sie zupft den Bart aus den Kolben und flicht einen dicken Zopf. «Ätsch», ruft sie Karl zu, «den häng' ich dir an deine Bor- sten!» Karl schubst den Kobold her- unter und erntet im Fallen noch eine lange Nase. Früh am Abend schon füllt sich der Raum mit emsigen Hel- fern. Auf Schemeln, Kisten und Not- sitzen scharen sie sich um den Mais- haufen und gehen dem Riesen tap- fer zu Leibe. 36
	        

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